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Der Sportwissenschaftler Perikles Simon kritisiert die "fehlende Effizienz beim Antidoping-Kampf“. Der Dopingexperte von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sprach sich vor dem Sportausschuss unter Vorsitz von Dagmar Freitag (SPD) am Mittwoch, 10. November 2010, dafür aus, beim Antidopingkampf Steuermittel nur noch auf die Dopingprävention sowie den Antidopingkampf im Nachwuchsbereich und dem Breitensport zu fokussieren.
Doping im Spitzensport muss seiner Ansicht nach angesichts der "miserablen Erfolgsquote der Dopinganalytik“ über eine entsprechende Antidopinggesetzgebung und "scharfe Verfolgung“ unter Einsatz von Überwachungen der Finanztransaktionen oder auch Hausdurchsuchungen begegnet werden.
Scharfen Widerspruch zu seinen Thesen erntete Simon von Anja Berninger, kommissarische Geschäftsführerin der Nationalen Antidoping-Agentur (Nada). Simons Aussagen, wonach eine Senkung der Ausgaben für die konventionelle Analytik um 30 bis 40 Prozent erreichbar sei, ohne dass sich ein deutscher Athlet dadurch schlechter kontrolliert fühle, entbehrten jeder Grundlage.
Auch die Aussage, man solle den Leistungssport den staatlichen Ermittlungsbehörden überlassen und den Antidopingkampf auf den Breitensport beschränken, sei "bedenklich“. "Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem für Durchsuchungen zumindest ein Anfangsverdacht vorliegen muss“, sagte Berninger. In aller Deutlichkeit zurückweisen müsse sie zudem den Vorwurf der völligen Ineffektivität des deutschen Antidopingkampfes.
Professor Simon begründete sein "erschreckendes Fazit“ mit fehlenden finanziellen Mitteln für die Weiterentwicklung der Dopinganalytik. Reines Steroiddoping könne man zwar derzeit gut nachweisen, doch sei heutzutage molekulares Doping und Doping mit Peptihormonen relevant. "Hierfür haben wir jedoch noch keine suffizienten Nachweise“, sagte Simon. Um auf diesem Wege voranzukommen, sollten die Ausgaben in der konventionellen Analytik gesenkt und die frei werdenden Mittel für die Forschung in diesem Bereich verwendet werden.
Nada-Geschäftsführerin Berninger räumte ein, dass mit den herkömmlichen Nachweismethoden Dopingfälle wie der der Leichtathletin Marion Jones oder des Radsportlers Bernard Kohl nicht entdeckt worden wären. Durch das Einfrieren von Dopingproben sei jedoch eine Nachtestung aller deutscher Athleten auf das von Kohl benutzte Dopingmittel Cera möglich gewesen. Berninger machte auch deutlich, dass man angesichts der neuen Anforderungen bei den Probenentnahmen auch an eine Belastbarkeitsgrenze bei den Athleten stoße.
Die Athleten-Sprecherin Marion Rodewald machte deutlich, dass sich die deutschen Athleten den Anforderungen fügen würden, auch wenn immer öfter und immer kurzfristiger "vor den Kontrolleuren die Hose heruntergelassen werden muss“.
Die Hockey-Olympiasiegerin sprach sich dafür aus. Möglichkeiten zu schaffen, um es den Sportlern zu ermöglichen, sich anonym über eventuell unangemessenes Verhalten der Kontrolleure zu beschweren.
Auf die gestiegenen Anforderungen an die Dopingkontrolleure verwies Volker Lackmann von der Pricewaterhouse Coopers GmbH, die weltweit Dopingkontrollen durchführt. Dazu zählten die Tatsache, dass Proben inzwischen zu allen möglichen Zeitpunkten genommen würden, aber auch die erhöhten Forderungen nach "juristisch wasserdichten Proben“, sagte er. (hau)