Navigationspfad: Startseite > Presse > Pressemitteilungen > 2010 > 19.09.2010
Vorabmeldung
zu einem Interview in der nächsten Ausgabe der
Wochenzeitung
„Das Parlament“ (Erscheinungstag: 20. September
2010)
– bei Nennung der Quelle frei zur sofortigen
Veröffentlichung –
Die Haushaltspolitiker der Union wollen während den laufenden Beratungen des Haushalts 2011 die Neuverschuldung weiter senken. Dies betonte der haushaltspolitische Sprecher der Union, Norbert Barthle(CDU), in einem Interview der Wochenzeitung „Das Parlament“ (Erscheinungstag: 20.September 2010). Die Nettokreditaufnahme dürfe 2011 auf jeden Fall nicht höher liegen als 2010. Für dieses Jahr geht er dabei von einer Neuverschuldung von rund 55 Milliarden Euro aus. Auch bei den gleichzeitigen Beratungen des Haushaltsbegleitgesetzes gebe es noch einige Positionen, die im parlamentarischen Verfahren verändert werden müssten. „Aber vom Volumen her sollte dieses Paket eins zu eins in den Haushalt übertragen werden“, sagte Barthle. Änderungsbedarf beim Etatentwurf meldete der CDU-Politiker zudem etwa im Bauministerium bei der Städtebauförderung und dem CO2-Minderungsprogramm an.
Das Interview im Wortlaut:
Herr Barthle, auf
den Haushaltsausschuss kommt in den kommenden Monaten viel Arbeit
zu: Die Regierungsentwürfe für den Haushalt 2011 und
für das Haushaltsbegleitgesetz müssen beraten arden. Der
Etat sieht Ausgaben von 307,4 Milliarden Euro und eine
Neuverschuldung von 57,5 Milliarden Euro vor. Machen Ihnen die
Zahlen keine Angst?
Barthle:Angst
machen mir die Zahlen keine. Aber was die exorbitant hohe
Neuverschuldung anbelangt, kann einem dies durchaus Magengrimmen
verursachen. Dazu muss man aber sagen, dass wir während der
tiefsten Finanz- und Wirtschaftskrise, die wir jemals durchlebt
haben, viel getan haben, um möglichst gut und sicher durch das
tiefe Tal zu kommen. Dies ging nahezu ausschließlich zu
Lasten neuer Schulden, es hat sich aber im Nachhinein als richtig
erwiesen.
Wo setzt die
Regierung im Etat 2011 die richtigen
Akzente?
Barthle:Die
Regierung hat einen Entwurf vorgelegt, den wir Haushälter auch
nach der ersten Lesung im Bundestag in der vergangenen Woche sehr
begrüßen. Denn auch wir wollen, wie der Finanzminister,
wachstumsorientiert konsolidieren. Zukunftsbereiche wie Bildung und
Forschung werden von Einsparungen ausgenommen. Andererseits werden
mit diesem Entwurf die Staatsfinanzen mittelfristig auf eine solide
Grundlage gestellt.
Es ist das
Königsrecht des Haushaltsausschusses an dem Entwurf
Änderungen anzubringen. Sehen jetzt schon
Änderungsbedarf?
Barthle:Ja, mit
Sicherheit. Wir sind fest gewillt, während den Beratungen
für den Haushalt 2011, die schon jetzt absehbare
überraschend günstige Entwicklung des Jahres 2010 auch
auf den Haushalt 2011 zu übertragen.
Sehen Sie schon
wo?
Barthle:Das
betrifft zunächst mal die Höhe der Nettokreditaufnahme.
Auch bei den gleichzeitigen Beratungen über das
Haushaltsbegleitgesetz gibt es noch einige Positionen, die im
parlamentarischen Verfahren an der einen oder anderen Stelle
nochmals verändert werden. Aber, das muss ich hinzufügen,
vom Volumen her sollte dieses Paket eins zu eins in den Haushalt
übertragen werden.
Können Sie
schon eine neue Zahl für die Neuverschuldung 2011
nennen?
Barthle:Mit
Zahlen bin ich da noch zurückhaltend, weil sich die Dinge
wirklich wöchentlich ändern. Man kann jetzt schon
absehen, dass wir für das Jahr 2010 deutlich unter der
bisherigen Ist-Annahme von 65 Milliarden Euro landen werden. Ich
hoffe vielleicht sogar mehr als 10 Milliarden Euro darunter, also
bei 55 Milliarden Euro. Das würde dann aber auch Auswirkungen
haben auf die Netto-Kreditaufnahme 2011. Die wird dann auf keinen
Fall höher liegen als die Netto-Kreditaufnahme
2010.
Sie haben es gerade
schon angesprochen. Im Haushaltsbegleitgesetz, dem sogenannten
Sparpaket, sind weitere 11,2 Milliarden Euro Einsparungen
vorgesehen. Warum brauchen wir das Sparpaket
überhaupt?
Barthle:Dieses
Zukunftspaket ist ja ein Bündel von Maßnahmen, das
über vier Jahre hinweg einen Konsolidierungsbeitrag von mehr
als 80 Milliarden Euro vorsieht. Das ist das ambitionierteste
Paket, das je von einer Bundesregierung aufgelegt wurde, und es
versetzt uns in die Lage, in deutlich überschaubaren
Zeiträumen wieder zurückzukehren zu konsolidierten
Haushalten. Konsolidierte Haushalte sind nicht nur aus Sicht der
Haushälter die Voraussetzung für Vertrauen in die
politische Führung eines Landes. Sie sind Voraussetzung
dafür, dass Menschen und Unternehmen bereit sind, zu
konsumieren und zu investieren
Und was ist mit der
Schuldenbremse im Grundgesetz?
Barthle:Die
Schuldenbremse ist ein weiteres starkes, bindendes Glied, das uns
dazu zwingt, die Neuverschuldung abzubauen. Bis spätestens
2016 müssen wir bei einem Betrag von 0,35 Prozent des
Bruttoinlandproduktes landen. Diese im Grundgesetz verankerte
Schuldenbremse wird eine stärkere Bindewirkung entfalten als
der bisherige Paragraf 115 (Grenzen der Kreditaufnahme).
Konkret zum
Sparpaket: Wo soll das Geld eingespart
werden?
Barthle:Das
Sparpaket oder das Zukunftspaket ist so angelegt, dass wir etwa ein
Drittel im sozialen Bereich einsparen, etwa ein Drittel bei der
eigenen Verwaltung und etwa ein Drittel bei den Unternehmen, in dem
wir dort Gewinne abschöpfen. Das ist in erster Linie die
Kernbrennelemente-Steuer und die Steuer auf Flugtickets. Insgesamt
bedeutet dies, dass etwa zwei Drittel des Sparpakets durch
Ausgabenkürzung und etwa ein Drittel durch
Einnahmeverbesserung umgesetzt werden.
Die
Versorgungsunternehmen sollen 2,3 Milliarden Euro jährlich zum
Paket beitragen. Kommt das Geld?
Barthle:Nach
dem erzielten Kompromiss sehe ich da keine Gefahr mehr. Für
die nächsten Jahre können wir das Geld auf jeden Fall
verbuchen.
Die Opposition
hält das Paket für sozial unausgewogen. Teilen Sie die
Meinung?
Barthle:Das ist
ein sehr klug angelegtes, ausgewogenes Paket, dass sich auch nicht
den Vorwurf ans Bein binden lassen muss, es sei sozial unausgewogen
Denn der soziale Bereich macht innerhalb des Bundeshaushaltes weit
über die Hälfte aus, mehr als 54 Prozent unserer Ausgaben
fließen dorthin. Wir sparen da aber nur rund ein Drittel ein
– also nicht überproportional, sondern
unterproportional. Und man muss sehen, dass wir auch insbesondere
nicht bei denen sparen, die dauerhaft auf Hilfe angewiesen
sind.
Aber es kommt auch
Kritik aus den eigenen Reihen. So sind führende CSU-Politiker
gegen große Einschnitte in der Infrastruktur. Sehen Sie das
auch so?
Barthle:Was den
Verkehrs- und Bauetat anbelangt, sehe auch ich an der einen oder
anderen Stelle noch die Notwendigkeit, etwas nachzusteuern:
Städtebauförderungen und CO2-Minderungsprogramm zum
Beispiel. Aber generell gilt auch da, dass unter dem Strich die
Bilanzhöhe ausgewogen sein muss.
Also Sie erwarten in
diesem Bereich keine großen Diskussionen innerhalb Ihrer
eigenen Arbeitsgruppe. Wie ist dann die Zusammenarbeit mit dem
Koalitionspartner FDP?
Barthle:Die
Zusammenarbeit mit der FDP ist innerhalb des Haushaltsausschusses
überraschend gut! Also auch wenn in der öffentlichen
Darstellung immer so der Eindruck entsteht, die beiden
Koalitionspartner seien nicht die Liebesheirat wie
ursprünglich erwartet, kann ich für die Haushälter
sagen, da funktioniert das hervorragend. Eindrückliches
Beispiel: Wir hatten über die Sommermonate verschiedene
Interviews, unser Kollege Otto Fricke von der FDP und ich. Wir
haben uns ohne Absprache nahezu immer gleichlautend
geäußert. Also wir ticken da gleich.
Ihr Vorgänger,
Steffen Kampeter, hat mal gesagt, die Haushälter wären
die Prätorianergarde des Finanzministers. Gilt das immer
noch?
Barthle:Ein
schöner Vergleich. Das gilt mit Sicherheit weiter. Der
Finanzminister hat bei uns Haushältern absoluten
Rückhalt, solange er Linie hält. Also das ist ein
Treueverhältnis, das auf Gegenseitigkeit beruht. Wir
Haushälter sind diejenigen, die engagiert eintreten für
die Konsolidierung der Staatsfinanzen und der Finanzminister
ebenso. Ich hoffe, es kommt nicht irgendwann ein Satz wie damals
bei Schröder, der zu Eichel sagte, „Nun lass mal
Hans“. Wenn der Satz übertragen lauten würde
„Nun lass mal Wolfgang“ würden wir wahrscheinlich
nicht mitmachen.
Mit anderen Worten:
Die Koalition steht?
Barthle:Die
Koalition steht, was Haushalts- und Finanzpolitik anbelangt, wie
eine Eins. Ich würde mir wünschen, dass es in allen
anderen Bereichen auch so wäre.
»Das
Parlament« – Die Themen:
In der neuen Ausgabe der Wochenzeitung "Das Parlament",
Nummer 39 lesen Sie:
Spannender Schlagabtausch: Massive Oppositionsattacken und eine kämpferische Kanzlerin in der Generalaussprache des Bundestages (Seite 1)
Die Koalition steht": Der CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle im Interview (Seite 2)
Im Aufschwung sparen: Wie die Bundesregierung ab 2011 auf die Schuldenbremse treten will (Seite 3)
Kernspalterei: Auch die Debatte über den Umwelt-Etat wird
vom Streit um die AKW-Laufzeiten dominiert (Seite 6)
Dazu: Der Gorleben-Untersuchungsausschuss vor Ort (Seite 6)
Auftakt zum heißen Herbst: Die Reformpläne von Gesundheitsminister Rösler bestimmen die Aussprache über seinen Haushalt (Seite 7)
Klage erwogen: Die drei Hauptzahler beim Länderfinanzausgleich wollen das System zu ihren Gunsten ändern (Seite 9)
Weitere Themen sind unter anderen: Guttenberg und die Wehrpflicht. Die Landtage und die EU. Die Parlamentspräsidenten des Weimarer 'Dreiecks zur Zukunft Europas, Außerdem: Streit um die Fünf-Prozent-Hürde bei der Europawahl
Mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschehen".
Heute: Kinderrechte