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Das Parlament beschließt Gesetze und Anträge, im Plenum und in den Ausschüssen wird um politische Inhalte gerungen. Damit der Bundestag sein immenses Arbeitspensum bewältigen kann, müssen Sitzungen und Debatten, Initiativen und Redebeiträge vorbereitet werden. Termine abstimmen, planen, koordinieren, beraten - das ist Aufgabe der Mitarbeiter in den Fraktionen. Ein Blick hinter die Kulissen, in den Arbeitsalltag der Referenten.
An ihrer Arbeit schätzt die Juristin Dr. Christine Stüben die Überschneidung von Themenbereichen. Die Arbeitsgruppe VI der FDP-Fraktion ist daher genau der richtige Arbeitsplatz: "Bei den Themen Familie, Frauen, Jugend und Migration handelt es sich um Querschnittsthemen, die sich teilweise mit anderen Bereichen überschneiden. Dadurch ergibt sich eine große Bandbreite."
Stüben sieht sich weniger als Einflüsterin als vielmehr als fachliche Zuarbeiterin für die Arbeitsgruppe, als "wissenschaftliche Begleitung". So bereitete sie beispielsweise eine Kleine Anfrage eines Abgeordneten an die Regierung vor, die die "Bildungs- und Entwicklungschancen von Jungen" zum Thema hatte. Sie liefert ihrer Fraktionsführung auf Anfrage aktuelle Zahlen zum Thema "Frauen in der Politik" oder kommentiert als Vorbereitung für ihren Ausschuss parlamentarische Vorlagen. Manchmal arbeitet sie Abgeordneten für ihre Rede im Plenum zu.
Der Arbeitskreis VI ist thematisch weit gefächert und behandelt Bereiche wie Gesellschaftspolitik, Bildung, Forschung, aber auch Kultur und Medien. Stübens Tagesprogramm ist dabei an den Zeitplan der Sitzungswoche gekoppelt: "Wenn wir eine Initiative ins Parlament einbringen wollen, muss sie bis Freitag an die zuständigen Arbeitskreise verschickt sein, damit sie in der darauffolgenden Woche in den Arbeitskreisen diskutiert und in der Fraktion beschlossen werden kann."
Meist fängt ihr Tag mit einer kurzen Zeitungslektüre an, in der sie die Medien nach ihren Themen selektiv durchforstet und die Artikel dazu überfliegt, um die tagespolitischen Entwicklungen mitzuverfolgen. In Sitzungswochen ist die Zeit knapp und erfordert eine gedrängtere Arbeitsweise: "Dann les ich mir einfach die Pressemappe durch."
Vor Kurzem hat sie eine Dienstreise in die USA gemacht im Rahmen eines offiziellen Austauschprogramms, um sich die Vorgehensweise der amerikanischen Parlamentsarbeit anzuschauen und deren Regierungsarbeit mit der hiesigen zu vergleichen unter Frageaspekten wie beispielsweise: Wo werden Gesetze gemacht?
"Den Vergleich mit dem amerikanischen Gesetzgebungsverfahren fand ich sehr interessant, denn da bekommt man einen ganz anderen Blick auf die eigene Arbeit", so Stüben. Im Mai dieses Jahres waren zehn Mitarbeiter aus den USA in Berlin, um bei der Wahl des Bundespräsidenten und dem 60. Jahrestag der Bundesrepublik Deutschland dabei zu sein und sich im Bundestag über die Arbeit der Abgeordneten und Mitarbeiter sowie aktuelle politische Fragen zu informieren.
Stüben studierte in Passau und München und promovierte in Konstanz im Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht. Für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung hat sie Vorträge im In- und Ausland gehalten. Sie war Landes- und Regionalgruppenvorsitzende beim Deutschen Juristinnenbund und Frauenbeauftragte der Sektion der Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz.
Im Januar 2006 begann sie ihre Arbeit als Referentin: "Da waren die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen und es ging dann auch gleich richtig los." Seitdem begleitete sie Themen wie Elterngeld, Fragen des Kinderschutzes oder der Finanzierung von Frauen- und Kinderschutzhäusern.
Es gibt aber auch fraktionsübergreifende Initiativen wie beispielsweise den Gesetzentwurf zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes. Hier gab es fraktionsinterne Treffen der FDP-Abgeordneten und ihrer Mitarbeiter, die diesen Gruppenantrag unterstützten: "Da wurden die für die Gruppe der FDP wichtigen Eckpunkte festgelegt."
Weil es ein Gruppenantrag war, trafen sich die Abgeordneten anschließend fraktionsübergreifend mit den Abgeordneten der anderen Fraktionen, um die Anträge zusammenzuführen und abzustimmen. "Gruppenanträge sind dementsprechend immer ein wenig schwieriger, wenn sich die Abgeordneten der verschiedenen Fraktionen auf eine möglichst gemeinsame Position einigen möchten."
Trotz dieser inhaltlich politischen sehr intensiven Arbeit kann sie sich nicht vorstellen, einmal in die erste Reihe, also die der Politiker, zu wechseln. Dazu bei trägt sicherlich ihre charakteristische Bescheidenheit. Nach ihrem bisher größten beruflichen Erfolg in ihrer Referentinnenzeit gefragt, antwortet sie schlicht: "Es ist ja gar nicht mein Erfolg, sondern der Erfolg der Arbeitsgruppen."