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Das freiwillige Engagement der über 60-Jährigen hat in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Das ist eines der Ergebnisse des Erstberichtes zum dritten Freiwilligensurvey, die Dr. Thomas Gensicke vom Institut TNS Infratest Sozialforschung in München dem Unterausschuss "Bürgerliches Engagement" unter Vorsitz von Markus Grübel (CDU/CSU) am Mittwoch, 21. April 2010, präsentiert hat.
Bei dem Freiwilligensurvey handelt es sich um eine repräsentative telefonische Bevölkerungsumfrage von etwa 20.000 Personen zum bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement, die im Fünf-Jahres-Rhythmus (1999/2004/2009) wiederholt wird. Danach hat sich das Engagement der über 60-Jährigen im Jahr 2009 um sieben Prozentpunkte im Vergleich zu 1999 auf 37 Prozent gesteigert. In der Altersgruppe der über 70-Jährigen habe es in dem gleichen Zeitraum ein Plus von fünf Prozentpunkten auf 25 Prozent gegeben, sagte Gensicke. Damit, so der Sozialforscher, werde der zu verzeichnende Rückgang bei den Jüngeren ausgeglichen. "Die Älteren haben uns rausgerissen“, sagte Gensicke.
Nach wie vor unterschiedlich sei die Engagementquote von Männern (2009: 40 Prozent) und Frauen (2009: 32 Prozent). Während sich Männer in den verschiedenen Altersbereichen relativ gleichmäßig engagieren würden, sei bei Frauen eine regelrechte "Engagementlücke“ zu verzeichnen, sagte der Forscher. Diese sei im Bereich der 20 bis 29-Jährigen und der über 70-Jährigen zu verzeichnen.
Stark verbessert im Vergleich zu 1999 habe sich das Engagementklima. Die grundsätzliche Bereitschaft ein Engagement zu übernehmen sei von 26 Prozent (1999) auf 37 Prozent (2009) gestiegen, auch wenn die Zahl der freiwillig Engagierten im Jahre 2009 ebenso bei 36 Prozent gelegen habe wie 2004. 1999 seien es noch 34 Prozent gewesen.
Bei den 14 bis 24-Jährigen gebe es eine große Bereitschaft sich zu engagieren, sagte Gensicke. Dennoch sei die Zahl der tatsächlich Engagierten leicht gesunken (1999: 37 Prozent; 2004: 35 Prozent; 2009: 35 Prozent). "Hier müssen die Potenziale abgerufen werden“, forderte er.
Obwohl der Anstieg der Engagierten in der bevölkerungsstarken Gruppe der Älteren zu begrüßen sei, müsse die Frage gestellt werden, wie es weitergeht, sagte Gensicke. Das aus dem Freiwilligensurvey abzulesende Verhalten der mittleren Jahrgänge lasse den Schluss zu, dass diese ihr Engagement reduzieren würden. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass der derzeitige enorme Schub bei den Älteren nicht mehr kommen wird“, schlussfolgerte er. Die Bemühungen, die Menschen in ein Engagement zu bringen, müssten folglich gestärkt werden.
Peter Tauber von der Unionsfraktion begrüßte es , dass durch das Survey eine Übersicht über die kommunale Ebene des Engagements erreicht werde, regte zugleich aber an, die Probleme der unterschiedlichen Bereiche des Engagements aufzuschlüsseln. Der SPD-Abgeordnete Sönke Rix vermisste in Gensickes Bericht Aussagen über das Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund. Eigenständige Erhebungen für diese Gruppe habe man in der Tat nicht gemacht, sagte der Sozialforscher, da dafür die derzeit zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht ausreichen würden. Gleichwohl seien auch Menschen mit Migrationshintergrund, wenngleich auch die "gut integrierten“, befragt worden.
Florian Bernschneider (FDP) sagte, es müsse erkannt werden, warum vorhandene Potenziale nicht ausgenutzt würden. Es sei wichtig, Anlaufstellen für Interessierte zu erweitern, betonte er.
Auf die unterschiedlichen Zahlen bei Frauen und Männern ging Heidrun Dittrich von der Linksfraktion ein. Während Männer sich vielfach politisch engagieren würden, "in Bereichen, wo es später etwas zu gewinnen gibt“ und damit "auch in der Freizeit an der beruflichen Karriere arbeiten“, kümmerten sich Frauen "um die Fußgängerampel für ihr Kind“. Dies würde jedoch nicht zu verbesserten Berufschancen führen.
Britta Haßelmann von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zeigte sich enttäuscht darüber, dass entgegen der vor dem dritten Freiwilligensurvey getroffenen Entscheidung nun doch keine eigenständige Untersuchung zum Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund geplant sei. Ein Vertreter des Bundesfamilienministeriums sagte jedoch zu, eine solche qualitative Studie in Auftrag zu geben. Ergebnisse sollen dann 2011 vorliegen.