Bronzeskulptur für das Brüsseler Bundestagsbüro

Stier

Die Präsidialebene im Reichstagsgebäude des Deutschen Bundestags schmückt eine neue Bronzeskulptur des Künstlers Michael Jastram. Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert würdigte vor allem die überzeugende künstlerische Umsetzung des aktuellen Themas Europa. Es werde deutlich, dass nicht nur von einer Mythologie ausgegangen, sondern diese in die Gegenwart projiziert werde, sagte der Bundestagspräsident bei der Einweihung der Skulptur am Montag, 9. Mai 2011, in Anwesenheit des Künstlers. Unter dem Titel "Europa und der Stier“ setzt sich Jastram mit der Vielschichtigkeit des europäischen Gedankens und auch seinen Kritikern auseinander.

Anlässlich des Europatages vorgestellt worden

Die Skulptur ist anlässlich des Europatages vom Bundestag vorgestellt worden. Sie ist derzeit auf der Präsidialebene des Reichstagsgebäudes zu finden. Ihren ständigen Standort soll sie aber im Verbindungsbüro des Deutschen Bundestages in Brüssel bekommen.

Im Mittelpunkt der 70 Zentimeter hohen und 67 Zentimeter breiten Skulptur steht die massige Gestalt des Stiers, die sich, aufgegliedert in tektonische Platten, kubisch aufbaut. Ein angedeutetes Rad verwandelt den Stier in ein Vehikel. Oben sitzt, im Vergleich zum Stier klein und zerbrechlich, die Europa.

Mahnung vor Unbeweglichkeit und falscher Selbstgewissheit

Jastram benutzt die bekannte griechische Mythologie von der Entführung der phönizischen Prinzessin Europa, um sie als Grundlage seiner Beschreibung vom Zustand Europas zu nehmen. Dabei will er sein Werk als bildhafte Mahnung vor Unbeweglichkeit und falscher Selbstgewissheit verstanden sehen.

Mit der Skultur "Europa und der Stier“ hat der Bundestag bereits das zweite Kunstwerk Michael Jastrams erworben. Zur Kunstsammlung des Parlaments gehört bereits die Skulptur "Turm“, in der durch eine Balancierstange Fragilität und Gefährdet-Sein ausgedrückt werden.

Existenzkampf, Einsamkeit, Rastlosigkeit

Jastram ist der Sohn des bekannten ostdeutschen Bildhauers Jo Jastram, der zu den bedeutendsten Künstlern der ehemaligen DDR zählte. Viele der Werke Michael Jastrams erzählen vom Existenzkampf, von Einsamkeit und Rastlosigkeit.

Wie auch sein Vater setzt sich Michael Jastram mit Mensch- und Tierdarstellungen auseinander, die aber oft durch abstrakte Konstruktionen ergänzt werden. Michael Jastram studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und wurde 1989 aus der DDR augebürgert. Der 57-jährige Künstler lebt und arbeitet in Berlin. (sn)