Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Jun 2010 > Wirtschaft pl�diert f�r Verschiebung des Nachhaltigkeitsstandards f�r Biomasse
Berlin: (hib/HAU/JOH) Die an der Erzeugung und Nutzung aus fl�ssiger Biomasse hergestellter Energie beteiligte Wirtschaft fordert eine Verschiebung der Nachhaltigkeitsstandards f�r Biostrom und Biokraftstoffe. Das wurde w�hrend einer �ffentlichen Anh�rung des Umweltausschusses am Mittwochvormittag deutlich. Klaus-Dieter Schumacher vom Agrar-Handelsunternehmen Toepfer International sprach sich dabei f�r die von den Koalitionsfraktionen geplante �nderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und der Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung (17/1750) aus. Erst ab 1. Januar 2011 soll demnach die Pflicht gelten, zur Stromerzeugung aus fl�ssiger Biomasse nur solche aus nachhaltiger Herstellung zu verwenden, sofern der erzeugte Strom nach den Ma�gaben des EEG verg�tet werden soll. Nach bisheriger Gesetzeslage soll die Pflicht ab 1. Juli 2010 gelten.
Eine Verschiebung sei ”unvermeidbar“, sagte Schumacher und verwies darauf, dass alle Beteiligten ”Neuland“ betreten w�rden und zudem die n�tigen Durchf�hrungsbestimmungen erst ”in letzer Minute“ erhalten h�tten. Die Wirtschaft habe sich zwar darauf vorbereitet, die Ernte 2010 als nachhaltig zu zertifizieren. Es sei jedoch zu ”Engp�ssen“ gekommen, da bis vor kurzem nicht klar gewesen sei, wie und wer zertifiziert werden solle. Die Zertifizierung sei in folge dessen ”schwer angelaufen“, sagte Schumacher und verwies darauf, dass es nur elf anerkannte Zertifizierer gebe, die begrenzt Personal zur Verf�gung h�tten. ”Nur wenn es zu einer Verschiebung kommt, wird es m�glich sein, nachhaltig zertifizierte Biomasse zur Aufrechterhaltung der bisherigen Biomenge f�r die M�rkte zu beschaffen“, sch�tzte Schumacher ein.
F�r die Zertifizierungswirtschaft sei angesichts von 1.500 Unternehmen im Erfassungssektor, 250 �lm�hlen und etwa 4.500 landwirtschaftlichen Betrieben, die stichprobenartig untersucht werden, auch der 1. Januar 2011 ein ”ambitioniertes Ziel“, sagte Peter J�rgens von der REDcert GmbH, einer Gesellschaft zur Zertifizierung nachhaltig erzeugter Biomasse. Es werde alles unternommen, um dies umzusetzen, sagte er. Es gehe dabei jedoch nicht allein um eine Fristeinhaltung, sondern um eine ”sorgf�ltige und mit der gebotenen Ernsthaftigkeit“ vorzunehmende Zertifizierung, um Akzeptanz auf Seiten der Anwender zu schaffen. Das Verfahren d�rfe keine ”Formalnummer“ werden, forderte J�rgens.
Gegen die geplante Verschiebung sprach sich Martina Fleckenstein von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland aus. Es w�re, sagte Fleckenstein, schon die zweite Verschiebung, da das EEG urspr�nglich zum 1. Januar 2010 in Kraft treten sollte. ”Unsere Bef�rchtung ist, dass wir im November wieder hier sitzen und �ber eine weitere Verschiebung diskutieren“, sagte sie. Es sei aus ihrer Sicht auch nicht nachvollziehbar, warum die Industrie sich so �berrascht von den Zertifizierungsbem�hungen gebe. Es sei doch schon 2006 von der Politik die Initiative ergriffen und ein ”sehr gutes Zertifizierungssystem entwickelt worden“, welches seit Januar 2010 anerkannt sei.
Auf die Situation der ”kleinen dezentralen �lm�hlen“ in Deutschland ging Thomas Kaiser vom Institut f�r Energie- und Umwelttechnik ein. In den letzten Jahren seien 300 von ihnen aufgebaut worden. Sie seien ein St�tzelement der Landwirtschaft. Nur eine davon sei bisher zertifiziert, sagte Kaiser. Ohnehin rufe bei den Beteiligten der Gedanke, �lm�hlen, die ohne jede Chemie arbeiten w�rden einer Zertifizierung zu unterziehen ”Kopfsch�tteln“ hervor. Kaiser pl�dierte daher f�r eine ”Verschiebung oder eine Sonderstellung“. ”Wir erw�rgen sonst die kleinen �lm�hlen“, warnte er. Dies w�re schade, weil sie k�nftig ”dringend gebraucht w�rden“.
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