Navigationspfad: Startseite > Der Bundestag > Aufgaben > Weitere Aufgaben > Wahl des Bundespräsidenten > Vom Flüchtlingskind zum Bundespräsidenten
Horst Köhler kandidiert für eine zweite Amtszeit
Prof. Dr. Horst Köhler ist seit dem 1. Juli 2004 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. In der Bundesversammlung am 23. Mai 2004 hatte er sich gegen Prof. Dr. Gesine Schwan mit 604 gegen 589 Stimmen durchgesetzt.
Köhler wurde am 22. Februar 1943 in Skierbieszów (Polen) geboren. Seine Eltern waren deutschstämmige Bauern aus dem rumänischen Bessarabien, die zwangsweise in das von der Wehrmacht besetzte Polen umgesiedelt worden waren. Er ist das siebte von acht Kindern.
1944 flüchtete die Familie vor den sowjetischen Truppen in die Nähe von Leipzig. 1953 gelang ihr die Flucht in die Bundesrepublik, wo nach vier Jahren in verschiedenen Flüchtlingslagern das schwäbische Ludwigsburg 1957 endgültig zur neuen Heimat wurde.
Nach dem Abitur 1963 leistete Köhler einen zweijährigen Wehrdienst ab und wurde Leutnant der Reserve. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften schloss er 1969 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen ab. Am dortigen Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung arbeitete er anschließend als Referent.
Ebenfalls 1969 heiratete er die Ludwigsburger Lehrerin Eva Luise Bohnet. 1977 promovierte Köhler an der Universität Tübingen. Das Thema seiner Dissertation lautete “Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt“.
Bereits 1976 war Köhler in die Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums in Bonn eingetreten. 1981 wechselte er als Referent von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg in die Staatskanzlei Schleswig-Holstein nach Kiel.
Als Stoltenberg 1982 Bundesfinanzminister wurde, ging Köhler mit und arbeitete im Leitungsstab des Finanzministeriums. Er wurde Leiter des Ministerbüros und übernahm später die Grundsatzabteilung des Bundesfinanzministeriums und die Abteilung Geld und Kredit, zuständig für die internationale Finanz- und Währungspolitik.
1990 ernannte ihn Bundesfinanzminister Theo Waigel zum Staatssekretär. Köhler verhandelte mit der DDR-Führung über die deutsch-deutsche Währungsunion und handelte in Moskau das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR aus. Er war Chefunterhändler bei den Verhandlungen über den Maastrichter Vertrag, der die Schaffung einer Europäischen Währungsunion festlegte.
Zugleich war Köhler persönlicher Beauftragter ("Sherpa“) von Bundeskanzler Helmut Kohl für die Weltwirtschaftsgipfel der seinerzeit sieben führenden Industrienationen.
1993 schied Horst Köhler aus der Bundesregierung aus und wurde Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. 1998 bat ihn Helmut Kohl, Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London zu werden. Aufgabe der Bank ist es, Marktwirtschaft und Demokratie in den ehemaligen Ostblockstaaten aufzubauen.
Auf Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde Köhler im Jahr 2000 Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington. Dort leitete er umfangreiche Reformen ein.
2003 ernannte ihn die Universität von Tübingen zum Honorarprofessor. Am 4. Mai 2004 benannten CDU, CSU und FDP Horst Köhler zum gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten
Horst Köhler ist evangelisch, verheiratet, hat zwei Kinder und ist seit 1981 Mitglied der CDU. Die Mitgliedschaft ruht während seiner Amtszeit als Bundespräsident.