Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Textarchiv > 2010 > IPS-Stipendiaten im Interview
Vier Monate voller neuer Eindrücke liegen hinter ihnen, ein Monat noch vor ihnen: Rawan Suleiman aus Israel, Agata Kloc aus Polen und Neil Walther aus den USA gehören zu den 114 jungen Leuten aus 27 Ländern, die in diesem Jahr am Internationalen Parlamentsstipendium (IPS) des Deutschen Bundestages teilnehmen. In ihrer Zeit in Deutschland haben sie nicht nur ein neues Land für sich entdeckt, sondern auch die Arbeit im deutschen Parlament kennengelernt, mitgearbeitet, Kontakte zu den anderen Stipendiaten geknüpft und auch eine Menge über ihr eigenes Land erfahren, sagt der 22-jährige Neil Walther im Gespräch mit den beiden anderen Stipendiatinnen und dem CDU-Abgeordneten Wolfgang Börnsen in einer Studioproduktion des Parlamentsfernsehen vom 30. Juni 2010 (Video): "Man gewinnt eine neue Weltsicht, und wenn man sein eigenes Land von außen betrachtet, lernt man es besser kennen."
Voller Terminkalender
Der Terminkalender der jungen Leute war voll in den letzten Monaten: Neben der Mitarbeit in dem Büro eines Abgeordneten haben sie Seminare an einer der drei Berliner Universitäten belegt, eine Facharbeit über ein politisches Thema geschrieben und einen Wahlkreis besucht.
Die Reise führte Suleiman und Walther in den hohen Norden, in den Wahlkreis Flensburg-Schleswig von Wolfgang Börnsen (CDU/CSU), des "Vaters des IPS-Programms".Börnsen ist seit vielen Jahren Berichterstatter der Kommission des Ältestenrates des Deutschen Bundestages für internationale Austauschprogramme.
"Bei so einer Reise lernen die jungen Leute unser Land besser kennen und auch den Umgang mit den Bürgern vor Ort", erklärt Börnsen in der Sendung den Hintergrund der Reise. Auch ein wenig Plattdeutsch ist hängen geblieben: "Schnacken" und "mal kieken" haben die beiden aufgeschnappt.
"Mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede"
Beeindruckt hat Neil Walther auch die Reise der IPS-Stipendiaten nach Brüssel. Auch als Nicht-EU-Bürger interessiere ihn, wie das "Experiment EU" funktioniert.
Und an was alles gedacht werden muss, wie etwa die Frage der Dolmetscher: "In den USA haben wir auch verschiedene Kulturen, aber nur eine Sprache", sagt Walther, der beim Vergleich zwischen den USA und Deutschland insgesamt "mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede" feststellt. Wichtig sei es, die Gemeinsamkeiten zu stärken und nicht die Unterschiede zu betonen.
"Idealer Zeitraum"
"Fünf Monate sind der ideale Zeitraum, um möglichst viel kennenzulernen und das auch verarbeiten zu können", sagt Rawan Suleiman, die im Büro von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) arbeitet. Und Agata Kloc pflichtet ihr bei. Künftigen IPS-Stipendiaten gibt sie den Tipp, "alles zu fragen, locker, freundlich, tolerant und selbstbewusst zu sein".
"Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es am besten ist, allen Leuten im Bundestag, auch den Abgeordneten, auf Augenhöhe zu begegnen", sagt Kloc, die selber von Tipps ehemaliger IPS-Stipendiaten profitiert hat.
Engagement im Alumni-Netzwerk
Mit einer Broschüre der polnischen Alumni-Vereinigung hat sie sich schon im Vorfeld über ganz praktische Dinge für ihre Zeit in Deutschland und im Bundestag informiert, die sie im Büro von Hans-Michael Goldmann (FDP), Vorsitzender des Ernährungsausschusses, verbringt: Wo gehe ich am besten einkaufen? Wie bekomme ich einen Internetanschluss? Wo finde ich den nächsten Geldautomaten?
Nicht nur Agata Kloc, sondern auch Rawan Suleiman und Neil Walther wollen sich künftig im IPS-Alumni-Netzwerk engagieren. Wie das funktioniert, werden sie bei einem Treffen mit den Vorsitzenden der Alumni-Vereinigungen in Berlin erfahren. Noch liegt aber ein Monat in Deutschland vor ihnen - der fünfmonatige Aufenthalt endet am 31. Juli 2010. "Und dann müssen wir erst mal wieder zuhause ankommen", sind sich die drei einig.