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Hunger, Entbehrung und Enttäuschung über den Kriegsverlauf verstärkten in der Bevölkerung den Wunsch nach einer politischen und gesellschaftlichen Neuordnung. Anfang November 1918 weiteten sich Aufstände kriegsmüder Matrosen in Kiel und Wilhelmshaven zu einer Revolution aus. Als sie am 9. November Berlin erreichte, erklärte Reichskanzler Max von Baden zur Beruhigung der Demonstranten eigenmächtig den Thronverzicht des Kaisers. Wenig später rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus und kam damit der Proklamierung der "freien sozialistischen Republik" durch Karl Liebknecht um zwei Stunden zuvor.
Während die linkssozialistischen Kräfte eine Räterepublik nach sowjetrussischem Vorbild anstrebten, wollten Sozialdemokraten und bürgerliche Parteien eine parlamentarische Demokratie errichten. Auf dem Ersten Reichskongress der Arbeiter und Soldatenräte im Dezember 1918 hatte sich eine große Mehrheit für die Wahl zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung ausgesprochen. Die Auseinandersetzung um die politische Gestaltung der Republik nahm im Januar 1919 eine blutige Wendung. Die radikale Linke versuchte, ihre Vorstellungen mit Waffengewalt durchzusetzen, doch die Befürworter der Demokratie entschieden den Kampf für sich.
Bei der Wahl am 19. Januar 1919 stimmte eine überwältigende Mehrheit für die demokratischen Parteien. Erstmals besaßen Frauen ein aktives und passives Wahlrecht. Am 6. Februar trat die Nationalversammlung zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Wegen der revolutionären Unruhen in Berlin wich die Versammlung für rund ein halbes Jahr nach Weimar aus. Zum ersten Reichspräsidenten wurde Friedrich Ebert (SPD) gewählt. Eine Koalition aus SPD, Zentrum und DDP bildete die provisorische Regierung unter dem Ministerpräsidenten Philipp Scheidemann. Hauptaufgabe der Nationalversammlung war die Ausarbeitung einer neuen, demokratischen Verfassung.