Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Februar 2011 > Lahmeyer-Mitarbeiter nährt Zweifel an Baugrunderkundung
”Ich sollte Kriterien für die Eignung von Endlagern und zur Endlagerung erarbeiten“, sagte D. Außerdem habe er Szenarien für einen größten anzunehmenden Unfall (GAU) entwickelt. Sein Vorgesetzter, Abteilungsleiter Kurt S., hatte dagegen den Arbeitsauftrag Lahmeyers in Gorleben in den Jahren 1978 bis 1979 mit reinen Baugrunderkundungen für oberirdische Anlagen beschrieben. ”Es ging bei unseren Bohrungen nie nur um die Erkundung des Baugrunds“, entgegnete D. und erklärte, Auszüge aus Papieren zu besitzen, welche das Arbeitsziel der Erkundung auf Endlagereignung skizzieren. 30 Bohrungen hatte Lahmeyer den Angaben zufolge auf dem Gorlebener Gelände vorgenommen.
Der Erste Untersuchungsausschuss des Bundestags geht der Frage nach, ob es bei der Entscheidung der Bundesregierung im Jahr 1983, sich bei der Suche nach einem Endlager für radioaktiven Abfall auf den möglichen Standort Gorleben zu beschränken, zu Manipulationen oder Einflussnahmen auf Wissenschaftler gekommen ist.
”Das Wort Manipulation will ich nicht benutzen“, sagte D., ”es gab Daten, die mit anderen Prioritäten beurteilt wurden“. Messergebnisse seien zweckgebunden interpretiert worden, um die Projektplanbarkeit von Gorleben zu erhöhen. Ursprünglich habe Lahmeyer keinen einzigen Standort favorisiert. Man habe auf einen großen Auftrag zur Prüfung mehrerer Standorte gehofft. Im Jahr 1981 habe es dann von Behördenseite eindeutige Signale gegeben, sich auf Gorleben zu beschränken. Damit hätten die Einflussnahmen begonnen. ”Daten im roten Bereich sind zum Beispiel nachträglich derart eingestuft worden, dass sie im grünen Bereich erschienen“, sagte D. vor dem Ausschuss. Die Erfahrungen seiner Firma seien ebenso außer Acht gelassen worden wie Warnungen vor dem Mineral Anhydrit, welches Hebungen in der Erde verursachen kann. ”Auch wurden aus Schweden importierte Vorschläge zur objektiven Begutachtung von den Behörden nicht beachtet.“ Seine Berichte seien in der Endfassung entschärft, seine Ergebnisse relativiert worden. Auf Fragen der Unions-Fraktion sagte er jedoch: ”Ich kann mich nicht erinnern, welche Person Einfluss genommen hat.“
Der promovierte Hydrologe berichtete ferner von seinem damaligen Eindruck, die beteiligten Fachpersonen und Universitäten hätten nicht über das nötige Fachwissen zur Bewertung einer Eignung verfügt, ”das lag damals bei der Industrie“. Es habe kein strategisches Management gegeben. ”Das war ein mangelndes Verfahren, das nicht internationalen Standards entsprach. Es war wackelig und unbedarft“, betonte D. Von Behördenseite sei den Fachkollegen im Baubüro in Lüchow-Dannenberg untersagt worden, über den Sachstand wissenschaftlich zu diskutieren. ”Das war nicht gern gesehen“, sagte der 67-Jährige.
D. sagte, der Großauftrag einer Untersuchung mehrerer Standorte sei geschwunden und habe sich auf Gorleben verkleinert. Nach und nach hätten Studenten der TU Braunschweig die Lahmeyer-Ingenieure bei der Kontrolle der Bohrungen ersetzt. ”Das hat mich verärgert“, erinnerte sich D.
Während der Sitzung legte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen Vermerk der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) vor. In diesem sei von einem Auftrag für Lahmeyer für hydrologische Arbeiten die Rede, hieß es. Ein anderes Papier dokumentiere umfangreiche Verhandlungen über die Kostengestaltung.
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