Regierung: Bevölkerung geht laut Modellberechnungen bis 2060 auf 65 bis 70 Millionen zurück

Inneres/Antwort auf Große Anfrage - 31.01.2012

Berlin: (hib/STO) Die Bevölkerung in Deutschland wird laut Bundesregierung nach Modellberechnungen des Statistischen Bundesamtes bei Fortsetzung der aktuellen demografischen Trends bis 2060 auf 65 bis 70 Millionen Menschen zurückgehen. „Das wären bis zu 17 Millionen Einwohner weniger oder ein Rückgang um 14 Prozent bis 21 Prozent innerhalb von 50 Jahren“, schreibt die Regierung in ihrer Antwort (17/8372) auf eine Große Anfrage der SPD-Fraktion (17/6377). Danach nimmt die Bevölkerung seit dem Jahr 2003 ab und ist mit Stand vom März vergangenen Jahres auf 81,7 Millionen Einwohner gesunken, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten immer mehr übersteigt und die hohen Sterbefallüberschüsse seit 2003 nicht mehr von Wanderungsüberschüssen ausgeglichen werden, also der positiven Differenz zwischen Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland.

Wie aus der Antwort weiter hervorgeht, wird der Rückgang der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter ab dem Jahr 2015 aufgrund des Eintritts der geburtenstarken Jahrgänge in das Rentenalter deutlich schneller verlaufen als der Rückgang der Gesamtbevölkerung. Dabei haben der Regierung zufolge die Reformen der gesetzlichen Rentenversicherung in den vergangenen Jahren, insbesondere die schrittweise Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre, die „Basis für langfristig tragbare Rentenfinanzen geschaffen“. Die „Rente mit 67“ werde „nicht nur dazu beitragen, dass Arbeitnehmer künftig länger arbeiten“, sondern in den kommenden Jahren auch zu einer spürbaren Entlastung der öffentlichen Haushalte führen.

„Elementar verändern“ wird sich laut Vorlage auch der Altersaufbau der Bevölkerung. Bereits in den kommenden beiden Jahrzehnten werde der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung deutlich steigen. Heute bestehe sie mit jeweils einem Fünftel noch fast zu gleichen Teilen aus Kindern und jungen Menschen unter 20 Jahren und aus 65-Jährigen und Älteren. Im Jahr 2030 würden die 65-Jährigen und Älteren bereits etwa 29 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Im Jahr 2060 werde dann jeder Dritte (34 Prozent) 65 Jahre oder älter sein.

Mit der wachsenden Zahl alter und hochbetagter Menschen wird den Angaben zufolge in den nächsten Jahren auch die Zahl der Pflegebedürftigen zunehmen. Nach Vorausberechnungen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder werde ein Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit rund 2,42 Millionen auf rund 2,9 Millionen bis zum Jahr 2020 und auf rund 3,37 Millionen bis zum Jahr 2030 prognostiziert. Dabei gehe diese Vorausberechnung von gleichbleibenden altersspezifischen Pflegequoten aus. Wenn es gelinge, mit der steigenden Lebenserwartung auch den Eintritt von Pflegebedürftigkeit in ein durchschnittlich höheres Lebensalter zu verschieben, könne der Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen auch geringer ausfallen.

Als einen weiteren Aspekt des demografischen Wandels nennt die Bundesregierung die steigende Mobilität Älterer. Zudem werde der Bedarf nach Sicherheit und Barrierefreiheit ebenso wachsen wie die Bedeutung von Service- und Lieferverkehr. Trotz abnehmender Bevölkerungszahlen werde auch die Zahl der privaten Haushalte in den nächsten Jahren noch weiter steigen. Mit dem Anwachsen kleiner Haushalte wachse die Nachfrage nach Wohnraum pro Kopf und damit die Wohnraumnachfrage insgesamt an. Angesichts der steigenden Seniorenzahlen sei auch der altersgerechte Umbau von Wohngebäuden und Stadtquartieren von zunehmender Bedeutung.

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