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Nein, es fand keine Sondersitzung des Bundestages statt. Die Geräuschkulisse, die am Montag, 13. Februar 2012, durch das Reichstagsgebäude zog, stammte nicht von erregt diskutierenden Abgeordneten. Vielmehr hatten rund 800 Kinder im Rahmen des zweiten Kindertages des Bundestages in diesem Jahr das Reichstagsgebäude besichtigt. Unter ihnen auch Schulklassen aus den Wahlkreisen der Abgeordneten Angelika Krüger-Leißner (SPD), Swen Schulz (SPD) und Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU).
Die Kinder ließen sich alle erläutern, was ein Hammelsprungverfahren ist, wer im Plenarsaal in der Mitte sitzt und warum die Kuppel ein Loch hat. Für die Fünftklässler einer Berlin-Tempelhofer Grundschule war es ziemlich überraschend, dass weder Angela Merkel (CDU) noch Bundespräsident Christian Wulff den Platz in der Mitte einnehmen.
Die Auskunft des Besucherführers des Bundestages, dass dort der Bundestagspräsident Norbert Lammert sitzt und die Debatten leitet, nahmen sie staunend zur Kenntnis. "Der Christian Wulff wohnt ja auch in einem Schloss", erinnerte sich der zehnjährige Klas. Wo die Bundeskanzlerin zwar nicht wohnt, aber zumindest arbeitet, bekamen die Kinder später gezeigt. "Ganz schön groß, das Büro", staunten sie beim Blick auf das Kanzleramt. In der "Waschmaschine" würden außer der Kanzlerin noch viel mehr Menschen arbeiten, beruhigte der Besucherführer. Den Spitznamen verdanke das Gebäude dem großen runden Fenster, erläutert er.
Ganz schön groß ist auch der Adler, der im Plenarsaal hängt, finden die Kinder. "Wie viele Quadratmeter sind das denn?", lädt der Besucherführer zum Schätzen ein. Die Angebote sind vielfältig: Sie reichen von 5 bis zu 300. Tatsächlich hat das 1,5 Tonnen schwere Tier einer Grundfläche von mehr als 58 Quadratmetern. "Ist ja größer als unser Klassenzimmer", zeigt sich auch die Lehrerin überrascht.
An dem für blinde Besucher geschaffenen Tastmodell beginnt dann der Wettbewerb: Wer findet das Reichstagsgebäude. Mit geschlossenen Augen fliegen die Hände über die Bauten des Regierungsviertels. "Das ist die Kuppel", vermeldet der Tastsieger Lasse. Vom Besucherführer gibt es dann die Erklärung für das Loch in der Kuppel. Dank des dadurch entstehenden Kamineffektes werde die verbrauchte Luft aus dem Gebäude ausgetauscht. "Ihr wisst ja: Wenn heftig gestritten wird, entsteht dicke Luft", sagt er.
Doch im Bundestag wird nicht nur diskutiert, sondern auch entschieden, erfahren die Kinder als sie vor den Türen mit den Überschriften "Ja", "Nein" und "Enthaltung" stehen. "Wer mehr Abgeordnete hat, hat Recht", macht Karla ihre Sicht des Mehrheitsprinzips klar. Zumindest entscheidet die Mehrheit darüber, ob es ein bestimmtes Gesetz geben wird oder nicht, relativiert der Besucherführer.
Wenn für den Präsidenten – auf Nachfrage wissen noch einige der Schüler, dass es sich dabei um Norbert Lammert handelt – nicht ganz ersichtlich ist, ob die Mehrheit jetzt für oder gegen das Gesetz gestimmt hat, findet das Hammelsprungverfahren statt. "Dann müssen alle Abgeordneten den Plenarsaal verlassen und sich vor diesen Türen aufstellen", sagt der Besucherführer. Die Abgeordneten würden gezählt, wenn sie mit ihrer Entscheidung durch die Tür gingen.
Für die Kinder führt der Rundgang später noch zu den "Russengraffitis". Hier hätten viele russische Soldaten nach Kriegsende Nachrichten an die Wand geschrieben, erzählt der Besucherführer. Zum Abschluss besucht die Schulklasse noch die Kuppel. Per Audio-Guide erklären dort Bernd das Brot und seine Mitstreiter Chili das Schaf und Briegel der Busch den Kindern, was es wo von der Reichstagskuppel aus zu sehen gibt.
Wer mit seiner Schulklasse ebenfalls den Bundestag besuchen möchte, kann das beispielsweise am Montag, 14. Mai 2012, tun. Dann wird es wieder laut – dann ist wieder Kindertag. Anmeldungen sind noch über den Besucherdienst des Bundestages möglich. (hau)