Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Oktober 2010 > Bündnis 90/Die Grünen fordern Strategiemix gegen Fachkräftemangel
Berlin: (hib/CPW/MIK) Der Fachkräftemangel soll beseitigt werden. Dies fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem Antrag (17/3198). Die Bundesregierung solle eine ganzheitliche Strategie entwickeln, die bei einer guten frühkindlichen Bildung ansetze und über ein weiterentwickeltes Berufsbildungssystem und ein offenes Hochschulsystem dem Fachkräftemangel entgegenwirke. Es dürften nicht weiterhin 20 Prozent eines Jahrgangs die Schule ohne oder mit einem ungenügenden Schulabschluss verlassen. Notwendig sei der Rechtsanspruch eines jeden Kindes ab dem ersten Lebensjahr auf einen ganztägigen und qualitativ hochwertigen Kita-Platz. Des Weiteren müssten Kinder individuell gefördert werden, der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen bis 2020 vollzogen sein und eine umfassende Bildungsberatung als Berufs- und Studienorientierung in den Schulen verankert sein. Um einheimische Arbeitskraftreserven besser nutzen zu können und um lebenslanges Lernen zu gewährleisten, müsste auch in die Weiterbildung investiert werden. Insbesondere sollten Ältere, Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Geringqualifizierte von den 1 Millionen zusätzlichen Weiterbildungsprogrammen profitieren, die bis 2013 geschaffen werden könnten. Geplante Kürzungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik müssten zurückgenommen werden. Die Mittel der Arbeitsförderung sollten auf Qualifizierungsangebote für zukunftsorientierte Berufe, wie zum Beispiel Pflegefachberufe konzentriert werden. Kleine und mittlere Unternehmen sollten gezielt gefördert werden, um ihre Weiterbildungsaktivitäten zu erhöhen.
Die Abgeordneten fordern, dass gut qualifizierte ältere Menschen, Frauen sowie Menschen mit Behinderung in das Berufsleben eingliedert werden. Für eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen sei der flächendeckende Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie die Schaffung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen und Bildungsangebote erforderlich. Auch müsste die Entgeltgleichheit dringend vorangebracht werden. Des Weiteren müssten ausländische Abschlüsse anerkannt werden. Ein individueller und zeitlich unbefristeter Rechtsanspruch auf ein leicht zugängliches, schnelles und transparentes Bewertungs- und Anerkennungsverfahren sei unerlässlich für die Integration gut ausgebildeter Menschen mit ausländischen Qualifikationen und Abschlüssen. Im Falle von Teilanerkennungen müssten verbindliche Auskünfte über Anschluss- und Nachqualifizierungserfordernisse erteilt und die Verzahnung mit passenden Weiterbildungsangeboten, die den Weg zur Vollanerkennung ebnen, gewährleistet werden. Da die Zahl der qualifizierten inländischen Arbeitskräfte den Bedarf an Fachkräften nicht decken könne, sollten attraktive einwanderungs- und integrationspolitische Anreize für ausländische Fachkräfte geschaffen werden. Die Einführung eines Punktesystems solle demografische Einwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen. Auf Grundlage einer Bedarfsanalyse solle ein Qualifikationsprofil entwickelt und mit Punkten entsprechend bewertet werden, wobei zumindest die Kriterien Alter, Familienstand, Sprachkenntnisse, Bildungsabschluss und Berufserfahrung berücksichtigt werden sollten. Bei einem positiven Durchlaufen dieses Auswahlverfahrens sei den Ausländerinnen und Ausländern eine dauerhafte Einwanderungsperspektive zu eröffnen.
In der Begründung des Antrags heißt es, dass es bei der Frage der Bewältigung des Fachkräftemangels nicht um ein ”Entweder-oder“, sondern um ein ”Sowohl-als-auch“, und folglich um verschiedene, aufeinander abgestimmte Strategien gehen müsste.
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