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Der Bundestag widmet sich dem Mangel an pädagogischen Fachkräften. Grundlage der 45-minütigen Debatte am Mittwoch, 21. September 2011, ist ein Antrag der Fraktion Die Linke (17/2019), in dem sich die Abgeordneten dafür aussprechen, unverzüglich ein Fachkräfteprogramm in den Bereichen Bildung und Erziehung auf den Weg zu bringen. Die Aussprache beginnt um 15.35 Uhr. Im Anschluss daran stimmt das Plenum über die Vorlage ab. Der Bildungs- und Forschungsausschuss hat bereits Ablehnung empfohlen (17/7007).
In den nächsten Jahren drohe in Deutschland trotz Geburtenrückgang ein "extremer Mangel an pädagogischen Fachkräften in Schulen und Einrichtungen der Kindertagesbetreuung", schreiben die Abgeordneten. Werde dem nicht entgegengewirkt, sei die "Qualität des Bildungswesens in Deutschland weiter gefährdet".
Die Linksfraktion fordert daher ein "Sonderprogramm für die Finanzierung zusätzlicher Lehramtsstudienplätze" mit dem Ziel, in einigen Jahren mindestens 10.000 Lehrer mehr pro Jahr an allen Schulformen einzustellen. Etwa die Hälfte der heute arbeitenden Lehrer sei älter als 50 Jahre und würde in den kommenden 15 Jahren in den Ruhestand gehen, begründet die Fraktion ihren Vorstoß. Nach Berechnungen des Bildungsforschers Klaus Klemm müssten deshalb bis zum Jahr 2020 insgesamt 460.000 neue Lehrer eingestellt werden.
Um die Klassen zu verkleinern, wären sogar noch mehr Neueinstellungen nötig, heißt es im Antrag. Um diesen Bedarf zu sichern, müssten 25.000 zusätzliche Lehramts-Studienplätze geschaffen werden. Die Kosten dafür belaufen sich dem Antrag zufolge auf jährlich mindestens 185 Millionen Euro.
Auch bei der frühkindlichen Bildung sieht die Linksfraktion ein Fachkräfteproblem: Um Kindern ab einem Jahr einen Betreuungsplatz zu garantieren, wie es die Bundesregierung ab 2013 vorsieht, müssten rund 320.000 weitere Betreuungsplätze geschaffen und 64.000 zusätzliche Erzieher eingestellt werden, heißt es in der Vorlage.
Da auch viele Erzieher in Kindertageseinrichtungen älter als 50 Jahre seien und in den nächsten Jahren in Rente gehen würden, müssten bundesweit etwa 130.000 Betreuungskräfte neu ausgebildet werden. Den finanziellen Aufwand dafür beziffert die Fraktion auf 1,26 Milliarden Euro. (tyh)