SPD-Antrag zum Thema Homosexualität im Sport abgelehnt

Sportausschuss - 28.03.2012

Berlin: (hib/HAU) Mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen lehnte der Sportausschuss während seiner Sitzung am Mittwochnachmittag einen Antrag der SPD-Fraktion zum Thema Homosexualität im Sport (17/7955) ab. In der Vorlage machen sich die Sozialdemokraten für die „Förderung eines offenen Umgangs mit Homosexualität im Sport“ stark. Obwohl der Sport für Werte wie Fairness, Toleranz und gegenseitigen Respekt stehe, gebe es „gerade auch im Nationalsport Fußball Ausgrenzungen und verbale Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung“. Gefordert wird daher unter anderem, die Mittel für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) im Haushalt 2012 zu erhöhen. Außerdem soll die Fortbildung von Trainern sowie die Entwicklung von Ausbildungskonzepten zur Sensibilisierung für das Thema Homosexualität gefördert werden. Zudem soll dem Antrag zufolge ein dezentrales Netz von Beratungsstellen der Sportverbände geschaffen werden, „an die sich von Diskriminierungen betroffene homosexuelle Sportler und Sportlerinnen wenden können“.

Vor dem Ausschuss betonte die SPD-Vertreterin, dass Homosexualität im Sport noch immer ein Tabuthema sei. Zwar würden Funktionäre wie der ehemalige Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Theo Zwanziger, Sportler ermutigen, sich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen. Aussagen wie die des Kapitäns der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Philipp Lahm, der homosexuellen Fußballern von einem Outing abgeraten habe, zeigten jedoch, „wie homophob der Sport sich selbst wahrnimmt“. Der vorliegende Antrag, so die SPD-Vertreterin, sei zwar schon im April des vergangenen Jahres als Ergebnis einer Anhörung des Sportausschusses entwickelt worden. Dennoch sei die Vorlage „noch immer aktuell“.

Es sei begrüßenswert, dass die SPD-Fraktion dieses „Tabuthema“ aufgegriffen hat, hieß es von der Linksfraktion. Die Weiterführung der Debatte sei wichtig. Zudem unterstütze man die aufgeführten Forderungen. Ein „kleiner Mangel“ sei es laut dem Vertreter der Linksfraktion, dass transsexuelle Sportler nicht mit einbegriffen seien. Ebenso wie die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stimmte die Linksfraktion im Anschluss dem Antrag zu.

Die Unionsfraktion teile viele der in dem Antrag enthaltenen Feststellungen, tue sich jedoch mit den Forderungen schwer, sagte der Unions-Vertreter. So sei man der Auffassung, dass Etaterhöhungen in den Haushaltsberatungen einzubringen seien und nicht in einem Antrag vor dem Sportausschuss. Auch sei es nicht zielführend, Antirassismusarbeit und Fanprojekte gegen Gewalt in den Stadien in einen Sachzusammenhang zu Homosexualität zu bringen. Zudem sehe man die „Verallgemeinerungen“ kritisch. Es gebe viele Sportarten, bei denen das Thema „keine belastende Rolle spielt“. Aus Sicht der Union wäre der Thematik besser gedient gewesen, wenn man versucht hätte, eine fraktionsübergreifende Initiative auf den Weg zu bringen.

Ähnlicher Auffassung war auch die FDP-Fraktion. Auch wenn das Grundanliegen unterstützt werde und einige Problembeschreibungen richtig seien, habe man Kritik am Forderungsteil. So mache eine generelle Erhöhung der ADS-Mittel keinen Sinn, da noch nicht einmal die in 2011 bereitgestellten Mittel abgerufen worden seien. Im Übrigen habe man im organisierten Sport „starke Partner“, die in dem Thema aktiv seien und die finanziellen Mittel hätten, um dies umzusetzen. Der FDP-Vertreter verwies zudem darauf, dass „auf Initiative der FDP“ die Magnus Hirschfeld Stiftung gegründet worden sei, bei der beispielsweise Forschungsvorhaben zur Homophobie im Sport eingereicht werden könnten.

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