Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Textarchiv > 2012 > IPS-Stipendiatin Klarita Karaj
"Seit elf Jahren ist Albanien dabei, und die Zahl der Stipendiaten ist auch diesmal drei." So begann während der Begrüßungsveranstaltung die zweiminütige reimende Vorstellung der albanischen Teilnehmer am Internationalen Parlaments-Stipendium (IPS). Zu ihnen gehört Klarita Karaj aus Tirana. Bis Ende Juli arbeitet die dichtende Germanistin im Büro des FDP-Abgeordneten Patrick Meinhardt. Und weiß jetzt schon, dass sie dann mit Wehmut von dem Bildungspolitiker und seinen Mitarbeitern scheiden wird.
Klarita Karaj darf man durchaus als sprachbegabt bezeichnen. Neben ihrer Heimatsprache spricht die 22-Jährige Englisch, Deutsch und Italienisch – Spanisch kommt demnächst dazu. "Viele Albaner können mehrere Sprachen", wiegelt sie das Lob ab. Mit dem Italienischen würde man in ihrem Land aufwachsen, sagt sie. "Im Fernsehen laufen eben viele italienische Sendungen und Serien, die nicht synchronisiert werden", lautet ihr Erklärungsansatz.
Englisch war im Gymnasium ihre erste Fremdsprache, weil es eben eine Weltsprache ist. Und Deutsch? "Deutsch ist eine logische Sprache", sagt sie. Für alle noch so komplizierten Fälle gebe es – anders als etwa im Englischen - eine Erklärung. Dazu kommt, dass Deutschland mit seinen vielfältigen Angeboten im Land, aber auch seinen diversen Stipendien für junge Studenten sehr attraktiv ist. "Für die meisten DAAD-Stipendien muss man Deutsch können", weiß Klarita Karaj.
Das gleiche gilt für das IPS. "Auf diese Möglichkeit hat mich gleich zu Beginn des Studiums meine Dozentin aufmerksam gemacht", sagt die Germanistin. Einige ihrer Freundinnen hatten zudem das Programm schon durchlaufen und waren begeistert. Nun hat auch Klarita Karaj den Schritt in den Bundestag gemacht und sich gleich mal verlaufen.
"Das Labyrinth der Bundestagsbauten mit den diversen Tunneln und verschiedenen Häusern ist schon verwirrend", sagt sie. Zwanzig Minuten irrte sie durch die Gänge, weil sie mal einen anderen Eingang benutzt hatte. Das kuriose daran: "Wenn ich den Leuten, die ich getroffen habe, gesagt habe, welche Zimmernummer ich suche, wussten die auch nicht so genau, wo das sein könnte." Tröstend für die Albanerin mag sein: Das geht denen, die schon seit Jahren im Bundestag arbeiten, manchmal auch so...
Doch die Verwirrung hat sich schnell gelegt. Auch Dank Patrick Meinhardt und seinen Mitarbeitern. "Ich fühle mich sehr wohl im Büro", macht Klarita Karaj deutlich. Der FDP-Abgeordnete habe sich von Anfang um sie gekümmert, ebenso wie die Kollegen. "Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass ich sie sehr vermissen werde", sagt sie. Was die Arbeitsweise des Parlaments angeht, so sei diese "sehr interessant und sehr neu für mich".
In den Ausschüssen und Arbeitsgruppen, die sie besucht hat, habe eine gute Atmosphäre geherrscht. "Jeder konnte sich einbringen und hat dabei auch sehr schlüssig argumentiert." Bildungspolitik interessiert die 22-Jährige aus mehreren Gründen: Zum einen könnte sie sich vorstellen, als Sprachlehrerin zu arbeiten, wenngleich auch eher im Nebenjob. Zum anderen hat sie das Gefühl, dass in diesem Bereich in ihrem Heimatland etwas schief läuft. "Wer genug Geld hat, kann bei uns auf eine Privat-Uni gehen, wo der Abschluss leichter zu bekommen ist", kritisiert sie.
Auf ihre Berufs- und Wohnortwahl angesprochen, zeigt sie sich sehr offen. Als Übersetzerin im juristischen Bereich würde sie gern arbeiten, oder auch weiterstudieren in Richtung des Masterabschlusses im Bereich interkulturelle Beziehungen. Erfahrungen in diesem Bereich kann sie schon vorweisen: Für die Woyzeck-Inszenierung des deutschen Theaterregisseurs Stefan Neugebauer an der Kunstakademie Tirana hat sie die Übersetzungen gemacht. In Neugebauers Stück "Mauerkinder" im Rahmen der deutschen Kulturwochen in Tirana gar selbst mitgespielt.
Gut macht sie sich aber auch als Werberin für das Urlaubsland Albanien. "An der Adria und am Ionischen Meer besitzt das Land viele Strände aus Kies und Sand" und "König kann man auch ohne Adel sein, komm einfach als Gast in die Familie rein", sind zwei der Reime aus besagtem Vorstellungsgedicht. Ja, sagt sie, Albanien habe wirklich sehr schöne Landschaften und eine unberührte Natur. "Das Essen ist lecker, das Wetter meist schön, und wir sind sehr gastfreundlich", fügt sie hinzu.
Das Albanien-Gedicht endet denn auch mit dem Reim: "Über Albanien in zwei Minuten alles zu erzählen, ist schwer. Fahrt selber hin es lohnt sich und ihr wisst mehr." Lust darauf gemacht hat sie allemal. (hau)