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Michael Gerdes ist Sozialdemokrat und einer von 146 Abgeordneten der SPD-Fraktion, die in der 17. Wahlperiode in den Deutschen Bundestag gewählt wurden. Aber Michael Gerdes ist auch Bergmann mit Leib und Seele. Der aus Bottrop stammende Politiker engagierte sich schon als Lehrling in der Gewerkschaft und trat mit 17 Jahren in die SPD ein. Er traf diese Entscheidung aus Überzeugung, denn er kommt aus einer Stadt, in der die Sozialdemokratie quasi zu Hause ist. Michael Gerdes kandidierte 2009 im Bundestagswahlkreis Bottrop – Recklinghausen III und gewann beim ersten Anlauf das Direktmandat. 42,8 Prozent der Erststimmen und 37,1 Prozent der Zweitstimmen — ein Traumergebnis für ihn, aber nicht verwunderlich. Denn seit den 1960er Jahren gilt der Wahlkreis 126 als eine sichere Hochburg der Sozialdemokraten.
Michael Gerdes kommt aus einem Elternhaus, in dem es oft politische Diskussionen gab. Sein Vater Sozialdemokrat, seine Mutter mit großen Sympathien für die SPD. In einer Stadt wie Bottrop war die SPD als Arbeitnehmerpartei traditionell aber schon immer sehr stark.
Michael Gerdes hatte bereits als Jugendlicher erste Kontakte zur Politik. Er erzählt: "Ich setzte mich damals zusammen mit einigen Freunden aus der Kirchengemeinde dafür ein, unsere Jugenddisko vor der Schließung zu bewahren. Dabei kam ich mit SPD-Politikern der Stadt ins Gespräch und die zeigten Verständnis für unser Problem. Gemeinsam schafften wir es, die Jugenddisko zu retten, und mir wurde damals klar, dass man viel bewegen kann, wenn man sich politisch engagiert."
Michael Gerdes absolvierte bei AEG eine Ausbildung zum Elektrohauer und trat bereits als Lehrling in die IG Metall ein. Nach der Lehre legte er in der Zeche Prosper III an und musste eine Zusatzausbildung absolvieren, um im Bergbau arbeiten zu können.
Die Kumpel fragten ihn sofort, ob er Gewerkschaftsmitglied sei, denn es gibt kaum Bergleute, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind. So wechselte Michael Gerdes von der IG Metall in die IG Bergbau, Chemie und Energie. "Ich wollte im Bergwerk nur so lange bleiben, bis ich zur Bundeswehr einberufen werde. Daraus sind 32 Arbeitsjahre im Bergbau geworden, die ich bis heute nicht einen einzigen Tag bereut habe", sagt der Abgeordnete.
Auf der Zeche Prosper III arbeitete Michael Gerdes mit einem Kumpel zusammen, der SPD-Mitglied war und der ihn mit zu den Jusos nahm. "Ich fand es spannend, es gab politische Diskussionen und einen guten Zusammenhalt. Deshalb stellte ich einen Aufnahmeantrag und wurde kurze Zeit später als Juso aufgenommen. So begann meine Parteikarriere, obwohl ich damals natürlich nicht in solchen Dimensionen dachte wie Karrieremachen in einer Partei", erzählt Gerdes rückblickend.
Der junge Bergmann engagierte sich bald auch in der Gewerkschaft und vertrat dort die Interessen seiner Kollegen gegenüber der Firmenleitung. Er machte Wechselschichten auf der Zeche,und in seiner Freizeit war er ehrenamtlicher Politiker. Erst Beisitzer und Schriftführer, dann Unterbezirksvorsitzender der Bottroper SPD. "Politiker ist man ja nicht von Anfang an. Man wächst hinein, übernimmt Funktionen und sammelt politische Erfahrungen, die zu einem profunden Wissen anwachsen", sagt Gerdes.
Mit 23 Jahren heiratete Michael Gerdes, gründete eine Familie und wurde Vater von drei Töchtern. Das forderte natürlich viel Zeit. "Ich arbeitete auf der Zeche, war aktives Betriebsratsmitglied und ehrenamtlich für die SPD unterwegs. Es war eine enorme Kraftanstrengung, denn wer in der Kommunalpolitik erfolgreich sein will, muss viel Zeit investieren, um Probleme zu lösen. Ich wollte ein Politiker sein, der mit den Menschen vor Ort und auf Augenhöhe diskutieren kann und der weiß, wovon er redet", erzählt Michael Gerdes.
Im Jahr 1994 wurde er als Betriebsratsmitglied für soziale Angelegenheiten freigestellt. Für ihn war das Engagement für die Kumpel im Bergwerk Ehrensache. "Es ist ein gutes Gefühl, wenn man spürt, dass die Kollegen Vertrauen haben. Das wollte ich nicht enttäuschen", sagt Gerdes.
In den folgenden 25 Jahren sammelte Michael Gerdes viele Erfahrungen in der Kommunalpolitik und war in Bottrop bald ein bekanntes SPD-Gesicht. 1994 wurde er Mitglied des Bottroper Stadtrates und dort stellvertretender Vorsitzender der SPD Fraktion.
Es folgte die Wahl in den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen sowie in den Vorstand des SPD-Unterbezirks Bottrop. Außerdem wurde er Mitglied im Regionalrat des Regierungsbezirks Münster. "Ich fühlte mich in meiner Stadt und in meiner Partei ernst genommen. Wir haben in den Jahren wirklich viel erreicht für die Menschen", sagt Gerdes.
Im Vorfeld der Bundestagswahl gab es innerhalb der SPD viele Diskussionen, wer Direktkandidat für Bottrop und Recklinghausen werden sollte. "Die Genossen hatten immer wieder gesagt, es muss einer von uns sein, der uns in Berlin vertritt", sagt Michael Gerdes und fügt an: "Silvester 2008 feierte ich mit meiner Frau, dem Bürgermeister von Bottrop und einem weiteren SPD Genossen in Berlin am Brandenburger Tor. Dort wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für den Bundestag zu kandidieren. Ich war darauf nicht vorbereitet und auch etwas erschrocken, als ich merkte, dass die Frage ernst gemeint war." Michael Gerdes bat um Bedenkzeit. Er wusste, es ist eine weitreichende Entscheidung, die man nicht in der Silvesternacht "nebenbei" treffen kann.
Nachdem er sich mit seiner Familie beraten hatte, sagt er zu, sich auf dem Parteitag zur Wahl zu stellen. Er hatte Anfangs drei, am Ende noch einen Mitbewerber um das Direktmandat und konnte sich durchsetzen und die Delegierten überzeugen. Sie wählten Michael Gerdes mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Dieter Grasedieck, der den Wahlkreis 126 viermal als Direktkandidat gewonnen hatte. Nun also war Michael Gerdes der Hoffungsträger der SPD. "Einer von uns" wurde zu seinem Wahlkampfmotto.
Im Juli 2009 begann für Michael Gerdes der Wahlkampf. Dafür setzte er seinen gesamten Jahresurlaub und die angesparten Freischichten ein, um Freiraum für die Wahlkampfveranstaltungen zu haben. Michael Gerdes klingelte an Hunderten Haustüren, um sich den Menschen persönlich vorzustellen. Er saß mit Politikern anderer Parteien auf Podiumsdiskussionen und warb im Straßenwahlkampf auf Marktplätzen und Fußgängerzonen unermüdlich für die Sozialdemokraten.
Er sagt: "Im Wahlkampf war aber auch in meinem Wahlkreis, einer SPD-Hochburg, zu spüren, dass die Menschen von der SPD-Politik enttäuscht waren. Ein Thema stand ganz oben: die Rente mit 67. Ich ahnte, dass wird kein gutes Wahlergebnis werden. Dass die SPD aber derartig abgestraft wurde, hätte ich wirklich nicht vermutet."
Dabei kann sich Michael Gerdes mit seinem Wahlergebnis sehen lassen. Er holte für die Sozialdemokraten 42,8 Prozent und lag damit knapp 19 Prozent über dem SPD- Gesamtergebnis. Das trübte am Wahlabend die Freude über sein eigenes gutes Abschneiden, ließ ihn aber nicht resignieren. "Ich war angetreten, um eine gute Politik für die Menschen zu machen. Wenn nicht in der Regierung, dann auf der Oppositionsbank. Ich wollte den Menschen in meinem Wahlkreis bewiesen: Ich bin einer von euch", sagt Gerdes.
Ein Schwerpunkt seiner politischen Arbeit im Bundestag ist die Energiepolitik. Michael Gerdes tritt außerdem für eine Förderung der deutschen Steinkohle nach 2018 ein, die subventionsfrei möglich sein sollte, sowie für einen allgemeinverbindlichen Mindestlohn.
Im Bundestag ist er ordentliches Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Gesundheit sowie im Gorleben-Untersuchungsausschuss. (bsl)