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Ein emotionales Verhältnis zu Currywurst, Lederhosen und Fußball zu haben, ist in Deutschland nichts Ungewöhnliches. Doch wenn sich 328 Stipendiaten des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Deutschen Bundestages (PPP) dazu bekennen, ist es ein besonderer Moment. Auf ihrem Berlin-Tag am Freitag, 15. Juni 2012, kamen junge Amerikaner aus der ganzen Bundesrepublik zusammen, um von ihren in einem Jahr gesammelten Erlebnissen und Erfahrungen aus Deutschland zu berichten.
Trotz des Abschiedsschmerzes der Stipendiaten, die bald ihre Heimreise antreten, war die Freude über den Erfolg des Programms groß. "Schön, dass es so viele zufriedene Gesichter gibt", sagte Philip D. Murphy, Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland. Für Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert stand außer Frage, "dass das PPP zu den gelungensten Entscheidungen des Bundestages gehört".
Seit dem Jahr 1983 besteht das Jugendaustauschprogramm zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Stipendiaten verbringen ein Jahr in Gastfamilien und lernen den Alltag ihrer Gastländer kennen. Lammert erinnerte aus Anlass des Tages an den 15. Juni 1961, den Tag, an dem Walter Ulbricht, seinerzeit Vorsitzender des Staatsrates der DDR, noch öffentlich dementierte, dass die Absicht besteht, eine Mauer zu bauen. "Wenige Wochen danach teilte das monströse Bauwerk ein Land und einen ganzen Kontinent."
"Das liegt hinter uns — nicht zuletzt durch die Unterstützung der Amerikaner", sagte Lammert. Diese feste emotionale Bindung beider Länder helfe auch über Turbulenzen hinweg, "die es immer einmal gibt". Das PPP sei Teil dieser Bindung. Ökonom Murphy verdeutlichte seinen jungen Zuhörern, dass sie "Anteilseigner einer starken deutsch-amerikanischen Beziehung sind", deren Kapital nicht nur finanzieller Natur sei, sondern "Vertrauen das Ergebnis der Investition ist". Murphy rief die Stipendiaten auf, dafür zu werben, dass niemand mehr nur ins Ausland geht, um Urlaub zu machen: "Sondern geht hin, um zu arbeiten, praktische Erfahrungen zu machen und eine zweite oder dritte Sprache zu lernen."
Stipendiat Geoffrey Kennedy schwärmte von den vielen Erfahrungen, die er in seiner Zeit unter anderem bei BMW gemacht hatte und davon, dass PPP ihn "von einem amerikanischen Bürger zu einem Weltbürger gemacht hat". In Anlehnung an die historische Berlinrede seines Namensvetters und ehemaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy sagte er mit Stolz: "Ich bin ein PPPler." Ein Jahr in einem anderen Land zu leben, habe seinen Horizont um vieles erweitert.
Höhepunkt des Empfangs durch den Bundestagspräsidenten und den Botschafter im Reichstagsgebäude war die Überreichung zweier Maiherzen — ein Brauch aus dem Rheinland — in den Farben der Bundesrepublik und der USA als Zeichen dafür, dass von nun an in der Brust der Stipendiaten immer ein Herz für die Vereinigten Staaten und eines für Deutschland schlägt. (eis)