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Wenn ich am Wochenende mit dem Auto im Wahlkreis unterwegs bin, höre ich mir immer die Bundesligaübertragungen im Radio an. Das ist ein Muss für einen Fußballfan wie mich. Die Kommentatoren bewundere ich sehr: Anders als ihre Kollegen vom Fernsehen müssen sie ja die ganze Zeit reden, immerzu erklären, wer gerade am Ball ist. Es ist eine ganz große Kunst, nur übers Ohr das Geschehen vor dem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich früher selbst viel Radio gemacht habe.
Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal in den Bundestag gewählt worden bin, waren diese Erfahrungen sehr hilfreich für mich. Einfach weil ich keine Berührungsängste hatte, wenn mir ein Journalist sein Mikro vor die Nase gehalten hat, und die Länge eines O-Tons ganz gut abschätzen konnte. Am meisten liebe ich am Radio seine Schnelligkeit. Da kann kein anderes Medium mithalten. Selbst von der Straße aus kann man per Handy direkt in die Sendung reingeschaltet werden.
Im Bundestag haben Radiojournalisten leider ein schlechtes Standing. Oft haben sie Probleme, interessante Gesprächspartner zu finden, weil die meisten Abgeordneten das Radio als Medium nicht wichtig genug nehmen. Viele meiner Kollegen fi nden es toll, wenn sie in der Zeitung stehen. Denn einen Artikel können sie sich ausschneiden und in ihr Pressearchiv heften. Was sie oft nicht bedenken: Wenn sie es schaffen, mit einem O-Ton in einen Radiosender zu kommen, dann läuft der meistens den ganzen Tag lang in den Nachrichten. Mit dem Radio erreicht man unglaublich viele Leute.
Dorothee Bär (CDU/CSU), Jahrgang 1978, ist seit 2002 Mitglied des Bundestages. Sie hat vorher als Journalistin bei verschiedenen Radiostationen, Tageszeitungen und Agenturen gearbeitet.
dorothee.baer@bundestag.de
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