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Urlaub ohne Zeitung? Eine entsetzliche Vorstellung! Für mich ist dieses Medium einfach die „Mutter“ aller Kommunikation. Schon als kleiner Steppke habe ich morgens im Bett immer Zeitung gelesen – allerdings nicht den politischen Teil, sondern den Sport. Und mit 16 habe ich angefangen, selbst zu schreiben: Für die Lokalausgabe der „Schwäbischen Zeitung“ habe ich über die Fußballspiele des FV Biberach berichtet. Das fand ich sehr aufregend. Nachts habe ich oft wach gelegen und auf den Zeitungsboten gewartet. Wenn er dann kam, bin ich ganz schnell zum Briefkasten, um zu gucken, ob mein Artikel auch wirklich abgedruckt wurde.
Auch als Abgeordneter schreibe ich noch gelegentlich. Kürzlich habe ich für den „Vorwärts“ einen Artikel über die Fußballnationalmannschaft aus Togo verfasst, die in meinem Wahlkreis ihr WMQuartier bezogen hatte. Und natürlich verbringe ich viel Zeit mit der Lektüre von Zeitungen – in sitzungsfreien Wochen bestimmt zwei, drei Stunden am Tag.
Meine Lieblingszeitung ist die „taz“. Die hat Mut zur eigenen Meinung und ist kreativ bis hin zur Wahl der Überschriften. Die „Berliner Zeitung“ lese ich ebenfalls mit Vergnügen. Ich finde, sie hat eine tolle Entwicklung genommen. Auch die „Bild“-Zeitung gehört zur Pflichtlektüre. Nicht weil ich dieses Blatt so gerne mag – im Gegenteil. Wenn es etwa alle Politiker pauschal als „Rentenlügner“ bezeichnet, finde ich das schon diffamierend. Und ich ärgere mich darüber, wie sehr andere Medien darauf schielen, was die „Bild“- Zeitung für Themen bringt. Doch gerade deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zu lesen.
Martin Gerster (SPD), Jahrgang 1971, ist seit 2005 Mitglied des Bundestages. Als freier Journalist hat er vorher unter anderem für die Schwäbische Zeitung, Radio 7 und das ZDF gearbeitet.
martin.gerster@bundestag.de
www.martin-gerster.de