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Stefan Schwartze ist einer von 146 Bundestagsabgeordneten der SPD, die bei der Wahl 2009 in den Deutschen Bundestag gewählt wurden. Er gewann den westfälischen Wahlkreis Herford-Minden-Lübbecke II als Direktkandidat bei seiner ersten Kandidatur mit 38,5 Prozent der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen erreichte die SPD im Wahlkreis 32,9 Prozent. Schwartze lag damit weit über dem Ergebnis, das die Sozialdemokraten bei der Bundestagwahl erreichten. Als er ins höchste deutsche Parlament gewählt wurde, war Stefan Schwartze 37 Jahre alt und bereits seit 17 Jahren Mitglied der SPD. Der Industriemechaniker trat mit 20 Jahren in die SPD ein, gründete eine Juso AG und machte rasch Karriere in der Kommunalpolitik. Mit 25 Jahren wurde er bereits in den Kreistag gewählt, dem er zehn Jahre angehörte.
Im Jahr 2006 wählten ihn die Genossen zum Vorsitzenden des SPD-Kreisverbandes Herford und im Jahr 2008 zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagwahl. Stefan Schwartze sagt: "Mir ist die Rückkopplung zur Basis wichtig. Ich möchte die Sorgen der Menschen in meinem Wahlkreis aus erster Hand erfahren, deshalb ist mir der persönliche Kontakt besonders wichtig. Nur wer weiß, wo die Bürgern der Schuh drückt, kann Probleme aktiv angehen und Lösungen finden."
Stefan Schwartze ist ein waschechter Ostwestfale. Er wurde in Bad Oeynhausen geboren und wuchs im zehn Kilometer entfernten Vlotho auf. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Industriemechaniker, machte anschließend das Fachabitur und arbeitete danach mehr als zehn Jahre bei der Firma Kannegiesser in Vlotho.
In seinem Elternhaus gab es zwar Diskussionen über Politik, aber parteipolitisch engagiert war in seiner Familie niemand. Dass er in die SPD eintrat, war für seine Familie anfangs gewöhnungsbedürftig. Er sagt: "Die Entscheidung, mich in einer Partei zu engagieren, fiel bei mir kurz nach Abschluss meiner Ausbildung. Ich absolvierte meine Lehre in einem Industriebetrieb, und da wurde immer häufiger darüber diskutiert, wie schwierig es ist, einen Ausbildungsplatz zu finden, was mit den jungen Menschen nach der Ausbildung passiert und welche Chancen und Perspektiven sie danach haben."
Im Bundestagswahljahr 1994 besuchte Stefan Schwartze mehrere Wahlkampfveranstaltungen und hörte sich die Argumentationen der Politiker unterschiedlicher Parteien an. Er wollte wissen, warum er wen wählen sollte und was die Parteien für die Menschen tun. Dabei stellte der junge Mann fest, dass die Schnittmengen zwischen seinen Ansichten und den Argumenten der Sozialdemokraten am größten waren. "Noch während des Wahlkampfs trat ich in die SPD ein, da war ich gerade einmal 20 Jahre alt. Nur wählen zu gehen, war mir plötzlich zu wenig, ich wollte selbst politisch aktiv werden", sagt der Abgeordnete.
Zu Beginn seiner SPD-Mitgliedschaft war Stefan Schwartze noch mit dem Fachabitur beschäftigt, er ging aber immer häufiger zu SPD-Veranstaltungen. "Ich war neugierig, wollte wissen, wie Parteipolitik funktioniert und wie man Dinge positiv verändern kann. Deshalb gründete ich mit einigen Freunden in Vlotho eine Juso-Gruppe und wurde auch gleich zum Vorsitzenden gewählt", sagt Stefan Schwartze. Es war der Beginn seiner kommunalpolitischen Laufbahn.
Kurze Zeit später arbeitete er bereits im Ortsverein und Stadtverband, begleitete als Sachverständiger die Gemeinderatssitzungen. Mit 25 Jahren wurde er in den Kreistag Herford gewählt, dem er zehn Jahre angehörte. In diesen zehn Jahren brachte Stefan Schwartze viel voran. "In der Kommunalpolitik müssen Probleme gelöst werden, die die Bürger ganz direkt betreffen. Das reicht von der Einrichtung einer Skateranlage über Solaranlagen oder den Neubau einer Sporthalle" sagt Schwartze und fügt an: "Für mich war wichtig, dass ich als Kommunalpolitiker über Jahre Erfahrungen sammeln konnte. Es entstehen Netzwerke, die bei der Lösung von Problemen helfen, und man wird bei den Menschen im Wahlkreis bekannt."
Fünf Jahre war Stefan Schwartze Mitglied im Kreistag, dann wählten ihn die Genossen zum stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Kreistagfraktion. Zwei Jahre später wurde er Vorsitzender des Kreisverbandes. Bereits im Jahr 2007 erklärte der damalige Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Herford-Minden-Lübbecke II, Wolfgang Spanier, dass er aus Altersgründen bei der Bundestagswahl 2009 nicht mehr kandidieren würde. Die Genossen des Wahlkreises überlegten, wer sich als Kandidat eignen würde, und im Jahr 2008 fiel die Wahl auf Stefan Schwartze. Er erzählt rückblickend: "Dass ich für den Bundestag kandidieren würde, hatte ich mir natürlich nicht vorgenommen, und als mehrere Genossen mich ansprachen, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte, brauchte ich Bedenkzeit. Es war ja eine sehr weitgehende Entscheidung ist, die das ganze Leben verändert."
Nachdem Stefan Schwartze von der Familie, von seiner Lebenspartnerin und von seinem Arbeitgeber signalisiert bekam, dass sie ihn unterstützen würden, entschied er sich für die Kandidatur. Stefan Schwartze trat gegen zwei Mitbewerber an. Am Ende entschieden sich die Mitglieder für ihn als Direktkandidaten für die Bundestagwahl. "Ich schaffte die Wahl auf dem Kreisparteitag im ersten Wahlgang und erhielt fast 70 Prozent der Stimmen. Das war für mich die Bestätigung, dass ich in meiner Partei die größtmögliche Unterstützung erhalten würde", sagt der Abgeordnete.
Anfang 2009 begann für Stefan Schwartze ein anstrengender Bundestagswahlkampf, denn die Ausgangsposition für die SPD war alles andere als günstig. "Ich habe natürlich im Wahlkampf gemerkt, dass die Menschen nicht mehr so genau wussten, wofür die SPD eigentlich noch steht. Was sind die Ziele der Sozialdemokraten, und warum sollen sie die Partei überhaupt noch wählen?", erzählt Stefan Schwarze. Die Besonderheit war, dass in seinem Wahlkreis Herford-Minden-Lübbecke II ein neuer Kandidat beider Volksparteien (CDU und SPD) das Direktmandat gewinnen wollte.
Stefan Schwartze kämpfte um jede Stimme - auf Marktplätzen und in Fußgängerzonen, in Betrieben und auf fünfzehn Podiumsdiskussionen. Er absolvierte Hunderte Wahlkampftermine in einem ländlichen Flächenwahlkreis und sagt: "Ich habe mehr als ein Jahr Wahlkampf gemacht und dabei locker 20.000 Kilometer zurückgelegt, um die Menschen zu erreichen. Ich war an über 3.300 Haustüren und habe mich den Wählerinnen und Wählern persönlich vorgestellt. Im persönlichen Kontakt waren die Menschen meist aufgeschlossen, aber an die Infostände der SPD sind viele Wähler gar nicht mehr gekommen, weil sie von der SPD enttäuscht waren. Vertrauen zurückzugewinnen ist eine sehr langwierige Sache."
Die Mühe wurde belohnt. Stefan Schwartze konnte viele Wähler überzeugen und als Direktkandidat gewinnen. "Aber es war eine knappe Entscheidung mit einem Vorsprung von lediglich 1.400 Stimmen zum CDU-Direktkandidaten bei 313.000 Einwohnern im Wahlkreis", sagt Schwartze. Am Wahlabend erlebte Stefan Schwartze zunächst ein Wechselbad der Gefühle.
Nach Auszahlung der Hälfte der Stimmen in seinem Wahlkreis hatte er einen Vorsprung von 2,2 Prozent und am Ende waren es nur noch 0,8 Prozent. Rückblickend sagt er: "Es war eine Zitterpartie bis zum Schluss. Als endlich feststand, dass ich das Direktmandat gewonnen hatte, trübte das Gesamtergebnis der SPD meine Freude erheblich, denn mit einem solchen Einbruch hatte ich nicht gerechnet."
Als Bundestagsabgeordneter setzt er sich unter anderem für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern ein, aber besonders wichtig sind ihm die Berufschancen der jungen Menschen. Ob man nach der Schule eine Berufsausbildung bekommt, bestimmt die Chancen für das weitere Leben. "Deshalb brauchen Jugendliche das Recht auf eine Berufsausbildung", so Schwartze.
Im Bundestag ist Stefan Schwartze ordentliches Mitglied im Petitionsausschuss und im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Außerdem arbeitet er im Unterausschuss "Bürgerschaftliches Engagement" mit. (bsl)