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Erstmals in seiner Geschichte empfängt der Deutsche Bundestag eine ausgewählte Gruppe von jungen engagierten Frauen und Männern aus der arabischen Welt, um ihnen in einem umfassenden vierwöchigen Stipendienprogramm einen Einblick in das parlamentarische System und die Arbeit des wichtigsten deutschen Verfassungsorgans zu gewähren. Die 24 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Tunesien, Marokko, Ägypten, Jordanien, dem Jemen, dem Libanon und den Palästinensischen Gebieten werden vom 10. September bis 5. Oktober 2012 zu Gast im Parlament sein.
Es sind herausragende Vertreter der jungen arabischen Demokratiebewegung, die in einem aufwendigen Verfahren ausgewählt wurden: Sie sprechen alle sehr gut Deutsch und zeichnen sich durch besonderes Verantwortungsgefühl, politisches Interesse und demokratisches Engagement aus. Sie arbeiten als Journalisten, als Ärzte, Bibliothekare, als Reiseleiter, als Lehrer an Schulen und Hochschulen und bei Stiftungen.
Das vierwöchige Stipendienprogramm im Bundestag umfasst Vorträge zur Geschichte und Funktion des deutschen parlamentarischen Systems, politische Planspiele, den Besuch von Plenardebatten und Ausschüssen sowie ein zehntägiges Praktikum bei Bundestagsabgeordneten, die großes Interesse daran hatten, Hospitanten aus der arabischen Welt aufzunehmen und ihnen die Arbeit in Berlin wie in den Wahlkreisen zu zeigen.
Darüber hinaus erhalten die Stipendiaten die Gelegenheit, sich tageweise mit bestimmten Themenschwerpunkten auseinanderzusetzen. Zum Thema "Medien und Demokratie" gehören eine Podiumsdiskussion, der Besuch der Bundespressekonferenz und der Deutschen Welle, zum Thema "Außenpolitik" gehören Termine im Auswärtigen Amt, bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und Gespräche mit den Vorsitzenden der Parlamentariergruppen, die sich mit der arabischen Welt befassen.
Dem Thema "Zivilgesellschaft" nähern sich die Stipendiaten in Gruppenarbeit mit Hilfe der politischen Stiftungen. Mit Spannung erwartet wird der Thementag zum "Umgang mit der Vergangenheit", in der die arabischen Stipendiaten, die selbst meist aus Diktaturen kommen, Gespräch mit dem DDR-Zeitzeugen Peter Grimm führen und sich in der Stasi-Gedenkstätte über den schwierigen Umgang mit Stasi-Akten informieren werden.
Viele Stipendiaten hatten in den Bewerbungsgesprächen ihre besondere Sympathie für Deutschland auch damit erklärt, dass es zwei Diktaturen überlebt und dennoch demokratisch geworden sei. Der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald gehört daher auch zum Programm. Und schließlich wird der Themenschwerpunkt "Religiöse und ethnische Minderheiten" von den Stipendiaten nicht nur als Teil des Berliner Stadtlebens erfahren, sondern auch bei einem Wochenendseminar vertieft.
Die Idee für dieses besondere Stipendium geht auf den CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) zurück, den geistigen Vater des bereits seit mehr als 25 Jahren erfolgreichen Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) und Vorsitzenden der zuständigen Berichterstattergruppe im Bundestag. Er erklärte, dass es seinen Kolleginnen und Kollegen im Parlament ein Herzensanliegen sei, junge und engagierte Menschen aus der arabischen Welt zu fördern. (got)