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Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Prof. Dr. Maria Böhmer (CDU), hat den neunten Bericht zur Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland an Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert überreicht. Der Bundestagspräsident nahm das über 700 Seiten zählende Dokument am Mittwoch, 27. Juni 2012, mit der Feststellung entgegen, dass "schon das erstaunliche Volumen deutlich macht, wie wichtig der Bericht ist". Er versicherte, dass die Arbeit der Staatsministerin viel Aufmerksamkeit in den parlamentarischen Gremien erfahren wird.
Maria Böhmer zog bei der Übergabe des Berichts ein positives Fazit: "Noch nie hat sich bei der Integration so viel bewegt wie in den vergangenen beiden Jahren." Ihrer Ansicht nach haben sich die Chancen der Migranten auf gleiche Teilhabe durch gesetzliche Änderungen wesentlich verbessert — zum Beispiel durch die verbesserten Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder das eigenständige Bleiberecht für gut integrierte Jugendliche und Heranwachsende.
In den Bereichen Sprache, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt seien Fortschritte erzielt worden. Für die Zukunft fordert Böhmer jedoch einen Paradigmenwechsel von der nachholenden zur vorausschauenden Integrationspolitik. "Wir öffnen neben der Reparaturwerkstatt jetzt die Zukunftswerkstatt", betonte Böhmer bei der Vorstellung des Berichts.
Der Bericht umfasst den Zeitraum von Frühjahr 2010 bis Frühjahr 2012. Während die Zahl der Gesamtbevölkerung zurückgeht, steigt der Anteil der Migranten: 2010 lebten 15,7 Millionen in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Migranten besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Böhmer: "Entscheidende Voraussetzung für eine gelingende Integration sind gute Sprachkenntnisse."
Umso wichtiger sei daher die Sprachförderung von Anfang an. Wegen der zahlreichen unterschiedlichen Verfahren hätten Bund und Länder beschlossen, gemeinsam die Wirksamkeit der Sprachfördermaßnahmen zu überprüfen.
Ein Wermutstropfen: Die Ausbildungsbeteiligungsquote ausländischer Jugendlicher habe sich von 31,4 Prozent im Jahr 2009 auf 33,5 Prozent im Jahr 2010 leicht erhöht. Bei den deutschen Jugendlichen betrug sie 65,4 Prozent. Doch sei auch ermutigend, dass Arbeitgeber verstärkt auf die Potenziale von Migranten setzen würden. Das zeige die hohe Zahl von über 1.250 Unterzeichnern der "Charta der Vielfalt" mit über 6,5 Millionen Beschäftigten.
Die Charta richtet sich auch an den öffentlichen Dienst. Böhmer warb dafür, mehr Migranten als Erzieherinnen und Lehrkräfte, bei Polizei und Feuerwehr und in der Verwaltung zu beschäftigen: "Sie sind wichtige Brückenbauer." (eis)