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II. Die Revolution von 1848/49
6. Die Reaktion in den 1850er Jahren
Der Sieg der Monarchie über die Revolution äußert sich zunächst in der schonungslosen Verfolgung der Aufständischen, bald aber auch in einer Vielzahl reaktionärer Maßnahmen, die auf den systematischen Abbau der politischen Errungenschaften und die organisierte Bekämpfung der Opposition zielen. In einem ersten Anlauf werden in vielen Einzelstaaten die liberalen Märzministerien beseitigt und politische Mitbestimmungsrechte sowie Verfassungen im etatistisch-konservativen Sinne revidiert.
Gelenkt und koordiniert werden die Eingriffe vom wieder hergestellten Deutschen Bund, der mit dem Bundesreaktionsbeschluss vom 23. August 1851 in allen deutschen Staaten die Grundrechte, vor allem die Presse- und Versammlungsfreiheit massiv einschränkt. Mit dem »Polizeiverein der bedeutenderen deutschen Staaten« entsteht ein effektives Überwachungsinstrument der Reaktion, das liberale, demokratische und sozialistische Umtriebe aufspüren und bekämpfen soll. Während sich die deutschen Fürsten in der Bekämpfung der liberalen und demokratischen Opposition einig sind, scheitern alle Vorschläge zu einer einheitlichen staatlichen Organisation Deutschlands an den Hegemonieansprüchen Preußens und Österreichs.
Viele der von der Reaktion Verfolgten betrachten die Entwicklung in Deutschland nunmehr aus ihrem Exil in der Schweiz, den Vereinigten Staaten oder Großbritannien, wo mancher auch politisch eine neue Heimat findet. So schlagen sich viele frühere deutsche Freischärler im amerikanischen Bürgerkrieg auf die Seite der Nordstaaten unter Führung des Republikaners Abraham Lincoln, um für die Aufhebung der Sklaverei zu kämpfen. Der frühere Revolutionär Carl Schurz krönt seine politische Laufbahn 1877 sogar mit dem Amt des amerikanischen Innenministers.