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IV. Die Weimarer Republik
1. Die Revolution von 1918/19 und der Weg in die Republik
Als im Spätsommer 1918 die Lage der deutschen Truppen an den Fronten immer hoffnungsloser wird und sich die Niederlage abzuzeichnen beginnt, überschreitet die Kriegsmüdigkeit der deutschen Bevölkerung die Grenze zum offenen Aufruhr. Innerhalb weniger Tage wird aus dem Aufstand der Kieler Matrosen eine Revolution, die ganz Deutschland erfasst und am 9. November auch die Hauptstadt Berlin erreicht, wo der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik ausruft. Die politische und militärische Gewalt geht zunächst von Arbeiter- und Soldatenräten aus, die den Reichskanzler dazu veranlassen, den Rücktritt des Kaisers bekannt zu geben und sein Amt dem Führer der Mehrheitssozialdemokraten, Friedrich Ebert, zu übertragen. Die von Ebert inoffiziell geführte und von den Räten bestätigte provisorische Regierung ist darum bemüht, die innere und äußere Ordnung durch entsprechende Maßnahmen aufrechtzuerhalten und sich über die Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung zu verständigen. Schließlich werden am 19. Januar 1919 alle über 20 Jahre alten Deutschen – erstmals auch die Frauen - an die Wahlurnen gerufen. Die Mehrheit gibt den dezidiert demokratischen Parteien ihre Stimme. Die aufgrund der angespannten Lage in Weimar tagende und von der Regierungskoalition aus Mehrheitssozialdemokratie, Zentrum und Deutscher Demokratischer Partei dominierte Nationalversammlung erarbeitet eine Verfassung, die als Staatsform die parlamentarische Demokratie vorsieht und ihr als machtpolitisches Korrektiv einen mit weit reichenden Befugnissen ausgestatteten Reichspräsidenten zur Seite stellt.
Doch noch vor der Verabschiedung der Verfassung im August muss sich die Nationalversammlung mit den in Versailles von den Siegermächten ausgehandelten Friedensbedingungen befassen, die in erster Linie wegen der Festschreibung der deutschen Alleinschuld am Krieg von allen politischen Lagern entschieden abgelehnt werden. Die an ein Ultimatum geknüpfte Unterzeichnung des Friedensvertrags ist unausweichlich, will doch die Mehrheit der Nationalversammlung die parlamentarische Demokratie nicht durch den andernfalls drohenden Einmarsch der Siegermächte gefährden. Rechtsextreme Gegner dieser Entscheidung brandmarken die Vertragsunterzeichner als "Erfüllungspolitiker" und wollen am 13. März 1920 unter Führung Wolfgang Kapps in Berlin den Sturz der Regierung gewaltsam herbeiführen. Obgleich ihr Versuch scheitert, bleiben die Republik und ihre Verfechter auch in den folgenden Jahren die Zielscheibe der rechts- und linksextremen Kräfte.