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Vertreter der Kulturszene haben sich vor dem Ausschuss für Kultur und Medien unter Vorsitz von Prof. Monika Grütters (CDU/CSU) für eine Lockerung des grundgesetzlichen Kooperationsverbots im Bereich der Kulturförderung ausgesprochen. Dieses sei oft hinderlich bei der Suche nach intelligenten Lösungen. Zugleich forderten sie aber auch die Kulturszene selbst auf, neue Wege zu gehen, um die zur Verfügung stehenden Mittel und Ressourcen besser zu nutzen. Der Ausschuss hatte die Vertreter am Mittwoch, 7. November 2012, zu einem öffentlichen Expertengespräch über die Struktur der öffentlichen Kulturförderung geladen.
Prof. Udo Dahmen, Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der Popakademie in Mannheim, beklagte die schwierige Kofinanzierung von Projekten zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Als Beispiel für eine gelungene Kooperation nannte Dahmen das Programm "Jedem Kind sein Instrument", das anlässlich der Kulturhauptstadt "Ruhr.2010" aufgelegt worden war, um es jedem Grundschulkind im Ruhrgebiet zu ermöglichen, ein Musikinstrument zu erlernen.
Die kulturelle Bildung müsse insgesamt viel stärker in den Schulen angesiedelt werden. Die Schulen dürften sich nicht nur als Ort der Ausbildung, sondern auch der Kultur begreifen. Dahmen sprach sich für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Künstlern nach norwegischem Vorbild aus. Dort würden Künstler vor ihrer Tätigkeit an einer Schule pädagogisch geschult.
Auch der Vorsitzende des Deutschen Musikrates, Christoph Höppner, forderte die verstärkte Einbeziehung von Schulen und Kindertagesstätten als "Orte der kulturellen Erstbegegnung". Die Kulturförderung in Deutschland konzentriere sich zu stark auf Einzelprojekte. Kunst und Kultur müssten zu einem festen Bestandteil der Bildungslandschaft in Deutschland werden, forderte auch die Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völckers.
Dr. Norbert Sievers, Geschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft, bemängelte, dass sich die Kulturförderung zu einseitig auf die Bewahrung des kulturellen Erbes beschränke. Die kulturelle Bildung hingegen werde vernachlässigt.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Moderator des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt, wünscht sich vom Bund auch ein stärkeres finanzielles Engagement. Prinzipiell bilde der Föderalismus zwar den idealen Rahmen, um die kulturelle Vielfalt zu fördern und zu erhalten, allerdings müssten die Mittel entsprechend verteilt werden.
Zimmermann sprach sich beispielsweise für eine Beteiligung des Bundes am Erhalt der Unesco-Welterbestätten aus. Er verwies auf Sachsen-Anhalt. Dort stünden fünf der insgesamt 37 deutschen Welterbestätten. Es sei zweifelhaft, dass das arme Bundesland die finanziellen Lasten zum Erhalt dieser Denkmäler mit gesamtstaatlicher Bedeutung auf Dauer allein tragen könnte.
Auch Christoph Knoch, Sprecher der Koalition der Freien Szene Berlin, sprach sich für staatliche Unterstützung für die Kultur und speziell freier Künstler aus. Der Bund verfüge etwa über viele aktuell ungenutzte Liegenschaften, die freien Künstlern zur Verfügung gestellt werden könnten für Konzerte oder Ausstellungen. Auch Kulturinstitutionen in den Kommunen wie Theater, Schaupiel- und Opernhäuser müssten sich für die freie Kulturszene stärker öffnen.
Dieser Forderung schloss sich auch Zimmermann an. Es sei mehr Solidarität zwischen Kulturinstitutionen und der freien Szene gefordert. Dies liege im beiderseitigen Interesse. (aw/08.11.2012)