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II. Die Revolution von 1848/49
3. Die Geburtsstunde der Parteien
Die Revolution von 1848 wird trotz mancher Vorläufer im Westen und Süden Deutschlands zur Geburtsstunde der Parteien im modernen Sinne. Artikuliert sich der politische Wille in den Märztagen zunächst noch in Demonstrationen und Petitionen, so schafft die Aufhebung des Vereins- und Versammlungsverbotes jetzt günstige Voraussetzungen für die Bildung von Parteien. Obwohl die Begriffe "Partei" und "Parteigeist" insbesondere im konstitutionell-liberalen Lager wegen ihrer dem Gemeinwohl scheinbar widersprechenden Bedeutung regelrecht verpönt sind, erkennen die Paulskirchenabgeordneten sehr bald, das ihre politischen Ziele über Parteien schneller und effektiver strukturiert, formuliert und kanalisiert werden können. Fünf parteiartige Gruppierungen können schon bald unterschieden werden: die Demokraten, die Liberalen, die Konservativen, der politische Katholizismus und die frühe Arbeiterbewegung.
In der Paulskirche hingegen bilden sich nach kurzer Zeit Fraktionen, die aufgrund gemeinsamer politischer Grundüberzeugungen und durch ein gleiches Abstimmungsverhalten miteinander verbunden sind. Ihre Mitglieder treffen sich regelmäßig in Frankfurter Gasthäusern, nach denen sie sich auch benennen. Sie wählen Vorstände und beschließen Programme, auf deren Grundlage sie die parlamentarische Arbeit gestalten. Mitunter werden diese Gruppierungen bereits "Parteien" genannt. Dabei reicht das politische Spektrum der Fraktionen ebenso weit wie das der politischen Vereine: von eher konservativen Kräften, die die Rechte der Monarchie und die einzelstaatlichen Interessen gewahrt sehen wollen, über liberale, die eine konstitutionelle Monarchie mit eingeschränktem Wahlrecht anstreben, bis hin zu den Demokraten, die eine republikanische Ordnung gleichberechtigter Bürger anstreben. Politisch extreme Gruppierungen aus Hochkonservativen und Sozialisten sind im Parlament nicht vertreten.