Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > 2011 > Nationaler Bildungsbericht 2010
Das Bildungsniveau in Deutschland steigt. Gleichzeitig sind jedoch Kinder aus bildungsfernen Schichten bei der Frühförderung und den höheren Bildungsabschlüssen nach wie vor unterrepräsentiert. Das geht aus dem von der Bundesregierung vorgelegten Nationalen Bildungsbericht 2010 (17/3400) hervor, den der Bundestag am Donnerstag, 27. Januar 2011, ab 9 Uhr 75 Minuten lang in erster Lesung beraten wird.
Eine zentrale Herausforderung des Bildungswesens ist es laut Bericht daher, allen jungen Menschen gesellschaftliche und soziale Teilhabe über Bildung zu ermöglichen. Die Bildungswege unterschieden sich derzeit vor allem nach Geschlecht, sozialer Herkunft und Migrationsstatus.
Dies führe zu Ungleichheiten in der Bildungsbeteiligung und damit zu "Unterschieden in den Bildungs- und Lebenschancen" und stehe im "Gegensatz zu der Inklusions- und Integrationsaufgabe des Bildungswesens", heißt es in dem von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlern im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung angefertigten Bericht.
Die Experten kommen unter anderem zu dem Schluss, dass Übergänge in höher qualifizierende Schularten zunehmen, Jugendliche mit Migrationshintergrund jedoch selbst bei gleichem sozioökonomischen Status häufiger an niedriger qualifizierten Schularten zu finden seien.
Sie fordern daher, die frühkindliche Bildung und Betreuung verstärkt auszubauen. In Schulen müssten zudem die Förderangebote verbessert werden. Nur so könne das Ziel einer Halbierung des Anteils der Schulabsolventen ohne Hauptschulabschluss erreicht werden.
Als ein "deutliches Alarmsignal" bezeichnete die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) die Ergebnisse des Bildungsberichtes. Um den sozialen Zusammenhalt auf Dauer zu sichern, müssten mit Hochdruck alle Kräfte für bessere Bildungschancen von Migranten gebündelt werden, forderte sie. Deren Bildungssituation sei dramatisch.
"Die Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien dürfen nicht die Generation der Verlierer sein! Jeder Einzelne von ihnen muss die Chance auf den sozialen Aufstieg haben", sagte Böhmer nach der Vorstellung des Berichts.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert als Konsequenz aus dem Bildungsbericht, "das Bildungssystem gerechter und besser zu machen", wie aus einem ebenfalls am Donnerstag in erster Lesung zu behandelnden Antrag (17/4436) hervorgeht.
Es müsse dafür Sorge getragen werden, dass der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in allen Bereichen des Bildungssystems gedeckt sei, lautet eine der Grünen-Forderungen. Mit einer durchgehenden Sprachförderung müsse die Chancengerechtigkeit für Menschen mit Migrationshintergrund gezielt verbessert werden, heißt es weiter.
Um die Herausforderungen des demografischen Wandels anzunehmen solle gemeinsam mit den Ländern der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr erfüllt und das Recht auf einen Ganztagesplatz gesetzlich verankert werden, fordert die Fraktion.
Angehende Erzieher müssten zudem im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung qualifiziert werden, um durch eine alltagsintegrierte Förderung zur Sprachbildung von Kindern unter sechs Jahren beitragen zu können. (hau)