Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > März 2012 > Mehr Sicherheit für Postdoktoranden
Isolde von Bülow von der Ludwig-Maximilians-Universität bemängelte, dass Stellen unterhalb der Professur meist nicht öffentlich ausgeschrieben werden würden. „Oft wird der Aufwand gescheut“, sagte sie. Viel zu häufig blieben dann diese Nachwuchswissenschaftler „in Academia“ hängen. Wenn sie sich fünf Jahre nach der Promotion auf dem freien Arbeitsmarkt bewerben würden, wären ihre Chancen oft schlechter, als wenn sie dieses gleich nach der Promotion getan hätten.
Sabine Jeschke von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sagte, dass die Problematik der Befristung von Stellen an Hochschulen verzerrt wahr genommen werden. Es sei sehr wohl sinnvoll, Doktorandenstellen zu befristen, aber der Weg danach sei für die Wissenschaftler unklar. „Vor allem gibt es viel zu wenig Professorenstellen. Das ist das Problem.“
Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft unterfütterte das Thema mit Zahlen. Mittlerweile seien 90 Prozent des angestellten Personals an Hochschulen nur befristet angestellt, davon die Hälfte für weniger als in Jahr. „Das führt zu prekären Verhältnissen“, sagte der Gewerkschaftler. Ausdrücklich lobte er die Instrumente Tenure-Track und Post Docs. Das Tenure-Track Modell, das aus dem amerikanischen Bildungssystem kommt, ermöglicht eine erfolgreiche Rekrutierung von wissenschaftlichem Personal durch die Aussicht auf eine lebenslange Einstellung.
Und auch Reinhard Kreckel vom Institut für Hochschulforschung machte noch mal deutlich, wie ungewöhnlich das deutsche System ist. „Wenn man Glück hat, ist man mit 45 Jahren Professor. Das ist sehr spät.“
Alexander Kurz von der Fraunhofer-Gesellschaft München regte an, an mehr Koordination mit der Wirtschaft bei der wissenschaftlichen Karriere zu denken. Aber auch die Autonomie der Wissenschaftler sei ein zentraler Punkt für den Erfolg von Forschung.
Jan Siemens vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin hob hervor, dass Deutschland als Wissenschaftsstandort durch die Veränderung in den vergangenen zehn Jahren international wieder an Attraktivität gewonnen habe. Gleichzeitig bemängelte er aber ebenfalls die unsichere Situation für Wissenschaftler nach der Promotionsphase.
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