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Aus Sicht Lahls lassen sich die langfristigen Ziele beim Klimaschutz mit einer Reduktion der Treibhausgase um 80 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2050 ohne eine „De-Carbonisierung“ der Chemieproduktion, also ohne Abkehr von Kohlenstoffen als Rohstoffbasis, nicht erreichen. Der Wissenschaftler gab sich überzeugt, dass der Wechsel hin zu mehr Biomasse auch die Versorgung dieser Branche mit Ressourcen besser absichern werde. Da jedoch Biomasse ein knappes Gut sei, solle die Nutzung dieser Substanz zur Herstellung von Strom und Wärme eingeschränkt werden, um einen vorrangigen Einsatz in der Chemie zu ermöglichen. Bei der Energieherstellung, so der Darmstädter Professor, gebe es Alternativen zur Biomasse, etwa die Sonnenkraft. Im Übrigen müsse die Biomasse-Gewinnung ihrerseits ebenfalls im Sinne von Klima- und Umweltschutz in höherem Maße als bisher nachhaltig erfolgen.
Unter dem Motto „Neue Kunststoffe braucht die Welt“ rief Lahl zur Erzeugung von Chemieprodukten auf, die sich nach einer gewissen Zeit in Substanzen ohne schädliche Auswirkungen auf die Umwelt auflösen. Um dies zu erreichen, könnten auch entsprechende staatliche Vorgaben sinnvoll sein. Aus Sicht des Wissenschaftlers kann der Chemiesektor eine „große Chance für den Klimaschutz“ sein, sofern für den Weltmarkt Produkte geliefert werden, die den Klimaschutz voranbringen. Indes müssten auch die Herstellungsprozesse in der Chemiebranche selbst klimaverträglicher werden.
Romanowski unterstrich, dieser Wirtschaftszweig habe in den vergangenen 20 Jahren „erhebliche Fortschritte“ bei der Verminderung von Emissionen, bei der Schonung natürlicher Ressourcen sowie beim sparsamen und effizienten Einsatz von Rohstoffen und Energie erzielt. Beispielsweise sei der Energieverbrauch um über 20 Prozent reduziert worden, obwohl in diesem Zeitraum die Produktmenge um fast 60 Prozent gestiegen sei. Das Abfallaufkommen sei um 80 Prozent, die Einleitung von Schwermetallen in Flüsse um 90 Prozent vermindert worden. Gegenwärtig starte die Chemie, so der Referent, als erster Wirtschaftszweig zudem eine branchenweite Nachhaltigkeitsinitiative.
Der VCI-Geschäftsführer forderte ein innovationsfreundliches Umfeld, um den Trend zu mehr Nachhaltigkeit zu fördern. Dazu gehörten etwa ein leistungsfähiges Bildungssystem und eine international wettbewerbsfähige Forschungslandschaft. Gesetzliche Regeln sollten die Markteinführung neuer Produkte erleichtern und nicht behindern. Angesichts der zeitaufwendigen und teuren Entwicklung von effizienten Herstellungsmethoden und innovativen Produkten benötigten die Unternehmen „Planungs- und Rechtssicherheit“. Romanowski lehnte staatliche Vorgaben mit dem Ziel einer Steuerung der Innovationsprozesse im Chemiesektor ab. Grundsätzlich biete der „Ordnungsrahmen der sozialen Marktwirtschaft“ die beste Orientierung für ein nachhaltiges Wirtschaften. Jedoch hätten auch gesetzliche Vorschriften, die seit den achtziger Jahren entstanden und seither verfeinert worden seien, die Nachhaltigkeit vorangebracht, etwa bei der Emissionsminderung oder bei der Arbeits- und Chemikaliensicherheit. Solche Regeln müssten aber in der betrieblichen Praxis umsetzbar sein.
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