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Enquete16:03
Ein weiteres Mal möchten wir Sie herzlich willkommen heißen zum Chat der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“! Der heutige Chat (von 16.30 - 17.30 Uhr) findet zum Berichtsteil der Projektgruppe 5 statt, die sich mit den Themen „Arbeitswelt, Konsumverhalten und Lebensstile“ im Verhältnis zur Nachhaltigkeit befasst hat. Gechattet werden kann mit den Mitgliedern der Projektgruppe Prof. Anke Hassel (Sachverständige für die SPD), Horst Meierhofer (FDP), Prof. Uwe Schneidewind (Sachverständiger für Bündnis 90/Die Grünen).
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Enquete16:05
Sie können sich am Chat wie folgt beteiligen: Unterhalb des Chatfensters befindet sich eine Anmeldebox, in die Sie Ihren Benutzernamen eintragen können. Der Benutzername kann hierbei von Ihrem tatsächlichem Namen abweichen. Nach erfolgreicher Anmeldung können Sie unterhalb des Chatfensters im Eingabebereich Ihren Beitrag verfassen. Dabei muss ausgewählt werden, ob sich Ihr Beitrag an alle oder einen konkreten Abgeordneten oder Sachverständigen richtet. Zum Schluss klicken Sie auf „Nachricht senden“. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, wenn Ihre Frage verzögert im Chat zu sehen ist. Die Moderation muss Ihren Beitrag erst einmal freigeben. Wenn der Beitrag nichts mit dem Thema der Enquete-Kommission zu tun hat oder gegen die Netiquette des Internets verstößt, erscheint er nicht im Chatfenster.
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Enquete16:06
Liebe Chatteilnehmerinnen und Chatteilnehmer, der Chat wird um ca. 16.30 Uhr beginnen! Sie können uns schon jetzt Ihre Fragen und Beiträge schicken. Wir werden diese hier sammeln. Bei Eintreffen der Projektgruppenmitglieder können wir dann zügig in die Diskussion einsteigen.
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maxen16:25
moin ;-)
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maxen16:25
Ist Ihnen, Hr.Meierhofer, statt eines Bürgergelds (FDP) oder Bedingungslosem Grundeinkommen BGE (Piraten) - ein "Bedingungsloses HartzIV" in Zusammenarbeit mit Frau von der Leyen (CDU) vorstellbar?
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Enquete16:26
Hallo maxen, die Chatteilnehmer werden gleich eintreffen und deine Frage beantworten. Vielen Dank schonmal!
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krü5616:29
Meiner Auffassung nach ist die Enquete-Kommission auf halbem Wege stehen geblieben, wobei mir gewiss klar ist, dass das nachfolgend Genannte auch schwer gehandhabt werden kann: Meiner Überzeugung nach kommen wir an dem Umstand nicht vorbei, dass LebensQUALITÄT selbstverständlich ihre nicht beziffebare Facette in sich trägt. Um es anders auszudrücken: Qualität ist erst einmal Qualität, dass sie nicht Quantität, also erst einmal nicht bezifferbar ist. Soll also in dieser Weise von Qualität gesprochen werden, soll Qualität gar im Vordergrund stehen, dann ist es m. E. folgerichtig, dieses Unbezifferbare zuallererst zu bestimmen und dann das Quantifizierbare hintendrein. Sozusagen als dessen Einkleidung. Das mag ggf. philosophisch klingen, ich meine es ganz praktisch. Selbst die Altvorderen, nehmen wir Krupp und Siemens, waren zuallererst von einer Idee beeinflusst und eingenommen, dann erst haben sie mit ihr Geld verdient. Umgekehrt, hätte der eine da gesessen, wo der andere saß und umgekehrt auch (hätte als Siemens in Stahl und Krupp in Elektro gemacht) wäre das vermutlich nichts geworden. Diesen Aspekt des qualitativen Vorrangs habe ich in den Diskussionen bislang vermisst. Deshalb erscheinen auch sehr viele Anliegen austauschbar. Das ist m. E. auch - ich hoffe, das klingt nicht vermessen - ein wesentlicher Grund für das Scheitern des Staatssozialismus, dass mit Planerfüllung im Sinne einer Abteilungsleitermentalität weder ein Staat zu machen ist, noch ein Unternehmenszusammenhang zu entwickeln. Mit Menschen, die auszuwürfeln scheinen, in was sie nun wieder Geld investieren, allerdings auch nicht. Ich meine, dass das von mir hier Angesprochene schon viel mit Wachstum zu tun hat. Nicht mit dem bloßen Größermachen der Zahl, sondern als tatsächliches Wachstum, was Boden in sich trägt. Andernfalls - und auch hier hoffe ich, nicht vermessen zu klingen - ist der Begriff eine falsche Naturanalogie. Eine aufschlussreiche Diskussion!
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Horst Meierhofer16:34
@MAXEN: Über Koalitionspartner sage ich nur das beste;-)
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Enquete16:34
Der Abgeordnete Horst Meierhofer und die Sachverständigen Prof. Hassel und Prof. Schneidewind sind soeben eingetroffen.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind16:35
Hallo, Uwe Schneidewind ist jetzt auch online.
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Prof. Dr. Anke Hassel16:35
Und Anke Hassel ist jetzt auch da. Hallo!
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind16:38
Krü56 - interessantes Statement. Hätten Sie eine konkrete Frage?
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Prof. Dr. Anke Hassel16:40
Herr Meierhofer, Sie haben das heute wieder ganz großartig gemacht! Sehr produktiv bei den Sondervoten. Alle Achtung.
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QuentinQuencher16:41
Leider ist der Änderungsantrag von Hermann Ott, in dem auf Jonas Bezug genommen wird, nicht als pdf verfügbar und ich habe auch leider nicht die ganze Sitzung am Stück verfolgen können. Doch der kategorische Imperativ, um bei Jonas zu bleiben: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ ist doch auch höchst umstritten. Vor allem weil es hier nicht klar ist, wer bestimmt was echtes menschliches Leben ist. Wie konnte hier die FDP zustimmen? Fühlen Sie (die FDP) sich da nicht überrumpelt?
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Horst Meierhofer16:41
@ANKEHASSEL: Danke, das Lob ist berechtigt.
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krü5616:43
@UWESCHNEIDEWIND Ich hätte gern gewusst, welchen Stellenwert Statistiken im praktischen Umgang für Sie haben. Wir können ja ganz verschieden mit ihnen umgehen. Wir können sie als ergänzendes Instrument benutzen, weil das eigentliche im Geschriebenen steht oder wir können es umgekehrt sehen, dass das Geschriebene eher als Beiwerk einer alles überragenden Statistik gesehen wird. Ich nehme an, Sie lesen den Zungenschlag. Meines Erachtens wird insgesamt ein zu großes Gewicht auf die reine statische Auswertung gelegt - das geht hin bis zu regierungsamtlichen Verlautbarungen - und es wird zu wenig ihr bloße Hilfsfunktion gesehen. Wenn der Stellenwert der Statistik ein nachrangiger sein könnte - kein nichtiger, um das nicht zu verwechseln - dann hätten wir m. E. andere Koordinaten des Handelns.
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Horst Meierhofer16:43
@QUENTINQUENCHER: Unser liberales Credo ist ja immer: "Freiheit und Verantwortung". Das hat Kollege Ott heute auch angebracht. Insofern war zumindest das keiner unserer Streitpunkte.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind16:45
@KRÜ56: Das Thema hat uns ja auch in der Enquete beschäftigt: Gerade bei der Indikatorendebatte hat sich die Enquete in meinen Augen als zu Statistik-gläubig erwiesen, sich von vorneherein nur auf Indikatoren einlassen wollen, die auch sauber statistisch zu ermitteln sind, statt eine politische Debatte zu führen.
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maxen16:49
Studien (z.B. vom DIW) belegen "Arme Menschen sterben früher als nicht Arme!" Staatlich Sanktionierte in HartzIV sind ärmer als arm. FRAGE:"Denken sie, dass Sanktionen mit der "Schutzpflicht" - [die laut BVerfG Bundesverfassungsgericht bezogen auf HartzIV-Regelsätze unmittelbar aus Grundgesetz Artikel 1 folgt] - mit der Schutzpflicht vereinbar sind?"
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krü5616:50
@UWESCHNEIDEWIND Wenn ich das lese, stimme ich Ihnen - wohl nicht verwunderlich - in Ihrer Aussage zu. Liegt in der Überhöhung dieses eigentlichen Hilfsmittels der Statistik nicht so etwas wie ein klein wenig Hillflosigkeit, die Dinge anders nicht greifen zu können? Könnte da nicht mutiger herangegangen werden, wo schon von Qualität direkt die Rede ist und von Wachstum auch. Jede Mutter und jeder Vater weiß schließlich, dass das Wachstum ihres Kindes nicht vorhersehbar und auch nicht planbar ist. Überrascht wird dann auf den Bleistiftstrich am Türrahmen geschaut. Von daher, so glaube, sollten Wachstumsprognosen, soweit sie ihren Sinn erfüllen, allenfalls in Margen abgefasst sein.
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SandorRagaly16:50
Einen gutem Tag zusammen! Wenn absehbar bzw. hinreichend errechenbar ist bzw. wäre, dass zu erwartendes Wi.wachstum bestimmte, wichtige Grenzen der Natur (Ökosysteme/intrinsischer Wert, Funktionen) stark übersteigt, und dass abschätzbare technische Modernisierung, intersekt. Strukturswandelprozesse und auch Suffizienz, soweit sie angenommen werden kann,nicht ausreichen, innerhalb der Grenzen zu bleiben, was wäre zu tun, u.a. staatlicherseits?
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QuentinQuencher16:54
@HORSTMEIERHOFER Ich habe jetzt nicht den genauen Wortlaut des Änderungsantrag, in dem auf Jonas Bezug genommen wird, im Kopf. Doch ich werde es mir morgen noch mal genauer anschauen. Sie sollten überprüfen ob der Punkt »Freiheit« hier nicht zu schnell unter die Räder kommt.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind16:55
@SANDORRAGALY: "Caps" (Absolute Begrenzungen) sind die Antwort, die wir in der Projektgruppe 3 (Entkopplung) als zentralen Ansatz diskutiert haben: Globale Ökosysteme müssen absolut geschützt werden: Regenwälder, die Antarktis, die Meere, Caps auf den noch zu entnehmenden Kohlenstoff (in Öl-, Gas-, Kohleform) aus der Erdkruste, .... Nur dann werden wir die Rebound- und Wachstumseffekte in den Griff bekommen. Die Herausforderung ist es, diese Cap-Politik international zu organisieren. Doch das kann gelingen, wie z.B. der Arktis- oder Antarktis-Schutz zeigt.
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Horst Meierhofer16:55
@SANDORRAGALY: Das ist schwer zu beantworten. Ob und wie stark man eingreift, hängt natürlich vom zu erwartenden Schaden ab. Beispiel: FCKW-Verbot war sicher ein gutes Beispiel für staatlichen Eingriff. Wenn allerdings nur erreicht würde, dass Verlagerung z.B. von Produktionen in andere Länder mit niedrigeren Umweltstandards einträte, wäre ich eher zurückhaltend. Ich bin mir im übrigen auch nicht sicher, wie staatlicherseits Suffizienz verordnet werden könnte
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Horst Meierhofer16:56
@QUENTINQUENCHER: Sie können mir Ihre Position auch gerne in den nächsten Tagen an horst.meierhofer@bundestag.de mailen!
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Prof. Dr. Anke Hassel16:56
@MAXEN Ich bin zwar keine Juristin, aber ich gehe schon davon aus. Ansonsten hätte das BVerfG das schon so entschieden. Den Hartz IV Sätzen liegen dementsprechende Berechnungen des Existenzminimums zugrunde, über die das BVerfG bereits entschieden hat. Die dahinter liegende Frage ist wohl, ob der Staat Arbeitslosen ein Leben ermöglichen sollte, das über die Bereitstellung des Existenzminimums hinausgeht? Ich würde sagen, dass ist eine politische Entscheidung. Da es entsprechende politische Forderungen bereits gibt, bräuchte man diese nur zu unterstützen.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind16:57
@KRÜ56: Das Problem ist eher, dass Wachstumsprognosen heute sogar sehr gut sind und sich die politische Steuerung auf ihre Erreichung konzentriert. Genau darum ist es so wichtig, alternative Orientierungsmaße für eine Wohlstandspolitik zu haben.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind16:59
@HORSTMEIERHOFER: Suffizienz soll ja nicht "verordnet" werden, sondern die Möglichkeiten für ein suffizientes Leben verbessert werden. Und da ist gerade auf der Ebene der Kommunalpolitik viel zu machen (z.B. in den Bereichen Mobilität, Nahversorgung, etc.).
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QuentinQuencher16:59
@HORSTMEIERHOFER Danke für das Angebot und die Aufmerksamkeit. Ich werde es ausführen und Ihnen zusenden.
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QuentinQuencher17:00
Wie ist von den Teilnehmern hier die Aussage von Michael Müller aufgenommen worden, wonach der Bergriff »Nachhaltigkeit« zu ideologisch betrachtet würde. Wenn ich es richtig verstanden haben, so meinte er, ein Nachhaltigkeitsvorgabe sei automatisch immer mit Zwang verbunden?
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krü5617:00
@UWESCHNEIDEWIND Gut, vielleicht habe ich mich etwas falsch ausgedrückt: Ich hätte eher Wachstumsvorhaben als Wachstumsprognose schreiben sollen. Das Grundproblem - und ich vermute, Sie sehen das ggf. genau so - ist die Orientierung an einem rein quantitativen Maßstab und zudem auch noch an einem Maßstab, der den Zeithorizont der Nachhaltigkeit in keinster Weise berücksichtigt. Alle freuen sich an der Höhe des geschürten Feuers und problematisch wird es, wenn es vermieden wird, das Stubbenholz nachzulegen, das erst dafür sorgt, dass sich alle längere Zeit daran wärmen können. Das will ich ganz bildhaft als Nachhaltigkeit begreifen und das lässt sich m. E. sehr gut auf das Wirtschaftliche und auf Lebensumstände übertragen.
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SandorRagaly17:01
@UWESCHNEIDEWIND Danke, auch H. Meierhofer! Ja, H. Schneidewind, das klingt sehr richtig mE. Man btraucht evtl. auch nicht die Hl. Wachstums-Kuh zu schlachten, wenn man solche Orientierungsmaße - nicht die einzigen - einbringt. Das erleichtert Kommunik./Politik, denke ich.
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maxen17:01
@AnkeHassel DANKe! für die interessante Antwort - die Ihrerseits gesellschaftlich "nach oben" gerichtet ist - denn meine Frage orientierte sich "nach unten" ;-)
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Horst Meierhofer17:01
@UWESCHNEIDEWIND: Mein bescheidenes Problem mit der Suffizienz ist eben, dass irgendjemand für mich entscheidet, was ausreichend ist und was zu viel. Das macht mir ein bisschen Angst...
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:01
@KRÜ56: Da bin ich ganz bei Ihnen.
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Prof. Dr. Anke Hassel17:02
@MAXEN Verstehe ich nicht. Was ist "nach oben" und was ist "nach unten"?
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:04
@HORSTMEIERHOFER: Das tut der Staat auch heute schon: Beim Rauchverbot, beim Arbeitsschutz, bei den Energiestandards für ein neues Haus, das ich baue, bei Regeln im Straßenverkehr: es geht hier immer um einen angemessenen Ausgleich von individueller Bedürfnisbefriedigung und Gemeinwohl. Das macht den Kern zivilisierter Gesellschaften aus.
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bbrox17:05
wie steht die kommission denn zu fragen des nachhaltigen konsums in öffentlichen verwaltungen? gibt es bspw. konkrete empfehlungen zur überarbeitung von beschaffungsrichtlinien? vielen dank.
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SandorRagaly17:06
@UWESCHNEIDEWIND @HORSTMEIERHOFER ...wobei der "angemessene Ausgleich" von liberaler Seite generell näher der indiv. Freiheiten zu verorten sein dürfte...
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:06
@QUENTINQUENCHER: MIchael Müller versteht Nachhaltigkeit als eine "regulative Idee": Handle so, dass Dein Handeln die Handlungsmöglichkeiten künftiger Generationen und anderer Menschen auf dieser Erde nicht unbotmäßig einschränkt. Diese Maxime lässt sich auf individueller und gesellschaftlicher Ebene anwenden.
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krü5617:07
@UWESCHNEIDEWIND Danke für Ihre Antwort. Wir werden das hier ja nicht lösen können, aber vielleicht höhlt steter Tropfen den Stein. In diesem Sinn noch eine weitere aufschlussreiche Diskussion!
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Horst Meierhofer17:07
@SANDORRAGALY: Ja, aber dafür findet man in der Enquete (wie in der ganzen Gesellschaft) leider nicht allzuviele Fans...
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maxen17:09
@ANKEHASSEL Im Sinne eines Modells mit "Oberschicht - Mittelschicht - Unterschicht" - fragte ich nach dem WENIGER (wann ist staatliche Schutzpflicht verletzt) .. ihre Antwort stellte die Frage neu und nach MEHR Zitat "über die Bereitstellung des Existenzminimums hinaus"
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krü5617:11
@UWESCHNEIDEWIND Ggf. doch noch ein Nachsatz: Wir könnten hier natürlich alle möglichen Instrumentarien mit einführen, wie bspw. Net Economic Welfare u. s.w und u. s. f. und ich glaube, dass derartige Ansätze bislang nicht recht gefruchtet haben, hängt dann zuweilen mit ihrer Kompliziertheit zusammen und mit der Befürchtung, das alles akribisch befolgen zu müssen. Ich glaube, dass das weit eher mit einem kulturellen Wandel zu tun hat - vergleichbar mit der WertSCHÄTZUNG unserer Altstädte seit den 1980ern - als mit neuen rechnerischen Verfahren. So wichtig diese auch sind. Nochmals Dank und eine aufschlussreiche Diskussion!
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SandorRagaly17:11
@HORSTMEIERHOFER Ah verstehe... ich denke dabei allerdings auch, dass Nachhaltigkeit, wie soeben von H. Schneidewind def. (inter- und intragenerationale Gerechtigkeit) auch hierarch. Steuerungsleistungen und auch eine gewisse Planung erfordert, die aber nicht übertrieben werden darf. In der dt. nat. Naha-Strategie und in anderen versucht als: Groß-Ziele verbindlich, Wahl der Mittel zur Erreichung eher offen
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QuentinQuencher17:11
@UWESCHNEIDEWIND Eine regulative Idee braucht Regeln wenn Sie umgesetzt werden soll. Wie soll das aber geschehen wenn nicht einmal Klarheit über die Begriffe existiert? Wer legt dann fest, was nachhaltig ist?
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Horst Meierhofer17:11
@UWESCHNEIDEWIND: Stimmt, aber Umweltschutzstandards sind ja nicht gleichzusetzen mit Suffizienz. Hohe Energiestandards im Gebäudebereich könnten im Gegenteil ja sogar zu mehr "Wachstum" führen.
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Prof. Dr. Anke Hassel17:12
@BBROX In dem Bericht beschäftigt sich die Kommission auf mehreren Seiten mit der Handlungsmöglichkeit des Staates und auch der Rolle des Staates als Konsuments. Dort wird im Wesentlichen die derzeitige Politik durch die europäische Kommission und die Bundesregierung unterstützt. Der Staatssekretärsausschuss hat vor zwei Jahren eine Kompetenzstelle nachhaltige Beschaffung eingerichtet. Auch das UBA ist in dieser Frage aktiv.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:12
@KRÜ56: Der Umgang mit den Altstädten in den 70er- und 80er-Jahren ist wirklich ein schönes Beispiel.
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Horst Meierhofer17:13
@SANDORRAGALY: Klar, auch wir sprechen uns ja nicht gegen staatliche Rahmensetzung aus.
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Prof. Dr. Anke Hassel17:14
@MAXEN Ich würde sagen, die Schutzpflicht wäre verletzt, wenn das Existenzminimum unterschritten wird. Aber das ist keine rechtliche Bewertung sondern eine politische.
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SandorRagaly17:14
@HORSTMEIERHOFER Suffizienz ist für mich die bewusste Einschränkung des verursachten Wachstums an Material-/Stoff- und Energieverbräuchen (in jedweder Form), um so die Umwelt zu entlasten - dafür wird ein anderer, besserer Lebensstil, postmaterielle Werte etc. vorgeschlagen als Ausgleich
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:15
@QUENTINQUENCHER: Bei der Nachhaltigkeit ist es wie bei anderen regulativen Ideen wie "Gerechtigkeit" oder "Freiheit". Auch die lassen sich nicht Zeit- und Kontext-unabhängig definieren. Dennoch geben sie einen Kompass für die gesellschaftliche Gestaltung vor.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:16
@HORSTMEIERHOFER: Aber dennoch schränken diese Standards individuelle Handlungsmöglichkeiten z.T. sehr ein.
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bbrox17:18
@ANKEHASSEL Vielen Dank für die Antwort. Noch einmal grundsätzlich, wie schätzt die Kommission denn überhaupt den staatlichen Einfluss auf privaten Konsum ein? Und welche Mittel sind wie sinnvoll?
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Enquete17:21
Die Moderation möchte alle Teilnehmenden freundlich darauf hinweisen, dass der Chat in 10 Minuten endet. Jetzt wäre die Zeit für ein paar letzte Beiträge ;-)
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Prof. Dr. Anke Hassel17:22
@BBROX Dazu gibt es eine ganze Reihe von Vorschlägen. Insbesondere Vorschläge im Bereich Infrastruktur, aber auch rechtliche und steuerliche Instrumente sind im Bericht aufgeführt und wurden intensiv diskutiert. Die Kommission hat zum Beispiel die höhere Besteuerung von Fleischkonsum diskutiert und letztlich nicht aufgenommen. Auch die Förderung von carsharing und Elektromotoren wurden intensiv besprochen. Ich persönlich denke, dass es in diesem Bereich noch viel Diskussions- und Entscheidungsbedarf gibt.
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QuentinQuencher17:22
Die Forderung nach Suffizienz wird politisch nicht durchsetzbar sein, und ich halte sie auch generell für falsch, da Fortschritt nie durch Suffizienz erlangt wurde. Wenn das Nachhaltigkeitspostulat die Forderung nach Suffizienz beinhaltet wird es scheitern.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:22
@bbrox: Der Staat nimmt heute schon auf viele Weisen Einfluss: über Steuersätze (von unterschiedlichen Mehrwertsteuersetzen über die spezifische Verbrauchssteuern wie die Tabak- und Mineralölsteuer bis hin zur allgemeinen Öko-Steuer), über Ordnungsrecht, über Verbote (z.B. Alkoholverkaufsverbot für Jugendliche,...),...
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Horst Meierhofer17:23
@SANDORRAGALY: Ja, und das macht mir eben ein bisschen Angst. Wer definiert denn, ob mein großes Auto (das ich leider nicht habe) unangemessen ist, wenn ich es nur selten nutze und ansonsten sehr klimafreundlich und nachhaltig lebe? Wer bestimmt die Grenzen meines Konsums, vermutlich noch auf jede einzelne Handlung aufgeschlüsselt? Ich bin ja sehr dafür, Verbraucher über die Wirkungen ihres Handelns zu informieren. Das ist natürlich auch eine Bildungsaufgabe; aber gutes und schlechtes Konsumieren als staatlich gelenkte Vorgabe geht mir eben zu weit. Das verstehe ich als Suffizienz: Verzicht, weil mir jemand vorgibt, was ausreichend ist, und was zu viel.
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Prof. Dr. Anke Hassel17:25
@HORSTMEIERHOFER Da helfen dann nur höhere Steuersätze auf besonders schädliche Produkte. Der Bundestag könnte zum Beispiel definieren, welcher Ressourcenverbrauch im Individualverkehr schädlich ist.
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:25
@QUENTINQUENCHER: Wir haben am Wuppertal Institut ein Papier "Suffizienz als Business-Case" veröffentlicht, in dem deutlich wird, dass ein "Langsamer", 'Weniger" heute sogar schon in vielen Produkt- und Dienstleistungssegementen interessante Geschäftschancen birgt, weil sich die Menschen danach zunehmend sehnen. Ich bin daher bzgl. einer "Suffizienzpolitik" optimistischer als Sie.
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SandorRagaly17:25
Aber wir sollten doch überhaupt nicht gleich oder nur an staatl. Vorgaben denken bei Suffizienz! Für mich hat S. gerade den Beiklang von einem umweltbewussten freiwilligen Verhalten, wie es sich vielfach auch durchgesetzt hat (Beachtung ökolo. Aspekte beim Kauf in ganz div. Hinsicht!). Suffizienz ist doch das Selberdenken und umweltbewusste Handeln, des einzelnen Bürgers, der hier im Vgl. zu and. Ländenr bzw. früher doch schon darauf achtet, wenngleich es durch den Wohlstand eben das Rebound-Problem gibt...
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Horst Meierhofer17:26
@QUENTINQUENCHER: siehe mein Antwort aus sandor ragaly! Abgesehen davon: Ich halte Wachstum (qualitativ aber auch quantitativ) auch weiterhin für erstrebenswert, gerade auch für Menschen, denen es nicht so gut geht. Man sieht ja in jeder Wirtschaftskrise, wer als erster darunter leidet
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maxen17:26
@UWESCHNEIDEWIND Leider scheint der Begriff der Nachhaltigkeit - bei vielen Politiker*innen - nicht 'recht' verstanden - und wird im Sinne "der Tod ist nachhaltig" verwendet. Die Verwendung von "zukunftsfähig" gleicht dies' aus - ergänzt um langfristig ;-)
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Horst Meierhofer17:27
@ANKEHASSEL: Höhere Steuersätz sind aus meiner Sicht nur selten eine gelungene Antwort...
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:27
@MAXEN: Der Tod ist tatsächlich nachhaltig und suffizient, aber nicht zukunftsfähig
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SandorRagaly17:27
Der Staat sollte Suffizienzverhalten erstmal vielfältig zu stimulieren versuchen, bevor es per command and control durchgedrückt wird...
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Prof. Dr. Anke Hassel17:28
@HORSTMEIERHOFER Gibt es dafür empirische Belege?
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Horst Meierhofer17:29
Die Erfolge von Gerd Schröders und Joschka Fischers segensreichen Wirkens sind doch jetzt zu beobachten!
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SandorRagaly17:29
@UWESCHNEIDEWIND biologisch durchaus
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Prof. Dr. Uwe Schneidewind17:29
Dank an alle für die spannenden Fragen und noch einen suffizienten Abend!
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Prof. Dr. Anke Hassel17:29
Herzlichen Dank für die rege Beteiligung. Ich muss jetzt leider weg. Grüße Anke Hassel
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SandorRagaly17:29
Gleichfalls!
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Horst Meierhofer17:30
@UWESCHNEIDEWIND & ALLE: Nix Suffizienz! Lasst es lieber krachen!
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Prof. Dr. Anke Hassel17:30
@HORSTMEIERHOFER Segensreich?
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Enquete17:30
Mit der Verabschiedung wird der Chat nun beendet. Wir möchten darauf hinweisen, dass es die Möglichkeit gibt, die Sitzungen auf der Homepage der Enquete-Kommission zu kommentieren. Herzlichen Dank für Ihre Beteiligung!