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Dr. Thomas Feist (44) ist ein neuer Abgeordneter der CDU aus Leipzig - der Stadt, in der vor zwanzig Jahren die friedliche Revolution begann. Politisch engagiert hat sich der gelernte Heizungsinstallateur und promovierte Philosoph, der seit Jahren die evangelische Jugend in Sachsen unterstützt, schon immer. Nur nicht in einer Partei. Erst im Jahr 2007 trat der bekennende evangelische Christ in die CDU ein und machte innerhalb kürzester Zeit eine bemerkenswerte parteipolitische Karriere. Knapp zwei Jahre nach seinem Eintritt wurde er Kandidat für den Bundestag und gewann ohne Umweg ein Direktmandat. Im Wahlkampf konnte Thomas Feist die Leipziger Wähler offenbar mit seinem Motto überzeugen: "Ich kandidiere für die Partei, die nicht nur darüber nachdenkt, wie etwas verteilt werden soll, sondern auch darüber, wie wir auch zukünftig etwas zum Verteilen haben."
Ganz ohne Umweg ging es allerdings nicht immer. Bevor Thomas Feist diese Bilderbuchkarriere in der CDU machte, absolvierte er bis 1983 eine Ausbildung zum Facharbeiter für Heizungsinstallation, weil er in der DDR trotz Bestnoten nicht zum Abitur zugelassen wurde.
"Eine höhere Bildung war mir im politischen System der DDR verwehrt“, sagt Feist. Nach der Lehre wurde er Ausbilder für lernbehinderte und sozial benachteiligte Jugendliche, weil er sich schon immer für die Schwachen der Gesellschaft, für Jugendliche ohne Lobby eingesetzt hat, wie er sagt.
Von 1995 an arbeitete Thomas Feist bis zu seiner Wahl in den Bundestag als Jugendbildungsreferent für Kulturarbeit, Musik und Interkulturelle Arbeit in Leipzig und engagierte sich aktiv in den Basisgruppen der evangelischen Kirche. 1995 bekam er die Sonderhochschulzugangsberechtigung und endlich die Chance für ein Direktstudium - er studierte Musikwissenschaft, Soziologie und Theologie.
Fünf Jahre später schloss er das Studium mit dem akademischen Titel Magister Artium (M.A.) ab und begann nahtlos ein Promotionsstudium, das er im Jahr 2005 erfolgreich mit dem Titel Doktor der Philosophie abschließen konnte.
"Den Anstoß, dass ich mich in einer Partei engagierten sollte, gab mir meine Frau. Die sagte, ich solle aufhören, mich über Stagnation zu ärgern. Wenn ich etwas ändern wolle, müsse ich in eine Partei eintreten und Nägel mit Köpfen machen." Nur so könne er aktiv Einfluss nehmen und etwas verändern, meinte sie.
Erstaunlicherweise füllte Frau Feist dann als erste einen Aufnahmeantrag aus und legte ihm das leere Formular auf der Tisch. "Wir traten beide am gleichen Tag in die CDU ein“, erzählt Thomas Feist. Die Entscheidung für die CDU als Partei ist für ihn aber nicht nur im C wie christlich begründet, sondern auch darin, dass die CDU 1989 den Slogan der DDR-Bürger "Wir sind ein Volk“ unterstützte, in dem sie die Wiedervereinigung vorangetrieben hat. „Im Gegensatz zu anderen Parteien, die davon abgeraten hatten“, sagt Feist.
Viel Zeit, sich in unterschiedlichen Parteiämtern von der Kreis- über die Landesebene hochzuarbeiten, blieb Feist nicht. Bereits im Frühjahr 2009 sprach ihn Hermann Winkler, der Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Leipzig-Stadt, an, ob er sich auch bundespolitisch engagieren würde.
"Ich sollte im Wahlkreis des damaligen Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee gegen dieses SPD-Schwergewicht antreten. Hermann Winkler sagte unumwunden, es sei ein sehr schwieriger Wahlkreis, weil auch der Kandidat der Linkspartei ein bekannter Leipziger Politiker sei. Die CDU brauchte als Gegengewicht einen authentischen und glaubwürdigen Leipziger, der die Situation im Wahlkreis kennt und die Sprache der Bürger spricht“, sagt Thomas Feist.
Er erklärte sich bereit zu kandidieren und merkte schon in den ersten Wahlkampfveranstaltungen, dass die Menschen der CDU skeptisch gegenüberstanden. "Leipzig ist nicht die Stadt, die traditionell CDU wählt“, sagt Feist.
Nach vielen Gesprächen mit Menschen, die ihn aus seiner Arbeit mit Jugendlichen und aus der Kirche kannten, wurde relativ schnell klar, dass es eine Personenwahl werden würde. Leipziger, die bis dahin nie CDU gewählt hatten, sagten ihm plötzlich ihre Unterstützung zu, weil sie merkten, dass er ihre Interessen vertritt.
Am 27. September gewann Thomas Feist als "unbekannter Leipziger CDU-Neuling“ das Direktmandat für die CDU und zog ohne Umweg in den Bundestag ein.
"Für mich, meine Frau und meine drei Kinder war das natürlich eine kleine Sensation“, sagt Thomas Feist. Und weiter: "Ich habe geglaubt, dass man das schaffen kann, aber ich habe nicht damit gerechnet." Die Unterstützung seiner Familie war dem Leipziger aber nicht nur in der stressigen Zeit des Wahlkampfes sicher, sondern auch jetzt als Bundestagsabgeordneter steht die Familie hinter ihm.
Inzwischen hat sich Thomas Feist in seinem Bundestagsbüro eingerichtet und an verschiedenen Plenarsitzungen teilgenommen. Er wurde ordentliches Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss sowie im Petitionsausschuss.
Seine wichtigsten politischen Ziele, die er sich für die nächsten Jahre vorgenommen hat, sind: Bildung aufzuwerten, Kultur als Pflichtaufgabe im Grundgesetz zu verankern und den Mittelstand zu stärken.
Feist will außerdem daran arbeiten, das System der Bildungsvoraussetzungen neu zu ordnen. "Diesen Automatismus Abitur-Studium finde ich anachronistisch“, erklärt er auf seiner Website.
Er will es schaffen, Menschen auch über die berufliche Bildung Zugang zu Hochschulen zu ermöglichen, denn das könnte die Zahl der Studienabbrecher verringern und die Qualifikation der Absolventen deutlich erhöhen. (bsl)
(Stand: Dezember 2009)