Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > 2010 > Besucherdienst
Sie waren alle schon da: die britische Queen Elizabeth, der ehemalige US-Präsident George W. Bush, Fußballlegende Pelé, der Rock-Musiker John Bon Jovi und der Prinz von Asturien sowie die Prinzessinnen von Dänemark und Norwegen. Die Staatsgäste und Prominenten sind für den Besucherdienst des Bundestages eine besondere Herausforderung. Auch wenn sie nur einen kleinen Teil der jährlichen Besucher ausmachen.
Insgesamt drei Millionen Gäste betreut der Besucherdienst des Deutschen Bundestages pro Jahr. Und es werden jedes Jahr mehr. "Wir sind nachweislich das bestbesuchte Parlament weltweit", sagt Rainer Wiebusch, stellvertretender Leiter des Besucherdienstes, nicht ohne Stolz.
Eine Fahrt nach Berlin ohne Besuch der 1999 eingeweihten gläsernen Kuppel des Reichstagsgebäudes ist fast nicht vorstellbar. Eine Million Besucher haben zuvor eine der zahlreichen Führungen durch den Bundestag erlebt.
Für den Besucherdienst ist der Ansturm auf den Bundestag vor allem eine logistische Herausforderung. Alle Gäste müssen eine Sicherheitsschleuse passieren. Besonders nachgefragt ist der Besuch einer Plenardebatte, wie Wiebusch erläutert. Der Bundestag verhandelt öffentlich, sodass Gäste in Sitzungswochen von der Besuchertribüne live die Debatten verfolgen können.
Rund 220 Besucher pro Stunde werden nach vorheriger Informationsveranstaltung auf die Tribüne gebeten. "Wir wollen den Menschen vermitteln, wie der Bundestag funktioniert, wie der Gang der Gesetzgebung ist und was die Abgeordneten machen", sagt Wiebusch.
"Und wir wollen, dass der Besuch des Bundestages ein Erlebnis für Herz und Hirn ist", fügt er hinzu.
Das Reichstagsgebäude ist ein Besuchermagnet für in- und ausländische Gäste. Deshalb bietet der Besucherdienst seine Führungen auch in fast allen erdenklichen Sprachen an. Dafür sind im Besucherdienst 33 Honorarkräfte zuständig, die alle mindestens eine Fremdsprache beherrschen. "Wir haben Honorarkräfte, die sieben Sprachen beherrschen", sagt Wiebusch.
Einen genauen Überblick hat das Besucherreferat über die Nutzung des Audio-Guides. Knapp 40 Prozent der Gäste sprechen demnach Deutsch, dann folgen mit knapp 20 Prozent Englisch sowie Spanisch (13 Prozent), Französisch (sechs Prozent) und Italienisch (zehn Prozent) als weitere Sprachen.
So bunt wie das Sprachengewirr ist oftmals auch die Zusammensetzung der Besucher. Eine Standardbesuchergruppe gibt es nicht, alle Altersklassen sind vertreten. "Unsere Zielgruppe ist die gesamte Bevölkerung", sagt Wiebusch. Das sei vor allem für die Honorarkräfte, die durch den Reichstag führen, eine besondere Herausforderung: "Sie müssen eine Persönlichkeit mit entsprechender Ausstrahlung haben, seriös sein, repräsentieren können und in jeder Situation diplomatisch und allwissend auftreten", zählt Wiebusch auf.
Auch die jungen Besucher sollen im Bundestag auf ihre Kosten kommen. Zwei Mal in der Woche organisiert der Besucherdienst ein Planspiel für Schulklassen und sechs Mal jährlich jeweils montags einen Kindertag. "Selbst für Fünfjährige macht eine Führung durch den Bundestag Sinn, wenn man ihnen alles kindgerecht erklärt", sagt Kay Wahlen, der beim Besucherdienst arbeitet und selbst drei Kinder hat. (sn)