Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > März 2012 > Wirtschaft lehnt absolute Energieeinsparziele ab
Von der Wirtschaftsvereinigung Stahl hieß es, die deutsche Stahlindustrie habe ihren spezifischen Primärenergieverbrauch seit 1960 um annähernd 40 Prozent gesenkt. „Der Bedarf an Kohlenstoffträgern für den Eisenerz Reduktionsprozess im Hochofen sowie an Schmelzstrom für Elektrolichtbogenofen lässt sich allerdings aus chemischen und physikalischen Gründen kaum noch weiter verringern“, hieß es in der Stellungnahme. Die Energieeinsparpotenziale der Stahlindustrie lägen weit unter den von der Politik angestrebten Steigerungsraten. „Vor diesem Hintergrund dürfen die Anforderungen gegenüber energieintensiven Industrien wie der Stahlindustrie nicht überspannt werden“, wurde gewarnt.
„Insgesamt setzt der Entwurf zu stark auf starre Planvorgaben und zu wenig auf flexible und effiziente Marktelemente“, hieß es vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Daher halte man „überhaupt nichts von dieser Art Verpflichtung“. Die Kupfer verarbeitenden „Wieland-Werke“ (Ulm) erklärten: „Pauschal für alle Unternehmen sind solche festen Vorgaben kontraproduktiv.“ Das Ziel der EU-Richtline sei „sehr sportlich“.
Dagegen hieß es von der Prognos AG: „Das mittelfristige Ziel der EU, 20 Prozent Primärenergie einzusparen, liegt in guter Übereinstimmung mit den nationalen Zielen Deutschlands für diesen Bereich und erfordert aus deutscher Sicht kaum zusätzliche Anstrengungen gegenüber dem ohnehin angestrebten nationalen Zielpfad.“ Anders als die Industrievertreter ging die deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz davon aus, dass durch Endenergie-Effizienzmaßnahmen bis 2020 bis zu 14 Prozent des Endenergieverbrauchs eingespart werden könnten. Allein mittels Stromeffizienzmaßnahmen könne auf die Kapazität von mindestens zehn Kernkraftwerken verzichtet werden. Durch Wärmeeffizienzmaßnahmen seien weitere Einsparungen möglich. Zur Energieeffizienz hieß es insgesamt: „Der schlafende Riese kann sofort als ,kalte Reserve‘ geweckt werden.“
Die Bundesvereinigung der Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft wies allerdings darauf hin, dass wirtschaftliche und soziale Gründe Umfang und Tiefe der energetischen Modernisierungsmaßnahmen an Wohngebäuden begrenzen würden. Das Unternehmen „Kofler Energies“ sieht Einsparpotenziale in öffentlichen Gebäuden von mehr als 50 Prozent bei Vollsanierung. Bei einer Modernisierung der Anlagentechnik seien 20 bis 40 Prozent möglich. Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg sah die steuerliche Absetzbarkeit der Kosten für Gebäudesanierungen „als ein wirkungsvolles Instrument zur Beschleunigung der energetischen Sanierung“ an.
Die Firma „Bosch und Siemens Hausgeräte“ wies auf einen ganz anderen Aspekt hin: Mit 55 Terrawattstunden im Jahr würden fast 40 Prozent des privaten Stromverbrauchs in Deutschland auf Elektro-Hausgeräte entfallen. Durch die lange Nutzungsdauer würden Kaufentscheidungen lange nachwirken. So würden Geschirrspüler zwölf Jahre lang genutzt, Gefriergeräte 17 Jahre. Moderne Hausgeräte würden jedoch nur noch die Hälfte, zum Teil sogar nur ein Drittel des Stroms verbrauchen. „Insgesamt ließen sich durch den Austausch dieser sehr alten Geräte in den Haushalten jährlich rund 15 Terrawattstunden Strom einsparen“, hieß es in der Stellungnahme der Firma. Um diese Potenziale zu heben, wurden Anreizprogramme empfohlen.
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