Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Mai 2013 > Bundesregierung hält an Grippemittel Tamiflu fest
Die Linksfraktion hatte in ihrer Anfrage ausgeführt, neueste wissenschaftliche Publikationen der Cochrane Collaboration Respiratory Group hätten dokumentiert, dass es für Tamiflu aus den der Europäischen Zulassungsbehörde EMA überlassenen Unterlagen „keine stichhaltigen Beweise für eine Wirksamkeit dieses Medikaments in Bezug auf die Verhinderung der viralen Infektionsausbreitung oder auf die Verhinderung schwerer Komplikationen“ gebe. Der Hersteller Roche verweigere die Herausgabe fehlender Daten; gleichzeitig stimmten die zu Tamiflu in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten positiven Studienergebnisse nicht mit den Ergebnissen unabhängiger Analysen überein. Damit belege der „Tamiflu-Fall exemplarisch, wie medizinische Forschungsergebnisse manipuliert, in medizinischen Publikationen verfälscht dargestellt und durch selektive Veröffentlichungen nur der positiven Ergebnisse in ihrer Wirksamkeit überschätzt werden“ könnten, schreiben die Abgeordneten.
Dazu schreibt die Bundesregierung, die Äußerungen aus dem wissenschaftlichen Bereich über Zweifel an der Wirksamkeit des Medikaments seien ihr „bekannt“. Weiter heißt es in der Antwort, für die Beschaffung von Tamiflu hätten das Bundesinnenministerium 748.156 Euro, das Verteidigungsministerium 792.500 Euro und das Bundesministerium für Gesundheit 68,7 Millionen Euro ausgegeben. Die Gesamtkosten der Länder für die Beschaffung des Medikaments seien nicht bekannt. Das Innenministerium habe in den Jahren 2005 und 2006 914.990 Kapseln Tamiflu beschafft, der Restbestand belaufe sich auf 180.400 Kapseln. Das Bundesgesundheitsministerium habe im Jahr 2009 im Rahmen der H1N1-Pandemie eine „Bundesreserve antiviraler Arzneimittel“ beschafft und eingelagert. Dabei sei das eingelagerte Oseltamivir-Wirkstoffpulver - das unter dem Markennamen Tamiflu angeboten wird - für die Versorgung der Bevölkerung mit insgesamt 7,5 Millionen Therapieeinheiten beschafft worden. Eine Bevorratung mit antiviralen Arzneimitteln werde von den Gesundheitsressorts des Bundes und der Länder zur Therapie des medizinischen Personals, Personals zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie der erkrankten Personen mit erhöhtem Risiko für Komplikationen empfohlen. Der Bedarf an diesen Arzneimitteln könne im Falle einer schweren Grippeepidemie „nicht mit den üblichen Vorräten und Produktionskapazitäten gedeckt“ werden.
Die Frage der Fraktion, ob die Verträge mit dem Hersteller von Tamiflu zur weiteren Einlagerung des Medikaments gekündigt worden seien, stelle sich nicht: Die seinerzeit geschlossenen Verträge seien mit der Lieferung der Ware durch die Firma Roche erfüllt worden, schreibt die Regierung.
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