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23. Januar 2012

Green IT: Mehr als nur Strom sparen

Die Projektgruppe Wirtschaft, Arbeit, Green IT veranstaltete am 23. Januar 2012 ein öffentliches Expertengespräch zum Thema Green IT. Vier Expertinnen und Experten berichteten aus ihren Erfahrungen und Erkenntnissen. Ein Fazit: Bei Green IT geht es um mehr als nur Energieeffizienz.

Im Blick: die gesamte Produktions- und Lieferkette

Je weniger Strom ein Gerät verbraucht, desto besser. Das Thema Green IT umfasst aber noch viele andere Aspekte, erläuterten die Fachleute im öffentlichen Expertengespräch. Darunter fallen zum Beispiel die Rohstoffe, die bei der Herstellung verwendet werden, die Produktionsbedingungen, die Nutzungsdauer und das Recycling, also die gesamte Produktions- und Lieferkette von technischen Geräten. Das Potenzial zur Verbesserung sei nahezu unendlich, sagte einer der geladenen Experten, Florian König vom BITKOM. Vieles habe sich bereits getan, nun müssten die Anliegen von Green IT noch im Bewusstsein der Menschen verankert werden. Dafür müsse es einen Paradigmenwechsel geben. Der Experte bezeichnete dies als einen der Schlüsselfaktoren für die Energiewende.

Maßnahmen rechnen sich für die Unternehmen

Von den konkreten Anstrengungen seines Unternehmens berichtete der Experte Hubert Reiser von der Dachser GmbH & Co. KG. Viele Maßnahmen seien in der Branche zunächst ungewöhnlich gewesen. So wird etwa ein Rechenzentrum statt auf 21 Grad nur auf 24,5 Grad gekühlt und Abwärme für die Beheizung eines Gebäudes verwendet. Zudem wurde eine ökologisch neutrale Argon-Brandschutzanlage in Betrieb genommen. Diese Maßnahmen seien teilweise teuer, rechneten sich aber auf längere Sicht und bescherten dem Unternehmen einen Green IT-Award, erläuterte Reiser.

Dr. Reinhard Hoehn von IBM Deutschland betonte, dass bei der praktischen Umsetzbarkeit von Green IT-Bemühungen grundsätzlich zwischen dem Endkundenbereich und dem Einsatz zum Beispiel in Firmen unterschieden werden müsste. Bei allen Anstrengungen müsse man jeweils die praktische Umsetzbarkeit prüfen.

Transparenter Verbrauch der Geräte

Von Bedeutung sei es, so waren sich die Experten einig, dass die Nutzer und auch viele Verantwortliche in Firmen gar nicht wüssten, wie viel Energie durch ihre Systeme laufen. Selbst IT-Fachleute sei oft nicht bewusst, wie viel Strom etwa ihr Smartphone oder ihr Laptop verbrauche. Insgesamt müsse der Verbrauch von Geräten viel transparenter gemacht werden. Anders als Autos hätten elektronische Geräte nach wie vor keine Verbrauchsanzeige. Wenn man Mitarbeitern in Firmen aber zeige, wie viel Energie verbraucht werde, sparten sie automatisch.

Das Bewusstsein für Energieeffizienz müsste sich auch bei Programmierern, Entwicklern und Anbietern durchsetzen. So sei es immer noch üblich, 3D-Bildschirmschoner anzubieten, die den Verbrauch eines Geräts in die Höhe schnellen lassen. Notwendig seien Bildschirmschoner aber heute bei der Verwendung von Flachbildschirmen nicht mehr. Auch bei aufwändigen Flash-Programmierungen müsse zwischen dem Nutzen und der Effizienz abgewogen werden. IT-Abteilungen, so König, könnten in den Betrieben außerdem den Nutzern die Freiheit geben zu entscheiden, welche Anwendungen sie wirklich brauchen und so gegebenenfalls energiesparender arbeiten.

Langlebigkeit der Geräte fördern

Grundsätzlich, so die Expertin von Germanwatch, Cornelia Heydenreich, sei es wichtig, die Geräte so lange wie möglich zu nutzen und sie dann sachgerecht zu recyceln. Manchmal scheitere die Reparatur kleinerer Probleme an nicht mehr lieferbaren Ersatzteilen. Es könnte hilfreich sein, die Gerätehersteller zu verpflichten, dass grundsätzlich fünf Jahre lang Ersatzteile lieferbar sein müssen. Eine andere Methode, die Messlatte für die Hersteller höher zu legen, sei der so genannte Top Runner-Ansatz. Damit werde das ressourcen- und energieeffizienteste Produkt auf dem Markt zum Standard erhoben, um so die Verbreitung der umweltfreundlichsten Technologien auf dem Markt besonders zu fördern.

Green IT muss sexy werden

Auch die Hersteller müssten zu einem Umdenken bewogen werden, waren sich Experten und Projektgruppenmitglieder einig. Neben der Verankerung eines Bewusstseins für Energieeffizienz und Ressourceneffizienz bei den Nutzern sei eine der Grundfragen, wie Green IT "sexy" werden könne. Ob Selbstverpflichtungen eine geeignete Maßnahme sind, wird die Zukunft zeigen.




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Stand: 23.01.2012