Der „Normalbürger“ mag durchaus von der Informationsmenge überfordert sein. Und es fehlen ihm vermutlich auch die notwendigen Grundlagen, um diese Texte vollständig interpretieren und bewerten zu können. Aber das ist letztendlich auch nicht anders, wenn es sich um wissenschaftliche, technische oder medizinische Veröffentlichungen handelt.

Auch wenn der „Normalbürger“ die volle Bedeutung dieser Texte nicht DIREKT erfassen kann, so kann er doch zumindest INDIREKT das erfassen, was die Redaktionen der Zeitschriften, Rundfunkanstalten und Onlinemedien in den Wikileaks-Veröffentlichungen erkennen und was sie für ihn aufbereiten. Das mag zwar „Information aus zweiter Hand sein“ – aber zumindest mit klarer und nachprüfbarer Quellenangabe.

Mir geht es aber eigentlich um etwas sehr viel Grundsätzlicheres.

Wenn Unternehmen, Parteien, Regierungen, Kirchen, Sekten und andere Gruppierungen Informationen zur Veröffentlichung freigeben, dann können wir davon ausgehen, dass in diesen freigegebenen Informationen keine Missstände innerhalb der eigenen Gruppierungen aufgedeckt werden. Jeder wird bemüht sein, die eigene Gruppierung im besten Licht darzustellen und die eigenen Missstände so weit wie möglich unter den Tisch zu kehren.

Wenn wir der Ansicht sind, dass die Presse u.a. auch solche Missstände aufdecken soll, dann müssten wir der Presse zugestehen, dass sie auch solche Informationen nutzt, die NICHT zur Veröffentlichung freigegeben wurden, sondern die Ihr von sogenannten „Whistleblowern“ zugespielt wurden. Wenn wir diese Art der Pressearbeit kriminalisieren oder bekämpfen, dann wird es der Presse deutlich schwerer gemacht, Missstände aufzudecken. Und umgekehrt wird es den mächtigen Institutionen sehr viel leichter gemacht, die eigenen Missstände unter den Tisch zu kehren (z.B. unethisches Verhalten, Korruption, Missachtung der Menschenrechte, Manipulation usw.).