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Gesundheit/Antwort- 15.05.2014
Berlin: (hib/PK) Die Bundesregierung sieht derzeit keinen Anlass, die Grippevorsorge mit Hilfe gängiger Medikamente infrage zu stellen. In ihrer Antwort (18/1384) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/1227) heißt es, die Zulassungsbehörden bewerteten die in Deutschland genutzten Grippemittel „nach wie vor mit einem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis“ und sähen „keine Veranlassung, diese Einschätzung zu widerrufen“.
Die Grünen hatten unter Hinweis auf kritische Studien über die sogenannten Neuraminidasehemmer „Tamiflu“ (Roche) und „Relenza“ (GlaxoSmithKline) Zweifel an der Wirksamkeit dieser Arzneimittel geäußert und auch die massenhafte „Bevorratung“ damit in Deutschland hinterfragt.
Die Regierung argumentiert, es gebe bislang keine „überlegenen alternativen medikamentösen Therapiemaßnahmen für den Fall einer schwerwiegenden Influenzapandemie“. Die „Schweinegrippe“ 2009 habe zwar keine breit angelegte Anwendung von Neuraminidasehemmern erforderlich gemacht. Die Regierung halte es aber auf Grund der Erfahrungen mit schwerwiegenden Influenzapandemien „nicht für vertretbar, auf eine Vorsorge zum Schutz der Bevölkerung gänzlich zu verzichten“.
Die angeführten kritischen Studien der Cochrane-Collaboration seien der Regierung seit 2012 bekannt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Robert-Koch-Institut (RKI) seien daraufhin mit einer Überprüfung beauftragt worden. Nach allen wissenschaftlichen Bewertungen seien demnach keine medikamentösen Behandlungen bekannt, die den Zeitraum bis zur Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe effektiver überbrücken könnten. Die Analysen führten auch nicht zu der Einschätzung, dass ein Verzicht auf die Anwendung von Neuraminidasehemmern die Bevölkerung bei einer schweren Influenzapandemie besser schützen würde.
Bei einer Grippepandemie entsteht ein neues Influenzavirus, gegen das ein Impfstoff erst entwickelt werden muss. Bis der Impfstoff vorliegt, gelten Neuraminidasehemmer als wirksame Vorbeugung. Auf die Frage, was mit den Vorräten an Grippemitteln getan werden solle, schreibt die Regierung, die Haltbarkeit der antiviralen Arzneimittel werde regelmäßig überprüft. „Über ihren Einsatz wird im Ereignisfall unter Berücksichtigung aller dann vorhandenen Erkenntnisse zu entscheiden sein.“
Die Vorbereitung auf eine mögliche Influenzapandemie sei im Übrigen ein kontinuierlicher Prozess und die Aktualisierung des nationalen Pandemieplans sei Teil des Prozesses. Der nationale Pandemieplan werde derzeit gemeinsam vom Bund und den Ländern überarbeitet.