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Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist grundsätzlich positiv, wobei es auch unerfreuliche Entwicklungen gibt, die nach Ansicht der Bundesregierung korrigiert werden müssen. Das zeigt der Berufsbildungsbericht 2014 (18/1180) auf, der nun mit 136 Seiten vorliegt. Zu der Unterrichtung der Bundesregierung, die das duale Ausbildungssystem als „Erfolgsmodell“ lobt, ist am Donnerstag, 22. Mai 2014, ab 9 Uhr eine Debatte für 105 Minuten angesetzt.
Die Debatte wird live im Parlamentsfernsehen, im Internet auf www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen.
Neben dem Berufsbildungsbericht werden auch der Antrag der CDU/CSU und SPD „Berufliche Bildung zukunftssicher gestalten – Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung stärken“ (18/1451) und der Fraktion Die Linke „Recht auf Ausbildung umsetzen“ (18/1454) sowie ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen „Berufliche Bildung sichern – Jungen Menschen Zukunftschancen bieten“ (18/1456) beraten.
Durch das duale Ausbildungssystem von gleichzeitiger Lehre im Betrieb und Berufsschule würden Fachkräfte praxisnah ausgebildet, heißt es im Berufsbildungsbericht. „Ein entscheidender Vorzug des dualen Berufsausbildungssystems ist die Nähe zum Beschäftigungssystem.“
Die Balance zwischen qualitativ hochwertigen beruflich Qualifizierten und akademisch Qualifizierten sei für den Wirtschaftsstandort Deutschland unverzichtbar. „Die duale Berufsausbildung ist eine entscheidende Grundlage für Innovation, wirtschaftlichen Erfolg und ökonomisches Wachstum in Deutschland“, heißt es weiter.
Mehr als die Hälfte eines Altersjahrgangs beginne eine Ausbildung in einem der rund 330 anerkannten Ausbildungsberufe. Ende 2012 habe es rund 1,43 Millionen Auszubildende gegeben. Die deutsche Wirtschaft investiere ganz maßgeblich in die duale Berufsausbildung und sichere konjunkturunabhängig seit Jahrzehnten jährlich mindestens 500.000 betriebliche Ausbildungsverträge.
Doch trotz aller grundsätzlichen Erfolge habe sich die Ausbildungsbilanz des Jahres 2013 gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Dabei stelle sich die Situation sowohl regional wie auch nach Berufen sehr unterschiedlich dar. Aktuelle Analysen würden zeigen, dass es offenbar grundsätzlich schwieriger werde, das betriebliche Angebot und die Nachfrage der Jugendlichen zusammenzuführen.
Daher will die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode einen politischen Schwerpunkt auf die Stärkung der Integrationskraft der dualen Ausbildung und die Attraktivitätssteigerung, Modernisierung, Qualitätsverbesserung, Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit der beruflichen Bildung setzen.
Der Nachfragerückgang junger Menschen hinge auch mit dem demografischen Faktor zusammen. Jeder Jahrgang, der die Schule verlässt, zählt immer weniger Menschen. Im Detail sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2013 auf rund um 20.500 Verträge auf 530.700 und ging damit um 3,7 Prozent zurück.
Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge ging auf rund 509.000 um 16.300 zurück. Das macht ein Minus von 3,1 Prozent. Auch das betriebliche Angebot an Ausbildungsplätzen, das neben den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen auch die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten unbesetzten Ausbildungsstellen enthält, ging gegenüber dem Vorjahr zurück um 16.100 oder 2,9 Prozent auf 542.600 zurück.
Gleichzeitig sei die Anzahl freier Ausbildungsplätze angestiegen, heißt es im Berufsbildungsbericht. Unternehmen hätten zunehmend Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Ein Indiz dafür sei der deutliche Anstieg der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten und zum Ende des Ausbildungsjahres weiterhin unbesetzten Berufsausbildungsstellen (2013: 33.534).
Betriebsbefragungen zeigten, dass sich für Unternehmen die Suche nach Auszubildenden immer schwieriger gestalte. Zudem konnten 2013 rund 40 Prozent der befragten Betriebe ihre angebotenen Ausbildungsstellen teilweise oder vollständig nicht besetzen (2012: 37 Prozent, 2011: 35 Prozent). Besonders betroffen seien kleine Betriebe.
Mit Sorge betrachtet die Bundesregierung, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe zurückgegangen sei. Parallel weist der Bericht aber auch aus, dass die Anzahl unversorgter Bewerber angestiegen sei, und zwar um 5.397 auf 21.034. Das macht ein Plus von 34,5 Prozent aus.
Erfreulich sei der deutliche Rückgang der Zahlen junger Menschen nach absolviertem Schulabschluss im Übergangsbereich. Sie seien zwischen 2005 und 2012 von rund 417.600 auf rund 259.700 gefallen.
Den grundsätzlichen Erfolg des dualen Systems erschließt sich spätestens mit Blick auf die europäischen Nachbarstaaten. Deutschland verzeichnete mit unter acht Prozent Ende 2013 die niedrigste Jugenderwerbslosigkeit in Europa.
Die EU, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die 20 führenden Industriestaaten und Schwellenländer (G20) sehen das System deshalb als „Erfolgsmodell“, mit dem sie mittlerweile sogar werben würden. Deutschland habe eine wichtige Orientierungsrolle übernommen, heißt es in dem Bericht.
Das gesteigerte internationale Interesse und die Anerkennung für die duale Berufsausbildung seien zugleich Auszeichnung, aber auch Verpflichtung für Deutschland. Das eigene System müsse durch permanente Anpassung zukunftsfest ausgerichtet werden. Partnerstaaten sollten bei der Einführung dualer Systemprinzipien unterstützt werden.
Viele Staaten würden gerade vor dem Hintergrund der letzten weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt das duale System als ein Kernelement für den Erfolg der Wirtschaft und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland sehen, betont die Regierung. (rol/21.05.2014))