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Berlin: (hib/AW) Die Zahl der Eingaben von Soldaten an den Wehrbeauftragten des Bundestages hat im vergangenen Jahr einen historischen Höchststand erreicht. So stieg die Eingabenquote von 2012 bis 2013 um mehr als 20 Prozent von 21,8 auf 27,7 pro tausend Soldaten und damit auf den höchsten Stand seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955. Dies geht aus dem Jahresbericht 2013 (18/300) hervor, den der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus am Dienstag Morgen an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in Berlin übergab. Als Ursachen für die gestiegene Unzufriedenheit in der Truppe benennt Königshaus vor allem die anhaltende Doppelbelastung der Soldaten durch die Auslandseinsätze und die Streitkräftereform. Als problematisch sieht Königshaus an, dass die Bundeswehr ihre bisherige und zukünftige Struktur parallel betrieben habe: „Das vorhandene Personal musste trotz erheblicher Reduzierung beide Strukturen unter der vollen Belastung der seit Jahren laufenden und auch neu begonnener Einsätze ausfüllen. Die damit verbundene Anspannung wurde noch durch die Unsicherheit vieler Soldatinnen, Soldaten, Zivilbeschäftigten und ihrer Familien gesteigert, ob und, falls überhaupt, wo und mit welcher Aufgabe sie künftig ihren Platz in der neuen Bundeswehr finden werden“, schreibt Königshaus in seinem Bericht. Insgesamt habe dies „tiefe Spuren von Unzufriedenheit und Enttäuschung hinterlassen, die noch lange nicht überwunden sind“.
Insgesamt erreichten den Wehrbeauftragten im vergangenen Jahr 5.095 Eingaben aus der Truppe, Im Jahr zuvor waren es lediglich 4.309 gewesen. Gleichzeitig sank der Umfang der Streitkräfte von rund 198.000 auf 184.00 Soldaten. Rund 19 Prozent der Eingaben entfielen auf besoldungsrechtliche Fragen und 17 Prozent auf die Bereiche Menschenführung und soldatische Ordnung. Mit jeweils zehn Prozent bildeten die Themen „Vereinbarkeit von Familie und Dienst“ sowie die Personal- und Verwendungsplanung zwei weitere große Problemfelder unter den Eingaben. Hellmut Königshaus begrüßt in diesem Zusammenhang die Ankündigung von Ursula von der Leyen (CDU), die Vereinbarkeit von Familie und Dienst in der Bundeswehr zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit als neue Verteidigungsministerin zu machen. Er mahnte zugleich, dass dazu allerdings auch die Bereitschaft gehöre „erforderlichenfalls auch zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen“.
Scharfe Kritik übt Königshaus in seinem Bericht, dass die erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie „Truppenbild ohne Dame?“ des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr seit gut einem Jahr ohne Begründung durch das Verteidigungsministerium „unter Verschluss gehalten“ worden sei. Königshaus moniert, dass die Zahl der Frauen in der Truppe mit rund 18.500 zwar leicht gestiegen sei, aber noch immer zu wenig Soldatinnen in Führungspositionen anzutreffen seien. Die Eingaben aus der Truppe ließen einerseits keine prinzipiellen geschlechtsspezifischen Probleme erkennen. Allerdings werde in Gesprächen mit Soldatinnen deutlich, „dass oftmals Hemmungen bestehen, Mobbingverhalten und Fälle von sexueller Belästigung sowie sexuelle Übergriffe zu melden“. Als Gründe hierfür würde oft die Angst vor negativen Auswirkungen auf die eigene Beurteilung und Laufbahn genannt – aber auch die Furcht vor unzureichender Aufklärung, weil häufig persönliche Freundschaften zwischen dem Täter und den mit der Aufklärung des Sachverhalts betrauten Personen bestünden.
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