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Berlin: (hib/HLE) Auf dem deutschen Briefmarkt ist keine positive Entwicklung mehr zu erwarten. Dieses Fazit wird aufgrund einer Modellrechnung im Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen (18/582) über Postdienste und moderne Informations- und Kommunikationstechnologien gezogen. Danach ist bis zum Jahre 2020 in allen Segmenten mit Rückgängen zu rechnen. Die geringsten Rückgänge werden im Bereich der Werbesendungen mit jährlichen Rückgängen zwischen 0,4 und 2,3 Prozent erwartet. Auch der Bereich Pressesendungen soll um zwei bis 3,2 Prozent schrumpfen. Deutlich größere Veränderungsraten würden sich im Bereich der geschäftlichen Post an Privatpersonen (minus 1,9 bis 3,9 Prozent), der privaten Briefpost (minus 1,8 bis 4,0) und der geschäftlichen Briefpost an Unternehmen (minus 2,4 bis 4,8) ergeben.
Wie es in dem Bericht heißt, erreichte das weltweite Briefaufkommen 2001 den bisherigen Höchstwert mit 434 Milliarden Briefen. Bis 2011 sei das Briefaufkommen um 70 Milliarden (16 Prozent) gesunken. In Deutschland sei noch bis 2007 ein Zuwachs bei Briefsendungen festzustellen gewesen. Seitdem seien die Briefmengen kontinuierlich zurückgegangen. Es werde jetzt von 68,7 Milliarden Postsendungen ausgegangen. Mehr als die Hälfte (65,67 Prozent) machten Werbesendungen aus, Briefe hätten einen Anteil von 23,9, Zeitungen von 15,9 und Pakete von 3,5 Prozent.
Postunternehmen könnten versuchen, ihre Geschäftsfelder offensiv aus- und umzubauen, heißt es zu den Chancen von Unternehmen. Zu denken sei etwa an Zustell- und Abholdienste, an flexibel festzulegende Zustellorte, an die Beeinflussung der Zustellzeit sowie an Benachrichtigungen vor oder nach der Zustellung oder Abholung. Postunternehmen könnten auch Aufgaben von spezialisierten Zustelldiensten mit übernehmen (für Medikamente, Bücher, Zeitungen, Werbung und Lebensmittel). Eine Ausweitung der Dienstleistungen für alte oder pflegebedürftige Menschen könnte nach Ansicht des Ausschusses richtungsweisend sein und einen Teil zur Realisierung des Leitbilds beitragen, Menschen solange wie möglich ein selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen. Dienste der französischen Post, wie „Portage de Medicaments“ oder „Bonjour Facteur!“ (dabei erkundigen sich die Briefzusteller an mehreren Tagen der Woche im Rahmen ihrer Zustelltouren, ob die Kunden wohlauf sind), würden dieses Potenzial zeigen.
Auch die Politik könnte eine Reihe von Handlungsoptionen verfolgen, heißt es weiter. Bei reduzierten Briefmengen würde zum Beispiel die EU-Postrichtlinie eine Reduzierung der Zustelltage von sechs auf fünf erlauben. Dies sei bereits in 18 europäischen Ländern der Fall. Die diskutierte Abkehr von der flächendeckenden Hauszustellung würde den Kernbestand des Universaldienstes erheblich aufweichen: „Ein Verzicht auf die flächendeckende Zustellung im Universaldienst erscheint deshalb in absehbarer Zeit als keine politisch umsetzbare Option.“
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