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Klare Zuständigkeiten für Spitzensport gefordert


Für die Förderung des Spitzensports verlangen die meisten Sachverständigen klarere Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Das wurde bei der öffentlichen Anhörung des Sportausschusses unter Vorsitz von Dagmar Freitag (SPD) zum Thema „Neue Strukturen für die Spitzenförderung“ am Montag, 13. Oktober 2014, deutlich.



Spitzensport auf eine vertragliche Grundlage stellen

Christioph Niessen, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, sagte: „Der Spitzensport muss auf eine vertragliche Grundlage gestellt werden.“ Er benötige ein gesamtes Ziel, dem sich der Spitzensport verpflichtet sehe. Niessen trat auch dafür ein, einen klar anzustrebenden Medaillenspiegel zu definieren.

Spitzensport funktioniere wie ein Unternehmen. Es müsse wettbewerblich gedacht werden, es müssten messbare Ziele gesetzt werden. Auch ginge er auf das sogenannte Bund-Länder-Abkommen ein, bei dem keine klaren Zuständigkeiten für die Athleten definiert seien.

Dazu äußerte sich im späteren Verlauf der Anhörung auch der Direktor Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Bernhard Schwank: „An den Förderstrukturen, die wir in Deutschland haben, kann man sich nicht orientieren.“ Es müsse für Trainer und Verbände eine klare langfristige Planungssicherheit geben. Das ginge nur, wenn sich die unterschiedlichen Finanzgeber und Organisationen darauf verständigen, was und wie man genau fördern will. 

„Das Kriterium heißt Erfolg“

Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, sagte zum Thema Messbarkeit: „Im Leistungssport gibt es ein Kriterium für den Erfolg, und das ist der Erfolg.“ Die Zahl der erreichten Medaillen sei das Entscheidende bei Olympischen Spielen oder einer Weltmeisterschaft. Allerdings heiße das nicht, dass man die Förderung nur an der Zahl der Medaillen ausrichten dürfe.

Die Gesamtaktivensprecherin des Deutschen Behindertensportverbandes, Manuela Schmermund, stimmte in Vielem zu und sagte, dass was der Athlet als Umfeld bräuchte - sei es Trainer oder finanzielle Mittel - müssten mehr zum Athleten kommen als das sich der Athlet um vieles selbst kümmern müsste. Schließlich müsste der Sportler ja auch noch oft ganz normal seinen Lebensunterhalt verdienen. 

„Ein Fonds könnte helfen“

Arndt Pfützner, Direktor des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), plädierte zur Förderung des Nachwuchsleistungssports, bei dem die wissenschaftliche Begleitung besonders schlecht sei, für die Einführung eines Fonds. Ein Fonds könnte ein hilfreiches Mittel sein, um die Zuständigkeit von Kommunen, verschiedenen Bundesländer und dem Bund zu erleichtern und zu bündeln. „Ein Athlet denkt nicht in Landesgrenzen“, sagte er vor dem Ausschuss.

Auch Prof. Dr. Joachim Mester, von der Sporthochschule Köln, trat für einen Fonds ein, da die Verbände mehr Planungssicherheit erhielten. Er konzedierte, dass es 25 Jahre nach dem Mauerfall nicht gelungen sei, die Systeme DDR und Bundesrepublik miteinander wirklich erfolggarantierend zu verzahnen.

Christian Breuer, Vertreter der Athleten im Präsidium des DOSB, schlug vor, dass die Olympiastützpunkte zusätzlich zu der üblichen Betreuung weitere „Kernaufgaben“ übernehmen sollten.

 „Deutschland gehört nicht mehr zu den Topnationen“

Wolfgang Maier, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, sprach aus der Sicht des Praktikers und fand deutliche Worte: „Deutschland ist abgedrängt, gehört nicht mehr zu den Topnationen.“ Es sei zudem nicht zuträglich, wenn man schon unterbesetzt und unterfinanziert irgendwo hinfahre und dann noch zu hören bekomme: Falls man sich nicht unter die ersten Acht platziere, würde es in Zukunft noch weniger Geld geben.

Der Journalist Daniel Drepper plädierte insgesamt für ein transparenteres System. Das schaffe Akzeptanz in der Öffentlichkeit.

Eine völlig andere Sportförderung verfolgt Großbritannien. Elisabeth Nicholl, Vorstandsvorsitzende der britischen Sportorganisation UK Sports, sagte, dass für Spitzensport in Großbritannien im Jahr umgerechnet 50 Millionen Pfund zur Verfügung stehen. Ausgegeben würde das Geld aber nur für Sportarten, die auch „medaillenträchtig“ seien. Nicholl ergänzte: „Die Sportler wissen, es ist ein Privileg und kein Recht gefördert zu werden.“ Sie nannte es einen Vorteil, dass im britischen System alles klar definiert sei. (rol/13.10.2014)

Liste der geladenen Sachverständigen