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Sehr geehrte Angehörige der Familie Biehle,
sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister,
sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestages,
meine Damen und Herren,
als uns im Amt des Wehrbeauftragten die Nachricht erreichte, dass Alfred Biehle gestorben ist, war die Betroffenheit groß. Und das, obwohl niemand von uns ihn noch als aktiven Politiker erlebt hatte. Aber sein Wirken ist bis heute präsent: durch seine Reden als Verteidigungspolitiker und Ausschussvorsitzender in den schwierigen Jahren der Konfrontation mit den Ländern des damaligen Warschauer Paktes, der Zeit des Wettrüstens. Aber vor allem auch durch seine Jahresberichte als Wehrbeauftragter, die historische Dokumente sind, Berichte über die Schwierigkeiten, zwei bis dahin, bis zur Wiedervereinigung unseres Landes verfeindete Armeen zu der neuen Bundeswehr zusammenzuführen, wie wir sie heute kennen, und die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr nach dem Kriege. Das alles forderte nach einem Tatmenschen, der die Dinge entschieden anpackt. Das war Alfred Biehle.
Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man gerade Ihnen hier in Karlstadt die Persönlichkeit und die Verdienste Alfred Biehles nahe bringen. Sie kannten ihn, Sie schätzten ihn, sie würdigten ihn mit der Verleihung der Ehrenbürger-Würde, wobei sich diese sicherlich mehr noch als auf seine bundespolitischen Meriten auf sein Wirken hier vor Ort als Wahlkreisabgeordneter und als bürgernaher Lokalpolitiker bezog.
Einer, der ihn auch von der Bundesebene her sehr gut kannte und noch mehr schätzte ist der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe, mit dem ich gestern über die heutige Trauerfeier sprach und der mich bat, Ihnen, der Familie, seine tief empfundene Anteilnahme zu übermitteln, und Ihnen allen seine Wertschätzung für den Verstorbenen zu bekunden.
Volker Rühe wies mich auf seinen Nachruf auf Alfred Biehle hin, der im Magazin FOCUS veröffentlicht worden ist. Ich möchte ihn hier zitieren, weil nichts so gut das Wirken dieses verdienten Politikers treffender beschreiben könnte. Ich zitiere:
„Wir haben uns nicht geduzt, Alfred Biehle war für mich eine Respektsperson - selbst als Verteidigungsminister. Er hat kein Getöse um seine Person gemacht, sondern sich solide, uneitel und selbstbewusst seinen Aufgaben verpflichtet, vor allem der Fürsorge um die Soldaten. Das rührt sicherlich aus seiner Erfahrung: Er war der letzte Wehrbeauftragte, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg kämpfte und verwundet wurde. Auch wenn er mich mal kritisiert hat, verstanden wir uns als Partner und nicht als Kontrahenten. So haben wir Anfang der 90er-Jahre erfolgreich Bundeswehr und Nationale Volksarmee zusammengeführt. Davor saß Biehle 20 Jahre im Verteidigungsausschuss und leitete zwei militärische Untersuchungsausschüsse. Er verfügte über enormes Wissen, blieb aber lieber im Hintergrund und überließ die strategische Diskussion anderen. Mit Alfred Biehle hat die Bundeswehr ein Urgestein und einen echten Anwalt der Soldaten verloren“. Zitat Ende
Ich denke, dem kann man nichts hinzufügen außer diesem:
Alfred Biehle hat sich als Politiker, als Abgeordneter und als Wehrbeauftragter, um unser Land und den Freistaat verdient gemacht. Seine hohen Auszeichnungen, das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und der Bayerische Verdienstorden, machen dies auch deutlich.
Seine tief empfundene Sorge um das Wohl der Soldaten und ihre Familien hat ihn aber für die Angehörigen der Streitkräfte auch zu einem guten Kameraden werden lassen. Es ist gut, dass die Bundeswehr dies mit dem Trompetensignal, das stets beim Tod eines guten Kameraden gespielt wird, ehrt.
Ich verneige mich vor meinem großen Vorgänger im Amt des Wehrbeauftragten mit Respekt und Dankbarkeit. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich selbst werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.