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Über den Balkankrieg möchte sie am liebsten gar nicht reden. "Ich war fünf Jahre alt, als der Krieg begann", sagt Aleksandra Lakic. Stattdessen spricht die in Sarajewo geborene Serbin gerne über die Zukunft. "Es ist meine Generation, die im West-Balkan etwas zum Positiven verändern kann", zeigt sie sich sicher. Aleksandra Lakic ist bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten. Nach dem abgeschlossenen Bachelor im Studiengang Internationale Beziehungen peilt sie nun an der Universität Belgrad den Masterabschluss in Europäischer Integration an.
Zurzeit absolviert sie ein Praktikum im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) des Deutschen Bundestages bei dem SPD-Abgeordneten Josip Juratovic. Und stellt fest: "Es ist wichtig, unsere Region mal von einer Außenperspektive zu sehen."
Ihren zukünftigen Arbeitsplatz sieht Aleksandra Lakic im Bereich Außenpolitik. "Damit meine ich in erster Linie die Regionalpolitik zwischen den West-Balkan-Ländern und die Zusammenarbeit mit der EU", präzisiert sie. Denn eines steht für sie fest: "Unsere Zukunft ist die EU. Wir können nur zusammen nach Europa gehen." Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich bei ihr auch während des IPS-Praktikums breitgemacht.
"Die ersten, die ich hier in Berlin kennengelernt habe, waren die IPSler aus dem West-Balkan." Als die Vorbereitungen für den Stipendiaten-Abend stattfanden, wurde immer wieder die Frage aufgeworfen: Was kochen wir? Dabei sei es schwierig gewesen, die Rezepte einzelnen Ländern zuzuweisen. Ist das jetzt aus Bosnien? Oder aus Serbien? Oder doch aus Kroatien? Auch, aber nicht nur beim Kochen, sei es daher leichter, "wenn wir es zusammen machen", findet die 25-Jährige.
Für sie steht auch fest, dass sie künftig in der Heimat leben und arbeiten wird. "Ob Sarajewo oder Belgrad ist mir aber im Grunde egal", setzt sie hinzu. Nicht egal ist ihr, wie es politisch und gesellschaftlich weitergehen soll. "Wir können nicht immer über die Politik der 1990er Jahre reden", fordert sie und sieht sich dabei nicht allein. "Mir fällt auf, dass Leute in meiner Umgebung, die früher eher skeptisch waren, inzwischen Europa als unseren Weg ansehen." Bei den Politikern ihrer Heimat sei diese Einsicht nicht vollständig angekommen, kritisiert Aleksandra Lakic.
Ohnehin mache sie der Vergleich der politischen Systeme, der ihr durch ihre Bundestagsarbeit nun möglich ist, "ein bisschen depressiv". Deutsche Politiker seien sehr verantwortungsvoll und wollten wirklich etwas bewegen, schätzt sie ein. Außerdem verlören sie nicht den Kontakt zum Wähler. "Bei uns vergessen die Politiker nach dem Wahlen ganz schnell, wer sie ins Parlament gebracht hat", sagt sie. Zugleich fehle es an einer gewissen Rationalität: "Serbien ist ein kleines Land", sagt Aleksandra Lakic. "Wir können nicht erwarten, eine große Rolle in Europa und der Welt zu spielen." Stattdessen sei es sinnvoll mit den Nachbarländern zusammenzuarbeiten.
Für die Zusammenarbeit der IPSler aus den West-Balkan-Ländern engagiert sich "ihr Abgeordneter" Josip Juratovic schon seit Jahren. "Er organisiert Treffen zwischen uns, weil er der Ansicht ist, nur die jungen Leute können etwas ändern", sagt die Serbin. Bei diesen Treffen werde sehr kritisch über die Entwicklungen in der Heimat gesprochen. "Josip fordert dazu auf, sich dieser Wirklichkeit zu stellen", lobt Aleksandra Lakic.
Für die 25-Jährige, die schon diverse Praktika absolviert hat - unter anderem auch in der Nationalen Kanzlei des Präsidenten Serbiens - hat das IPS einen besonderen Stellenwert. "Bisher kannte ich die Politik nur in der Theorie. Jetzt habe ich die Praxis erlebt", sagt sie und stellt fest: "Für alle, die sich später beruflich mit Politik beschäftigen wollen, ist es sehr gut zu sehen, wie Demokratie funktioniert." Auch wenn der Blick aus der anderen Perspektive auf das eigene Land manchmal frustriert. (hau)