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Verbesserungspotenzial bei der Spitzensportförderung in Deutschland sieht der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer © Büro Mayer
Verbesserungspotenzial bei der Spitzensportförderung in Deutschland erkennt der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer, Leiter der Delegation des Sportausschusses des Bundestages bei den Olympischen Spielen in London. Möglicherweise seien die Mittel nicht immer optimal eingesetzt, sagt Mayer im Interview. Auch bei der Zusammenarbeit unter den Olympiastützpunkten sieht er Verbesserungsmöglichkeiten: "Derzeit gibt es da noch zu viele Eifersüchteleien". Das Interview im Wortlaut:
Herr Mayer, von Sportlern und Besuchern hört man nur das Beste über die Stimmung während der Spiele in London. Die Stadien waren voll und die Zuschauer gingen begeistert mit. Wie waren Ihre Eindrücke?
Das habe ich genauso erlebt. Die Stimmung war wirklich prächtig. Sowohl bei den Gästen als auch bei den Londonern war die Freude über die Spiele spürbar. Ein bisschen vergleichbar mit der Fußball-WM 2006 bei uns im Land, würde ich sagen. Wenn man so will, war es ein britisches Sommermärchen, mit einer Stimmung, die sicher noch lange anhalten wird.
Hat diese gute Stimmung auch mit dem überaus erfolgreichen Abschneiden der britischen Mannschaft zu tun?
Das mag sein, aber auch die anderen Sportler wurden angefeuert. Der britischen Mannschaft ist es aber besonders gut gelungen, auf dieser Welle der Begeisterung Erfolge einzufahren. Gleichzeitig will ich aber auch den Londoner Organisatoren ein ausdrückliches Lob zollen. Die Spiele waren hervorragend vorbereitet.
Ist das für Sie eine Motivation an den Planungen von Olympischen Winterspielen in München festzuhalten?
Ja durchaus. Zwar kann man die Sommerspiele nicht mit den Winterspielen gleichsetzen, aber wir konnten erleben, welche Euphorie Sportler und Besucher gemeinsam erzeugen können.
Eine Woche hat sich die von Ihnen angeführte Delegation des Sportausschusses in London aufgehalten. Wie lief das ab? Sind Sie von einem Sportevent zum anderen gehetzt?
Der Besuch der Wettbewerbe war eher die Begleitmusik. Im Vordergrund stand der Meinungsaustausch mit vielen unterschiedlichen Verantwortlichen. So haben wir uns mit Mitgliedern des Organisationskomitees und auch dem Chefplaner der Olympischen Sportstätten unterhalten und Gespräche mit Vertretern der Welt-Antidoping-Agentur und auch der britischen Anti-Doping-Agentur geführt. Außerdem haben wir uns mit Martin Roth getroffen — einem Deutschen, der das Victoria & Albert Museum in London leitet und für das Kulturprogramm während der Spiele mitverantwortlich ist.
Aber ein paar Wettkämpfe werden Sie doch auch live im Stadion erlebt haben?
Ja, sicher. Wir waren bei der Leichtathletik und haben Robert Hartings Olympiasieg im Diskuswurf gesehen. Auch die Silbermedaillengewinner im Turnen, Marcel Nguyen und Fabian Hambüchen, haben wir live in der Halle bewundert. Und schließlich haben wir mit Erfolg die Beachvolleyballer Brink und Reckermann im olympischen Finale angefeuert.
Trotz dieser Erfolge steht die deutsche Olympiamannschaft in der Kritik. Es fehle der unbedingte Willen, das Sieger-Gen, heißt es. Wie bewerten Sie den Auftritt des deutschen Olympiateams?
Die Stimmung in der deutschen Mannschaft war nicht schlecht. Davon konnten wir uns bei einem Besuch im Olympischen Dorf überzeugen, wo wir auch den Delegationsleiter und Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes Michael Vesper gesprochen haben. Und dennoch: Es hätten sich alle etwas mehr erwartet, insbesondere bei den Goldmedaillen. Mir liegt es fern, eine Pauschalkritik an den Sportlern zu üben. Man muss aber feststellen, dass es in mehreren Sportarten nicht gelungen ist, die Saisonbestleistung auch zum Saisonhöhepunkt abzurufen. Am Augenfälligsten war das sicher bei den Schwimmern, die ohne Medaille geblieben sind. Aber auch die Schützen — sonst immer eine Bank — und die Fechter sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Wenn die erhofften Ergebnisse fehlen wird schnell der Ruf nach mehr Geld laut. Sollte der Bund mehr in die Spitzensportförderung investieren?
So einfach darf man es sich nicht machen. Wir haben derzeit schon eine finanziell gut ausgestattete Spitzensportförderung in Deutschland. Möglicherweise sind die Mittel aber nicht immer optimal eingesetzt. Darüber sollte nach den Spielen intensiv geredet werden. Ich glaube, dass es da Verbesserungspotenzial gibt.
Woran denken Sie da konkret?
Bei der Zusammenarbeit unter den Olympiastützpunkten gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Derzeit gibt es da noch zu viele Eifersüchteleien. Meiner Ansicht nach könnte man hier mit einer stärkeren Konzentration brachliegende Potenziale wecken ohne mehr Steuergelder auszugeben.
Spricht man über Spitzensport kann man das Thema Doping nicht ausklammern. Von den großen Dopingfällen sind wir in London verschont geblieben. Heißt das, die Athleten sind alle sauber? Oder einfach clever genug, sich nicht erwischen zu lassen?
Eher letzteres. Wer bei den Spielen erwischt wird hat sich nach Ansicht von Dopingexperten extrem dämlich angestellt. Wer dopt, tut das im Vorfeld. Allein aus dem Umstand, dass es kaum positive Tests gegeben hat, würde ich nicht schließen, dass wir dopingfreie Spiele erlebt haben. Der Kampf gegen Doping muss weitergehen.
Für große Diskussionen in Deutschland sorgt der Fall Nadja Drygalla. Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag, hat angekündigt, den Vorfall noch Ende September in einer Sitzung des Sportausschusses zu beraten. Wie bewerten Sie den Fall?
Man sollte ihn nicht zu hoch hängen. Wir reden hier von einer 23-jährigen Sportlerin, die sich noch in der Entwicklungsphase ihrer sportliche Karriere, aber auch ihrer Persönlichkeit befindet. Ich plädiere dafür, über Nadja Drygalla nicht den Stab zu brechen, auch wenn es keinesfalls tolerabel ist, was ihr Freund offenbar an Gedankengut in sich trägt. Im Übrigen finde ich die Äußerungen von Verteidigungsminister Thomas de Maizière zu dem Thema sehr klug. Wir müssen uns doch in der Tat fragen, wie weit wir gehen wollen, wenn wir das Umfeld eines Sportlers "überprüfen".
(hau)