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Norbert Lammert und Jan Hamácek (vorne rechts) in der Garnisonskirche von Terezín; im Hintergrund die restaurierte Rieger-Orgel. © Foto: Lazenska
„An einem Platz wie diesem haben wir Anlass zur Trauer. Aber wir haben auch Anlass zur Zuversicht – als Christen, als Juden, als Demokraten, wenn wir endlich die Verantwortung für die Welt wahrnehmen, in der wir leben“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert in seiner Ansprache beim Festkonzert zur Wiederherstellung der Orgel in der Garnisonskirche von Terezín/Theresienstadt (Tschechien) am Sonntag, 14. September 2014.
Lammert, der an dem Einweihungskonzert gemeinsam mit seinem Amtskollegen Jan Hamácek, dem Vorsitzenden des Tschechischen Abgeordnetenhauses, teilnahm, erinnerte daran, dass Theresienstadt nicht nur einer von vielen Plätzen, eine von vielen Städten organisierter Intoleranz und Vernichtung menschlichen Lebens war. Vielmehr sei Theresienstadt gleichzeitig der vielleicht brutalste Ausdruck des menschenverachten Zynismus eines nationalsozialistischen Systems gewesen, das dieses Lager gleichzeitig als „jüdische Mustersiedlung“ als „Altersghetto“ und als „Künstlerkolonie“ ausgab.
Vor dem musikalischen Empfang durch die Bläser der Prager Burg auf der Freitreppe der Kirche legten Lammert und Hamácek an der Gleisanlage des Theresienstädter Konzentrationslagers, am Ort der Ankunft der Gefangenentransporte und der Deportation in die nationalsozialistischen Vernichtungslager, Blumengebinde zur Erinnerung an die Opfer der NS-Herrschaft nieder.
In Ansprachen in der „zur Auferstehung des Herrn“ gewidmeten Kirche würdigten Lammert und Hamácek die Restaurierung der 1898 von der Firma Rieger erbauten und im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten romantischen Orgel als ein besonders schönes Zeichen im Verständigungsprozess zwischen den Völkern und im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenhass, die in weiten Teilen Europas immer noch deutlich spürbar seien. Die Restaurierung der Orgel in der „Auferstehungskirche“ sollte deshalb als Beitrag zur Wiederherstellung von Toleranz, Menschenwürde und Freiheit verstanden werden, erklärte Lammert.
Teil des festlichen Orgelkonzerts war auch die Uraufführung des Gebets des Heiligen Wenzel für Orgel und Bariton des 75-jährigen tschechischen Komponisten Jaroslav Krček, die der renovierten Orgel gewidmet war. Mit diesem Restaurierungsprojekt wurde auch an die großen Komponisten, deren Namen mit dem Konzentrationslager Theresienstadt verbunden sind, erinnert. Dafür bedankte sich Lammert bei all den engagierten Mitwirkenden.
„Gäbe es eine ‚Musik der Schoah‘, würde sie sich mit keinem anderen Ort mehr verbinden als mit Theresienstadt“, sagte Lammert. Dass die Orgel in der Garnisonskirche in Terezín über so eine lange Zeit verstummt gewesen sei, sei ein starker Ausdruck des Zivilisationsbruches der Schoah mit ihrem unwiederbringlichen Verlust an Menschen, an Kultur und an Geist. „Theresienstadt ist heute nicht nur ein Synonym für ein beispielloses Menschheitsverbrechen. Sie ist auch mehr als jeder andere Ort ein Symbol für die haltgebende Kraft der Musik und der Kunst“, so der Bundestagspräsident.
Die Orgel in der Garnisonskirche konnte dank des Engagements der Stadt Terezín, der Hans-Krása-Stiftung Terezín, der Teilnahme zahlreicher deutscher und tschechischer Künstler in Benefizkonzerten wie auch der Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des Präsidiums des Deutschen Bundestages restauriert werden. (rim/15.09.2014)