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Leo Haas, Konzentrationslager (1947; Bürgerstiftung für verfolgte Künste) © Else-Lasker-Schüler-Zentrum - Kunstsammlung Gerhard Schneider
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) und Bundestagsvizepräsident Peter Hintze (CDU/CSU) eröffnen am Dienstag, 27. Januar 2015, um 11 Uhr die Ausstellungen „Der Tod hat nicht das letzte Wort - Niemand zeugt für den Zeugen“ und „Zeichnen gegen das Vergessen“. Die erstgenannte Ausstellung zeigt Kunstwerke von unmittelbaren und mittelbaren Holocaust-Opfern, Ermordeten und Überlebenden sowie Werke der nachfolgenden Generationen, der Kinder, Enkel und Erben. Die zweite Ausstellung zeigt großformatige Porträts, durchweg Kohlezeichnungen von Kindern und Jugendlichen, die zu Opfern des nationalsozialistischen Terrors wurden. Der österreichische Maler und Fotograf Manfred Bockelmann und der israelische Künstler und Hochschullehrer Jehuda Bacon nehmen während der Ausstellungseröffnung an einer moderierten Gesprächsrunde teil. Die Ausstellungen können von Mittwoch, 28. Januar, bis Freitag, 27. Februar, in der Halle des Paul-Löbe-Hauses in Berlin nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden.
Peter Kien brachte im Konzentrationslager Theresienstadt dem zwölfjährigen Jehuda Bacon das Zeichnen bei. Beide kamen nach Auschwitz. Kien starb, Bacon überlebte, ging nach Jerusalem, wurde Künstler und Lehrer an der Bezalel Akademie. Dort lehrte er Sigalit Landau das Zeichnen. Sie ist heute einer der weltweit einflussreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen. Kien, Bacon und Landau eint die Katastrophe des letzten Jahrhunderts, die Shoa ist der Kern ihrer Kunst.
In der Ausstellung „Der Tod hat nicht das letzte Wort - Niemand zeugt für den Zeugen“ zeigt die Kunst der Gegenwart mit ihren Bezügen zur Vergangenheit, dass die Ausstellung kein „archäologischer Ort“ ist, sondern dass die künstlerische Verarbeitung des Holocausts bis in die Gegenwart und darüber hinaus Zeugnis ablegt und ablegen wird.
Irgendwann wird es keine Überlebenden der Lager mehr geben, nachfolgende Generationen werden ihre Verantwortung tragen müssen. Die Geschichte der „Kunst der Katastrophe“ ist damit nicht nur, aber auch eine Geschichte des (Ver-)Erbens. Sigalit Landau verdeutlicht in ihren Werken dieses Miteinander.
Es handelt sich um eine Ausstellung des Deutschen Bundestages in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau in Oświęcim (Polen), der Gedenkstätte Theresienstadt (Tschechien) und dem Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen. Unterstützt werden die Ausstellungen von den Rundfunkanstalten ARD und NDR, vom französischen Verlag Éditions Dargaud in Paris, vom Kölner Verlag Egmont Graphic Novel, von der Universität Osnabrück, vom Museum am Dom in Würzburg und vom Auswärtigen Amt. Kurator ist Jürgen Kaumkötter.
Manfred Bockelmann, Bruder des verstorbenen Sängers Udo Jürgens, geht es mit der Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ darum, „zumindest einigen wenigen Namen und Nummern Gesichter zu geben, sie so aus der Anonymität der Statistik herauszuheben“. Die porträtierten Kinder und Jugendlichen, zwischen zwei und achtzehn Jahre alt, wurden am Wiener Spiegelgrund und in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Hartheim und Theresienstadt sowie anderen Orten zu Opfern.
Diese jungen Menschen wurden zwischen 1941 und 1945 ermordet, weil sie Juden, Slawen, Sinti und Roma oder weil ihre Eltern Gegner des Regimes waren; weil sie an körperlichen oder geistigen Gebrechen litten und als „unwertes Leben“ galten. Dem Rassenwahn des „Dritten Reiches“ nach waren sie „Volksschädlinge“, die man „ausmerzen“ musste, um die vermeintliche „Reinheit des deutschen Blutes“ zu gewährleisten.
Als Vorlagen der Porträts dienten erkennungsdienstliche Fotografien der damaligen Behörden – Gestapo, SS, Ärzteschaft –, die nach der Deportation der Kinder und Jugendlichen in den Spitälern und Lagern gemacht wurden. Dagegen wurden andere, vornehmlich Roma und Sinti, in den Sammellagern dazu aufgefordert, sich bei den Behörden zum Fototermin zu melden. Sie trugen ihre besten Kleider, wollten einen guten Eindruck machen, wussten noch nicht, was ihnen angetan werden würde – und doch ist ihnen allen Angst und Unsicherheit deutlich ins Gesicht geschrieben.
Die Ausstellungen können von Mittwoch, 28. Januar, bis Freitag, 27. Februar, in der Halle des Paul-Löbe-Hauses in Berlin nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden, und zwar montags von 9 bis 15 Uhr, dienstags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr. Anmelden kann man sich telefonisch (030/227-38883) oder per E-Mail (info-ausstellungen-plh@bundestag.de). Zum Einlass am Westeingang des Paul-Löbe-Hauses in der Konrad-Adenauer-Straße 1 in Berlin muss ein Personaldokument mitgebracht werden. (vom/20.01.2015)