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Der Austausch zwischen den Erkenntnissen aus der Wissenschaft und die wirtschaftliche Verwertung in der Industrie funktioniert nicht so reibungslos, wie sich das die großen deutschen außeruniversitären Forschungsgemeinschaften wünschen. Das wurde bei der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung unter Vorsitz von Patricia Lips (CDU/CSU) zum Thema „Wissens- und Innovationstransfer im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation“ am Mittwoch, 25. März 2015, deutlich.
„Oft gibt es eine Lücke, einen Gap, zwischen erkenntnisorientierter Forschung und der Anwendung. Hier muss man eine Brücke schlagen“, sagte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Martin Stratmann.
Auch wenn die Entwicklung bei Patenten, Lizenzverträgen und Ausgründungen in der jüngsten Vergangenheit positiv verlaufen sei, gebe es immer noch eine sogenannte „Innovationslücke“ im Bereich der Grundlagenforschung. Neben dem erheblichen Prüfungsaufwand von der Idee bis zu Vermarktungsreife sei es in Deutschland schwierig, eine ausreichende Finanzierung am Kapitalmarkt zu realisieren, heißt es in der Stellungnahme.
Dr. Rolf Zettl, Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft, unterstützte die Argumentation von Professor Stratmann und sagte, es müsse eine neue Transferkultur geschaffen werden, die zudem dringend einer Professionalisierung bedürfe. Außerdem müssten mehr Anreize geschaffen werden, die Lücke zwischen Wissenschaft und Markt zu schließen.
Prof. Dr. Alexander Kurz, Vorstand Personal, Recht und Verwertung der Fraunhofer-Gesellschaft, hob die Erfolge seines Instituts in diesem Bereich hervor. „Die Anerkennung von Fraunhofer gründet sich entscheidend auf die nachhaltige Ausrichtung der Forschung auf Innovationen“, so Kurz. Als Beispiel nannte er das neu geschaffene Discover-Programm, mit dem unkonventionelle, originelle, kreative und mit hohem wissenschaftlichem Risiko behaftete Ideen gefördert würden.
Die Leiterin der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Dr. Dagmar Simon, sagte, man brauche möglicherweise gar keine neuen Förderformate, sondern müsse die bisherigen vor allem ausdifferenzieren. Sie betonte, dass bei Wissens- und Technologietransfer oftmals das Hauptaugenmerk auf den Technologietransfer gelegt werde. Wenn Wissenstransfer erfolge, dann meist nur im Sinn einer wissenschaftlichen Politikberatung. Sie plädierte für ein „breites Begriffsverständnis, das auch unterschiedliche disziplinäre Zugänge in den Blick nimmt“.
Prof. Dr. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, betonte, dass der Transfer von Forschungsergebnissen und -erkenntnissen eine genuine Aufgabe der Wissenschaft sei. Deshalb habe die Leibniz-Gemeinschaft eine eigene Förderlinie in ihrem aus Mitteln des Paktes für Forschung und Innovation finanzierten Wettbewerbsverfahren etabliert. (rol/25.03.2015)