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Deutschland hat in der digitalen Bildung großen Nachholbedarf. Das war der einhellige Tenor der Sachverständigen, die am Mittwoch, 22. April 2015, vor dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung unter Vorsitz von Patricia Lips (CDU/CSU) über das Thema der digitalen Bildung an Schulen diskutierten. Grundlage des Fachgesprächs waren der Antrag der CDU/CSU und SPD „Durch Stärkung der Digitalen Bildung Medienkompetenz fördern und digitale Spaltung überwinden“ (18/4422) und die Unterrichtung der Bundesregierung zur „IT-Sicherheit - Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt 2015 bis 2010“ (18/4304).
Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Hochschullehrerin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn, betonte, dass es bei der digitalen Bildung nicht nur um die Bereitstellung der technischen Infrastruktur an Schulen gehe, sondern vor allem um die Erstellung von Curricula. Sie sollten Schulentwicklungsmaßnahmen beinhalten, die die Kompetenz der Lehrer erhöhen. Immer wieder wurde in dem Fachgespräch betont, dass viele Lehrer den elektronischen Medien an sich nach wie vor kritisch gegenüberstünden. Deshalb betonte Eickelmann: „Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität.“
Richard Heinen vom Fachbereich Bildungswissenschaft der Universität Duisburg-Essen, hob hervor, dass sich die Bedeutung von Wissen verändert habe. Ziel sei nicht mehr, einen vorgegebenen Wissenskanon zu beherrschen, sondern zu lernen, Wissen im Bedarfsfall verfügbar zu haben und es dann im jeweiligen Kontext nutzbar zu machen. Digitale Medien könnten dabei unterstützen.
Grundsätzlich gehe es aber auch darum, das Verständnis von schulischem Lernen zu überdenken und Schulen auf aktuelle gesellschaftliche Anforderungen auszurichten. Außerdem forderte er, gesetzliche Grundlagen für sicheren und offenen Internetzugang zu schaffen, die Nutzung privater Geräte grundsätzlich zu ermöglichen und IT-Personal für Schulen aufzubauen.
Wie Richard Heinen setzte sich auch Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund für den flächendeckenden Ausbau von Breitband an den Schulen ein. Lübking kritisierte zudem, dass es den Ländern bei der digitalen Bildung an Bildungsplänen fehle. Da müsse dringend nachgebessert werden.
Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow machte auf den grundsätzlichen Bund-Länder-Konflikt aufmerksam, der sich anbahnen könnte, wenn der Bund sich nun vermehrt der digitalen Bildung in den Schulen annimmt. Der Bereich Schule sei nun mal Ländersache. Grundsätzlich begrüßte Müller-Lietzkow - wie alle Sachverständigen – den Antrag der Koalition und das wachsende Augenmerk der Politik auf dieses Thema.
Daniel Seitz, geschäftsführender Gesellschafter der Medienbildungsagentur „mediale pfade.de“, merkte an, dass man bei dem Thema digitale Bildung nicht das Thema Bildungsgerechtigkeit vergessen dürfe. Die Medienkompetenz der Schüler müsse gefördert und die zunehmende digitale Spaltung überwunden werden. Es gehe immer darum, einen selbstbestimmten und souveränen Umgang mit Medien zu fördern, und nicht nur mit den Medien zu lernen, sondern auch über sie. (rol/22.04.2015)