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Man müsse Kinder und Jugendliche stärker in kommunale Projekte einbinden und ihnen mehr Beteiligungsmöglichkeiten geben, so der Tenor der Experten in einer öffentlichen Sitzung der Kinderkommission (Kiko) unter Vorsitz von Susann Rüthrich (SPD) am Mittwoch, 17. Juni 2015. Am 16. April 2015 wurde mit Hilfe des Stadtjugendrings Leipzig das erste Jugendparlament in Leipzig mit 20 jugendlichen Abgeordneten gewählt und konstituiert.
Das neue Jugendparlament der Stadt Leipzig sei ein Anfang, so die Expertin Corinna Graf, Geschäftsführerin Projekt Jugendbeteiligung im Stadtjugendring Leipzig. Das Jugendparlament habe das Recht, Anträge an die Stadtverwaltung zu formulieren - zwischengeschaltet sei der Jugendbeirat, der diese Anträge prüfe und an den Stadtrat weitergebe, erklärte Graf.
Jedoch brauche es sichere Rahmenbedingungen und Prozessbegleitung, es müsse eine Brücke zwischen Jugendpolitik und Verwaltung geschaffen werden. Letztere sei, so Graf, stark von erwachsenen Denkstrukturen geprägt. "Mehr Mut haben und jugendgerechte, erwachsenenuntypische Normen zulassen", empfahl die geladene Sachverständige.
Die Wahlbeteiligung 2015 lag nach Angaben Grafs nur bei etwa 4,3 Prozent: "Das ist viel zu gering und nicht repräsentativ", meinte sie. Man brauche mehr Unterstützung von der Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit, um auf dieses Jugendparlament aufmerksam zu machen. Die Verwaltung sei sich des Aufwands nicht bewusst. Das Jugendparlament müsse von allen Seiten gewollt sein. Graf betonte: "Es braucht eine gemeinsame Mission."
Das sind auch die Ambitionen von Yvonne Lehmann von der Friedrich-Ebert-Stiftung: Jugendlichen Politik nahezubringen. Das Planspiel "Kommunalpolitik" der Stiftung sei deutschlandweit sehr erfolgreich. "Man muss den Jugendlichen Lust auf Beteiligung machen", sagte Lehmann.
Ihrer Ansicht nach lässt sich über kommunale Themen besser reden, weil es greifbare Themen seien wie etwa der Spielplatz an der Schule oder die Fahrradwege vor der Haustür. "Wenn es nicht die Ideen der Jugendlichen sind, dann interessieren sie sich auch nicht dafür", sagte Lehmann. Kinder und Jugendliche müssten von Anfang an beteiligt werden.
Das Ziel der Planspiele sei, so Lehmann, die richtige Beteiligungsform für Kinder und Jugendliche in der Kommune zu finden. "Mit verschiedenen Methoden und Möglichkeiten die Kinder und Jugendlichen ansprechen, um sie zu beteiligen."
Diese Meinung teilte Corinna Graf, die ergänzte: "Es muss von ihnen kommen, und man muss Fehler zulassen." Was auch von der Kiko-Vorsitzenden Susann Rüthrich unterstrichen wurde: "Hauptsache, die Kinder und Jugendliche merken, dass sie ernst genommen werden." (abb/17.06.2015)